Ostermärsche und -aktionen 2007


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Ostermärsche und -aktionen 2007

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für den Ostermarsch 2007 in Kiel am 7. April

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

Sieghard Kühl (in Kiel)

- Es gilt das gesprochene Wort! -

bleiben Sie ruhig eine Zeitlang bei uns stehen. Sie bekunden damit auch ihren Wunsch nach Frieden. Der Frieden fällt nicht vom Himmel wie Bomben und Raketen. Für den Frieden muss man sich stetig und aktiv schon in Friedenszeiten einsetzen.

Liebe Friedensfreundinnen " liebe Friedensfreunde,

Ich begrüße Sie herzlich zum Ostermarsch 2007.

Der Ostermarsch hat im nächsten Jahre eine 50-jährige Tradition und richtete sich von seinen Anfängen her gegen eine atomare Aufrüstung.

Seit einigen Jahren werden von den USA uranummantelte Geschosse, Streubomben und Antipersonenminen verwandt, unter denen vornehmlich die Zivilbevölkerung noch langjährig leidet, so dass sich der Ostermarsch seit langem gegen jegliche militärische Konfliktlösung, wendet.

Man sagt: Viele Wege führen nach Rom. Sind es 30 oder 100, ich weiß es nicht.

Ich weiß aber, dass es nur einen Weg zum Frieden gibt.

Es ist der Weg der friedlichen Koexistenz, der gegenseitigen Anerkennung und eines gerechten Interessenausgleichs, des Dialoges auf Augenhöhe, der Kooperation und Solidarität, der rechtzeitigen und friedlichen Beilegung von Konflikten.

Leider haben die Mächtigen dieser Erde einen anderen Weg gewählt. Es ist der Weg des grenzenlosen Eigennutzes und Egoismus, der Weg des schnellen Geldes und der Korruption. Es ist genau das Gegenteil von dem, was die christliche Lehre und die Charta der Vereinten Nationen empfehlen.

Die Wirtschaftstheorie nennt es Globalisierung, meint die Öffnung der Märkte, aber so, wie sie gehandhabt wird, ist es nichts als Ausbeutung der armen Länder und Ausweitung der Armut, auch bei uns. (Einen Satz zu uns: Die seit über 25 Jahre lange Arbeitslosigkeit von mehreren Millionen Menschen ist eine Schande für Politik und Wirtschaft.) Dieser Weg führt heute schon zu Migration, Völkermord und Terrorismus. Am Ende bleibt nur eine langjährige militärische Besetzung, Armut, Zerstörung von Heimat und Kultur.

Zur Zeit hinken wir diesem Weg mit vielem Weh und Ach hinterher, statt selbstbewusst einen eigenen Weg zu gehen. Ich nenne Ihnen drei Kronzeugen:

Altbundeskanzler Schmidt warnte unlängst vor dieser Art Raubtierkapitalismus. Die verstorbene Gräfin Dönhoff nannte eine Essaysammlung "Zivilisiert den Kapitalismus". Und der Chefdirigent des NDR, Christoph von Dohnany, dessen Vater von den Nazis als Widerstandskämpfer ermordet wurde, meinte vor einigen Tagen in New York: Europa müsste Vorbild für ein friedliches Zusammenleben der Völker und für eine zukunftsträchtige Naturschonung sein.

77 % der befragten Bürger, nahezu 30 % der Bundestagsabgeordneten und die beiden Geiseln im Irak sind gegen einen Tornadoeinsatz bei der kämpfenden Truppe in Afghanistan und trotzdem werden diese Maschinen eingesetzt. Dieser militärische Einsatz ist nicht von einem UNO-Beschluss gedeckt.

Was für Bilder waren am Dienstag in den Medien:

Verteidigungsminister beim zaghaften Winken bei den abfliegenden Tornados und die Bundeskanzlerin auf der Fregatte vor Libanon versonnen über das Meer.

