Ostermärsche und -aktionen 2009

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12.04.2009


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Ostermärsche und -aktionen 2009

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede beim Ostermarsch Rhein-Ruhr 2009 am 12. April in Köln

Friedensfahrt der MotorradfahrerInnen, Köln 12.04.09

Günter Baumann (in Köln)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Liebe Motorradfahrerinnen und -Fahrer!
Liebe Antimilitaristinnen und Antimilitaristen!

Eure Friedensfahrt richtet sich gegen die Kriegspolitik dieses Landes und der anderen NATO-Staaten. Hier, auf dem Domplatz stehen wir richtig, um gegen die Kriegspolitik zu protestieren. Denn in diesem Dom segnet Kardinal Meisner in einem Soldatengottesdienst jedes Jahr im Januar das Militär und rechtfertigt die jeweils geltende Militärpolitik.

Unser Protest ist dringend notwendig. Erneut hat die CDU-SPD-Regierung beschlossen, weitere Hunderte von Soldatinnen und Soldaten nach Afghanistan zu schicken.

Unter dem Label "Frieden" weitet diese Regierung ihre Kriegspolitik aus. Mit dem Ruf "Umfassender Ansatz" bindet diese Regierung zivile Organisationen in ihre Militärpolitik ein. Das soll ihre militärische Machtpolitik in Afghanistan durchsetzen helfen. Zentralasien sei der entscheidende Ort, um die wirtschaftlichen Rohstoffe für die deutsche Industrie und ihre Kapitalherrn zu sichern. Diese Festlegung hat die Bundesregierung in ihrem letzten Weißbuch für die Bundeswehr getroffen. Danach richtet sie die Militärpolitik aus und sichert so den Zugriff auf die afghanische Gesellschaft.

Aber die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland lehnt den Militäreinsatz in Afghanistan ab. Deswegen hat die Bundeswehr ihre Propagandaauftritte verstärkt. Der Bundeswehrbeauftragte berichtete im Bundestag: Die Bundeswehr hat große Nachwuchsprobleme. Ihr geht der Nachwuchs aus, denn wer eine Arbeit anderswo finden kann, geht nicht zur Bundeswehr. So hat das Militär seine Werbeaktivitäten vervielfacht und z.B. an den Schulen seine Werbeveranstaltungen verdoppelt.

Und das NRW-Schulministerium schloß am 3. November des letzten Jahres eine Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr ab. Die Jugendoffiziere bilden jetzt die Lehrkräfte aus, auf daß die Militarisierung im Unterricht und in den Köpfen der Jugendlichen vorankomme.

Die Kritik an dieser Militärwerbung ruhte nicht. "Wer die Öffentlichkeit sucht, muß sie auch ertragen."

In über 60 Städten der Bundesrepublik protestierten Kritiker der Militärpolitik:

an Schulen gegen die Werbeauftritte, gegen die Armutsrekrutierung an den Arbeitsagenturen, gegen Bundeswehrstände auf Berufsmessen. An mehreren Orten wurden Musikkonzerte der Bundeswehrkapellen unter dem Motto "Spiel mir das Lied vom Tod" unterbrochen und wirksam gestört.

An der Kölner Arbeitsagentur vertrieben letztes Jahr Kritiker der Rekrutierung von arbeitslosen Jugendlichen den Rekrutierungsoffizier mit pinkfarbenem Mehl und einem

Eimer Putzwasser. Die Bundeswehr hat ihre Auftritte an der Kölner Arbeitsagentur deutlich zurückgenommen.

Letztes Jahr spielte in der Kölner Philharmonie die Bundeswehrkapelle auf, für eine gute Sache, wie die "Kölner Rundschau" anpries, ein Werbegeschäft für das weltweite Töten.

Eine halbe Stunde nach Beginn war erst mal Pause. Der Musikintendant rannte wutentbrannt auf das vibrierende Dach der Philharmonie und empörte sich über das Tanzen und Holzklotz-Klopfen der aktiven Militärgegner: Jetzt sei, verdammt noch mal, der Live-Mitschnitt des Konzerts versaut.

Am Kölner Herder-Gymnasium luden die Mehrheit der Lehrer, einschließlich Direktor, und die Mehrheit der Elternvertreter einen Rekrutierungsoffizier der Bundeswehr zum Tag der offenen Schultür ein. Sie konnten nur schwer in Antwortbriefen an Kölner Militärkritiker darlegen, warum sie jugendliche Schülerinnen und Schüler der Bundeswehr als Kanonenfutter anboten. Nicht wenige der Eltern, die am Tag der offenen Tür die kritischen Flugblätter lasen, waren beunruhigt über die angeblich ganz normale Firma des Tötungsgeschäftes.

