Leitfaden: Friedensgruppen gründen
Leitfaden: Friedensgruppen gründen

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Aktionen sind nicht alles, doch ohne Aktionen ist in der Friedensbewegung alles nichts. Sie sollen Eure Forderungen sichtbar machen, Diskussionen in der Öffentlichkeit anregen oder die politischen Gegner*innen unter Druck setzen. Mit Aktionen soll auf möglichst deutliche Weise ein Missstand aufgezeigt werden. Je klarer die Botschaft der Aktion, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wahrgenommen wird. Fragt Euch vor Eurer Aktion: Wie kann die Aktion so gestaltet werden, dass sie polarisiert? Wie sollte Euer Protest aussehen, sodass Leute später noch darüber sprechen werden?

Gelungene Aktionen müssen nicht immer aufwändig oder teuer sein. Man braucht auch nicht Hunderttausende Menschen mobilisieren. Wichtig ist vor allem, dass sie zielgenau – das heißt: Öffentlichkeitswirksam zur richtigen Zeit am richtigen Ort – stattfinden. Manchmal braucht es dazu nicht mehr als ein gutes Banner.

2.1 Ziele von Aktionen

Eine Aktion funktioniert durch einen starken bildhaften Auftritt, eine klare Botschaft und hat immer ein konkretes Ziel: Durch sie soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache gelenkt, Informationen vermittelt und Menschen zum aktiv werden aufgefordert werden. Bei der Wahl eurer Aktionsform solltet Ihr unbedingt bedenken, dass sie Euch selbst motiviert. Denn wenn die Aktion schon bei Euch kein großes Interesse weckt, warum sollte sie es dann bei Außenstehenden tun?

Wichtig ist die Funktion für Euch als Friedensgruppe. Leute einzubinden, mit konkreten Aufgaben zum Mitmachen motivieren, sichtbare Erfolgserlebnisse zu erzielen, das wirkt sich positiv auf Euer Gruppengefüge und die Stimmung aus. Außerdem können mit einer gelungenen Aktion neue Mitglieder und Unterstützer*innen gewonnen werden.

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2.2 Aktionsformen

Die Palette an Aktionsformen ist riesig. Nicht immer muss es eine „langweilige“ Mahnwache oder „Latschdemo“ sein. Seid kreativ! Zur Anregung findet Ihr hier eine grobe Übersicht:

  • Kundgebungen / Informationsveranstaltungen
    • Darunter fallen die obligatorischen Infostände, kritische Stadtrundgänge, öffentliche (Vor-)Lesungen oder Ausstellungen, Feste und alle Formen von Installationen, wie zum Beispiel Banneraktionen oder der Aufbau ganzer Szenen mit aufwändigen Requisiten.
  • Demonstrationen
    • Eine Demonstration kann mehr sein als eine klassische „Latschdemo“.
    • Blockbildung in einer Demo ist sehr attraktiv, weil dann auch kreative Inszenierungen möglich sind. Lauft doch mal rückwärts oder tanzt um den Lautsprecherwagen, überlegt Euch Kostüme/Masken oder nehmt Requisiten mit!
    • Kreative Elemente kommen selten von selbst; ein*e Demoanimateur*in mit Megaphon und einem Repertoire an Sprechchören und geeigneten Bewegungsspielen ist immer ein Gewinn.
    • Neben Demonstrationen zu Fuß, gibt es auch die Möglichkeit mit dem Fahrrad zu demonstrieren. Das eignet sich z.B. wenn in der Demo längere Strecken zurückgelegt werden sollen. Teilnehmende sind aber beschränkt auf Menschen, die ein Fahrrad besitzen und körperlich fit genug sind damit eine Weile zu fahren. Alternativen oder Erweiterungen fin­den sich u.a. in E-Bikes oder auch Pferden, die auch schon Teil von dieser Art von Demonstrationen waren. Besonders beliebt sind Fahr­raddemos natürlich, wenn es um die Verkehrswende in Deutschland geht.
  • „Besuche“ bei politischen Gegner*innen
    • Besuche bei Militärstandorten (z.B am „Tag der Offenen Tür“), bei Konzernzentralen, Aktionärsversammlungen von Rüstungsunternehmen oder politischen Entscheidungsträgern (Wahlkreisbüros, Stadtparlamente ...) bieten sich an, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen und den bzw. die politische*n Gegner*in direkt mit Euren Argumenten zu konfrontieren.
  • Straßentheater / Inszenierungen
    • Hier kommt es auf Vielfalt und Kreativität an. Unter diese Kategorie fällt jede Form des Theaterspiels, wie das „in die Tonne werfen“ von Koalitionsvereinbarungen, das bildhafte Zerbrechen von Gewehren, Raketen etc. Auch ein pazifistisches Die-In („Tot umfallen“) oder Flashmobs gehören in diese Kategorie. Sinnvoll, gaga, inhaltsschwer oder einfach nur irritierend – funktionieren kann alles, abhängig von Kontext und Publikum. Ein großer Vorteil ist, dass häufig Passant*innen einbezogen werden können.
  • Ziviler Ungehorsam
    • Ziviler Ungehorsam ist immer ein Bruch mit bestehenden Regeln und geht daher oft über eine Verweigerungshaltung (Streik, Boykott) hinaus. Beliebtes Beispiel sind Blockaden – bekannt u.a. durch die zahlreichen Blockaden von Atomwaffenstandorten durch die Friedensbewegung in den 1980er Jahren. Ziviler Widerstand besitzt eine lange Tradition und hat wesentlich dazu beigetragen, heute selbstverständlich geltende Grundrechte wie Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung oder das Streikrecht in der Gesetzgebung zu verankern!
  • Unverträglichkeit Ziviler Ungehorsam und gemeinnützige Arbeit
    • Allerdings gehen gemeinnützige Arbeit und ziviler Ungehorsam, trotz seiner Wichtigkeit nicht direkt Hand in Hand. Ziviler Ungehorsam dient nicht zwangsläufig dem Allgemeinwohl und bleibt eine Straftat. Um als gemein­nützige Gruppe zu agieren, eignet sich das direkte Aufrufen zu einer Straftat nicht wirklich.