Dagegen das Bild von Angst, Trauer und Hilflosigkeit der beiden Geiseln. So sagte auch der Sprecher des Auswärtigen Amtes, ich zitiere,

"Es ist bitter mit ansehen zu müssen wie hier zwei Menschen vor laufender Kamera erniedrigt und gedemütigt werden." (Er hat nicht gesagt, dass es auch die Folge von Politik ist.)

Da sollten wir auch auf die Gegenseite achten. Auf der Globalen-Islamischen Medienfront hieß es:

"Die Frau sei eine Verbrecherin. Sie gehört zu einem Staat, der mit dem Islam und den Muslimen in Feindschaft steht und der Truppen hat, die unsere Frauen und Kinder töten." Sicher ist die Frau keine Verbrecherin, aber dass Hunderte von Zivilbürgern in Südafghanistan sterben, dürfen wir auch nicht übersehen.

Hoch zu achten ist da Oberstleutnant Jürgen Dose aus München, der seinen Einsatz aus Gewissensgründen und Gründen des Menschen- und Völkerrechts verweigerte.

Wir Christen sangen in dieser Karwoche das von Paul Gerhardt gedichtete Kirchenlied aus Zeiten des 30jährigen Krieges: "O, Haupt voll Blut und Wunden" und gedachten dabei auch der Leiden von Kindern, Frauen und Greisen in den Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten von Irak, Afghanistan, Tschechenien, Palästina, Afrika und anderswo.

Es genügt nicht mehr, sich nur über unsere Politiker aufzuregen 0der nicht mehr zur Wahl zu gehen. Auch Krawalle in und vor den Sportarenen sind keine Lösung, wenn auch ein Warnsignal.

Wir Bürger müssen uns mehr in die Politik einmischen und dieses müssen immer mehr Bürger tun, wenn wir den Frieden und die Gerechtigkeit erhalten wollen!

Und darum haben wir uns zum heutigen Ostermarsch hier aus Schleswig-Holstein getroffen. Und ich begrüße besonders diejenigen. die heute schon eine weite Reise hinter sich haben.

Wir demonstrieren gegen Kampfeinsätze der Bundeswehr im Ausland, die nur der wirtschaftlichen Ausbeutung anderer Völkern dienen und den Terror zu uns bringen, gegen Fortsetzung einer weiteren Hochrüstung und neuer Blockbildung in Europa.

Wir solidarisieren uns mit den Friedensbewegungen in Israel und den USA. Auch mit dem Bürgermeister von Trokavec in Tschechien, der sich mit 99 % seiner Bevölkerung gegen die Aufstellung der Radarstation, 2 km von dem Dorf entfernt, wehrt.

Wir wollen, dass in Palästina endlich einmal Ruhe eintritt, dass das palästinensische Volk Lebenschancen und die gleichen Rechte wie die eingewanderten Israelis erhält.

Wir wollen auch Selbstbestimmung und Frieden für den Irak, wie für Afghanistan und Iran und eine zivile Aufbauhilfe für diese Staaten, die seinerzeit in die ideologischen Kämpfe zwischen Ost und West oder in den Kampf ums Öl geraten sind.

Wir wollen keine USA-Raketen in Polen und Tschechien, die nur Unfriede nach Europa bringen.

Wir wollen keine Europäische Verfassung, in der militärische Einsätze außerhalb der Union festgeschrieben und eine stetige Verbesserung der Rüstung vorgeschrieben werden.

Wir wollen keine Kriege um Rohstoffe. Kriege um Rohstoffe sind Angriffskriege.

Wir wollen, dass Kiel eine Friedensstadt wird, und wenn eine Blumenstadt, dann eine für Blumen für den Frieden und nicht für Soldaten, wie einst nach den Polen- und Frankreichfeldzügen.

Und so wünsche ich Ihnen allen eine friedliche, frohe Osterzeit. Ostern ist auch ein Fest des Aufbruchs, der Hoffnung und der Freude.



E-Mail: brisiekuehl (at) t-online (Punkt) de
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