Köln ist der größte Standort der Bundeswehr mit über 10 000 Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Angestellten. Der militärische Teil des Flughafens Köln-Wahn, samt der Wahner Kaserne, ist die "Drehscheibe für Auslandseinsätze" - Ihr habt bei der Friedensfahrt im letzten Jahr dort protestiert. - Abtransport und Rückkehr von Einsatztruppen - lebendig und tot - laufen über Köln-Wahn, ebenfalls ein Teil des Transportes von Waffen, Ausrüstung, Fahrzeugen.

Mehrere zentrale Führungskommandos sind in Köln angesiedelt.

Das sogenannte Streitkräfteunterstützungskommando in Köln-Wahn betreibt die gesamte Logistik der Bundeswehr im In- und Ausland. Dieses Kölner zentrale Kommando schrieb den Milliardenauftrag für private Firmen aus, die den größten Teil des Transportes von allen Sachen für die Bundeswehr und von Waffen durchführen sollen. Die Postfirma DHL hat sich beworben. Dafür ist die Postfirma DHL schon heftig kritisiert worden.

Köln ist auch das Zentrum für die katholische Absegnung der Militärpolitik.

Jedes Jahr trabt der amtierende Verteidigungs- und Kriegsminister in diesen Dom, um an Kardinal Meisners Soldatengottesdienst teilzunehmen.

Denn hier segnet Generalfeldkardinal Meisner jedes Jahr im Januar - sinnigerweise verbunden mit dem katholischen Friedenstag - 1500 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und anderer NATO-Staaten.

Erfreulicherweise lassen Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner nicht locker in ihrem Protest gegen diesen katholischen Bundeswehrfan und seine Segnungen des Tötungsgeschäftes.

"In betenden Händen ist die Waffe vor Mißbrauch sicher", so tönte Generalfeldkardinal Meisner und weiter rechtfertigte er das Umbringen durch Bundeswehrsoldaten als von seinem Gott geheiligten Kreuzzug: "Einem Gott lobenden Soldaten kann man guten Gewissens Verantwortung über Leben und Tod anderer übertragen, weil sie bei ihm gleichsam von der Heiligkeit Gottes mit abgesichert sind." Hat der Gott dieses Generalfeldkardinals also schon die richtige Sortiermaschine für die Getöteten angeworfen? Kardinal Meisner pflegt hier einen Jargon, der als Jargon der Vernichtung endlich auch in der katholischen Kirche beendet werden sollte.

90 Prozent der Getöteten in Kriegen sind Zivilpersonen. Im letzten Jahr schossen Bundeswehrsoldaten in Afghanistan auf Personen in einem Wagen. Der Wagen hatte vor einer Militärsperre gewendet und fuhr wieder weg. Die Bundeswehrsoldaten erschossen die Familie von hinten.

Aber dem Kardinal Meisner graust es nicht vor seinen Sprüchen. Er behauptete: Seitdem es Menschen gibt, gibt es Soldaten. Der Kardinal dachte also dabei an Kain, der aus Besitzgier - er wollte die Gunst seines Gottes haben - seinen Bruder Abel erschlug.

Kardinal Meisner und sein Gott sind bei jedem militärischen Tötungsgeschäft dabei. In diesem Jahr wagte er den Spruch: Soldatinnen und Soldaten sind Diener Gottes. Die Bundeswehr sorge für Sicherheit im Inneren und im Äußeren.

Um den Sinn von Meisners Absegnung der Militärpolitik völlig klar zu machen, ertönte diesmal während seiner Predigt auf wundersamem Wege das Lied aus Sergio Leones Film "Spiel mir das Lied vom Tod", gut vernehmbar für einen großen Teil der Zuhörerinnen und Zuhörer.

Gegen die Militärpolitik der Machthabenden auch dieses Landes forderten in Strasbourg letztes Wochenende die NATO-Gegnerinnen und -Gegner:

Auflösung der NATO! Abzug der Truppen aus Afghanistan! Frieden schaffen jetzt!

Fügen wir hinzu und setzen wir uns in Aktionen dafür ein:

Keine Ausbildung zum Krieg! Militärfreie Zonen in Schulen, Arbeitsagenturen, Messen, Hochschulen und anderswo! Bundeswehr wegtreten!



Günter Baumann ist aktiv bei "Bundeswehr wegtreten", Köln

E-Mail: bundeswehr-wegtreten (at) free (Punkt) de

Website: www.bundeswehr-wegtreten.org
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