Checkliste Aktiv für Frieden

  • Inhaltliche Vorbereitung:
    • Wie ist die politische Lage? Warum ist gerade jetzt eine Aktion sinnvoll? Was müsst Ihr zum Thema wissen?
  • Zielgruppe definieren:
    • Wen wollt Ihr mit Euren Aktionen beeinflussen (die breite Öffentlichkeit? Ein Unternehmen? Eine*n Politiker*in?)
  • Konkrete Ziele definieren:
    • Was soll erreicht werden? Zu welcher Handlung soll Euer Gegenüber bewegt werden?
  • Ort, Zeit und Dauer festlegen:
    • Wann und wo soll die Aktion stattfinden? Und wie lange? Denkt daran, Euch nicht mehr vorzunehmen, als Ihr selber leisten könnt.
  • Mobilisierung:
    • Klären, wie viele Leute bei der Aktion mitmachen sollen und wie sie mobilisiert werden sollen (z. B. bei kleineren Aktionen durch persönliche Ansprache, bei größeren Aktionen durch Flyer, Werbung in den Sozialen Medien,...).
  • Koordination:
    • Eine gute Koordination ist immens wichtig für den reibungslosen Ablauf einer Aktion. Besprecht vorher: Wer kümmert sich um Aktionsmaterial? Wer macht die Pressearbeit? Wer verteilt eure Flugblätter? Wer kümmert sich um den Transport? Wer übernimmt den Kontakt zur Polizei? Wer tritt als Sprecher*in auf? …
  • Training:
    • Werden praktische Vorbereitungen benötigt, damit der Ablauf reibungslos funktioniert (z.B. bei einem Straßentheater)? Sind alle Aktivist*innen im Fall der Fälle in der Lage einen geraden Satz in eine Kamera zu sprechen?
  • Anmeldung:
    • Jede legale Aktion (Demonstration, Kundgebung, Mahnwache) muss bei der Polizei oder dem Ordnungsamt angemeldet werden. Nicht vergessen: Aktionen müssen von der Polizei nicht „genehmigt“ werden! Immerhin gibt es ein Demonstrationsrecht. Das bedeutet, dass die Polizei verpflichtet ist, eure Demonstration zu schützen und ihre Durchführung sicherzustellen.
  • Auswertung:
    • Nachdem Eure Aktion vorbei ist, solltet ihr unbedingt eine Auswertung vornehmen! Was lief gut? Was lief schlecht? Was habt ihr für die nächste Aktion gelernt?

 

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