6x jährlich erscheint unser Magazin "FriedensForum" und berichtet über Aktionen und Themen der Friedensbewegung. Gerne schicken wir dir ein kostenfreies Probeexemplar zu. Sichere dir hier dein Probeheft zum Thema "Entspannungspolitik".
Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki-Gedenkveranstaltung am 6. August 2021 in Tübingen
- Es gilt das gesprochene Wort –
Liebe Freundinnen und Freunde,
sehr gerne bin ich der Einladung von Kultur des Friedens gefolgt, heute ein paar Worte am Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima zu sagen. Die hunderttausenden Opfer und verheerenden Zerstörungen von Hiroshima und Nagasaki, sind Auftrag und Verpflichtung für uns alle, nicht nachzulassen, für eine atomwaffenfreie Welt zu kämpfen. Deshalb habe ich mich auch an Protesten vor dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz beteiligt, wo 20 US-Atomraketen gelagert sind. Dort übt die Bundeswehr tatsächlich den Einsatz für einen Abwurf von US-Atomwaffen, was für ein Wahnsinn!
Aus Hiroshima wurde also anscheinend nichts gelernt: nach wie vor bedroht die Gefahr eines Atomkrieges die menschliche Zivilisation. Auch heute gibt es tatsächlich wieder US-Militärs, die einen Atomkrieg in Europa für begrenzt führbar und gewinnbar halten. Dafür modernisieren die USA und alle anderen Atomwaffenstaaten gerade ihre Arsenale! Besser wäre, sie würden ihr Denken und Handeln modernisieren, so wie es Albert Einstein nach Hiroshima formuliert hatte: „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“
Denn angesichts der globalen Herausforderungen von Hunger, von Pandemien und des Klimawandels, die wir ja alle erleben, benötigen wir mehr denn je internationale Kooperation statt Konfrontation. Und wir können uns den Rüstungswahnsinn nicht mehr leisten.
Deshalb begrüße und unterstütze ich auch die wunderbare Initiative ICAN, die sich für das weltweite Verbot von Atomwaffen einsetzt, und zu Recht dafür den Friedensnobelpreis erhalten hat. Es ist diese zivilgesellschaftliche Initiative, die den Atomwaffenverbotsvertrag auf den Weg gebracht hat, der von 122 Staaten bei den Vereinten Nationen verabschiedet wurde und nun seit Januar in Kraft getreten ist. Beschämend finde ich, dass Deutschland nicht dabei ist und an dem absurden Prinzip der sogenannten „nuklearen Abschreckung“ festhält. Dagegen haben bereits mehr als 100 Städte in Deutschland den Appell für ein Verbot von Atomwaffen unterzeichnet, es freut mich, dass Tübingen auch dabei ist!
Liebe Freunde,
es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder wir schaffen die Atomwaffen ab, oder die Atomwaffenschaffen uns ab! Deshalb lasst uns weiter kämpfen, damit die zukünftige Bundesregierung endlich den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet und alle US-Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden!
Vielen Dank
Konstantin Wecker ist Muisker und lebt in München.