Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki-Gedenkveranstaltung am 6. August 2021 in Göttingen

 

- Sperrfrist: 6.8., Redebeginn: 11.30 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wer nicht erinnert, vergisst.

Deshalb kommen wir auch in diesem Jahr aus Anlass des Jahrestags des Abwurfs der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki hier zusammen.

Um zu erinnern.

Um zu mahnen.

Denn wer erinnert, kann daraus Lehren ziehen.

Und damit einen Beitrag leisten, dass Geschichte sich nicht wiederholt.

Wir alle kennen die Bilder der explodierenden Atombomben.

Wir wissen, welche kaum vorstellbare Zerstörung, welches unermessliches Leid und welchen qualvollen Tod sie über die Menschen brachten.

Heute stehen wir hier, um gemeinsam diesen Bombenabwürfen auf die Städte Hiroshima und Nagasaki in Japan zu gedenken.

Es ist ein Gedenken zu Ehren der unzähligen Opfer, deren Tod und deren Leiden die Weltgemeinschaft nicht loslassen und niemals loslassen dürfen.

Der Name „Hiroshima“ steht seither für die tödliche und zerstörerische Wirkung von atomaren Waffen.

Das darf sich kein weiteres Mal wiederholen.

Die Göttingerinnen und Göttinger haben den Platz, auf dem das Neue Rathaus steht, nach Hiroshima benannt- als Zeichen eines ständigen Gedenkens an die schrecklichen Ereignisse in den beiden Städten.

Dieser Name soll zugleich auch ein Symbol der Trauer über die Opfer sein und als Mahnung gelten für das Leid, das Atomwaffen über die Menschen bringen. Außerdem beziehen wir damit deutlich Stellung: Vlfir sagen Nein zur weltweiten atomaren Bewaffnung.

In Göttingen engagieren sich die Menschen schon lange gegen Atomwaffen: Hier haben sich 1957 18 führende deutsche Atomwissenschaftler in ihrer international beachteten Göttinger Erklärung gegen die Ausstattung von Truppen mit taktischen Atomwaffen ausgesprochen. Ihr politischer und moralischer Einsatz ist und bleibt für uns bis heute beispielgebend.

Für mich ist es eine logische Konsequenz, dass Deutschland den Atomwaffenverbotsveıtrag unterzeichnet.

Damit steht Göttingen auch heute noch in der Tradition der Göttinger 18.

Göttingen ist Mitglied der Vereinigung „Bürgermeister für den Frieden“. Unsere Stadt ist dort seit 1987 engagiert:

  • Für atomare Abrüstung weltweit.
  • Für den Frieden.

Das tun wir gemeinsam mit über 6.700 Städten auf allen Kontinenten, gemeinsam mit über 430 Kommunen in Deutschland.

Hiroshima und Nagasaki waren Gründungsmitglieder dieser Vereinigung. Ihnen gilt nach wie vor unsere ganze Solidarität.

Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg. Diese Worte von Mahatma Gandhi unterstreichen, dass Krieg niemals Frieden bringen kann.

Ganz in diesem Sinn stehen wir Seite an Seite mit Hiroshima und Nagasaki und mit den vielen anderen, die sich engagieren:

Für Frieden in der Welt und gegen Atomkraft.

 

Rolf-Georg Köhler ist Oberbürgermeister der Stadt Göttingen.