Ostermärsche und -aktionen 2012

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05.04.2012


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Ostermärsche und -aktionen 2012

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für den Ostermarsch 2012 in Erlangen am 7. April

Liebe Ostermarschiererinnen,
liebe Ostermarschierer,

Frank Riegler (in Erlangen)



- Sperrfrist: 9. April, Redebeginn: ca. 12 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Einen besonders scheußlichen Teil des 1. Weltkrieges beschreibt der Journalist Uwe Nettelbeck in seiner 1976 veröffentlichten Reportage "Der Dolomitenkrieg":

Bericht des Kadetten Dr. Reut-Nicolussi:

"Dem eisigen Wind ausgesetzt, hielt ich mit dem Jäger Frank den ganzen Vormittag am Beobachtungsstand Ausschau, hart an die Sandsacktraverse gepresst, den Blick starr auf das wüste Vorfeld gerichtet. Zu zweit kauerten wir so, nein, zu dritt, ein Toter saß zwischen uns, den Mantel fest zugeknöpft, den Kragen hochgeschlagen, und darüber hingen nur einige blutige Halsmuskeln heraus, den Kopf hatte ein Volltreffer hinweggerissen."

Das ist unser Thema: Die Fratze des Krieges. Nicht Kolateralschäden. Nicht punktgenaue Zerstörung der Waffen der Feinde.

Krieg ist auch nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, wie es Klausewitz formulierte.

Krieg ist nur dort die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, wo Krieg von Beginn an als mögliche Lösung einkalkuliert ist. Wo der Spruch "Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein" Maxime der jeweiligen Politik ist.

Die Politik der Großmächte nimmt den Krieg als kalkulierte Konfliktlösung in ihren Maßnahmenkatalog mit auf.

Die Bundesrepublik Deutschland ist Rüstungsexporteur Nummer 3 in der Welt. Sie beliefert auch Länder mit Waffen, die sich das gar nicht leisten können. Im streng ökonomische Sinn.

Griechenland bekommt aus deutschen Waffenschmieden z. B. U-Boote. Griechenland ist auch durch die Politik der europäischen Zentralbank und der Weltbank in den Ruin getrieben worden.

Und jetzt sollen sie ihr Land mit einer Rosskur wieder gesunden. Das Ergebnis sind soziale Konflikte. In den nordafrikanischen Ländern wie z. B. Libyen wurden Despoten, die über Jahrzehnte Krieg gegen ihr eigenes Volk geführt haben, von den Demokratien des Westens gestützt und anerkannt.

Weil das besondere Interesse nicht den Menschen gilt, sondern den Bodenschätzen.

Die Doppelmoral kann man nur mit der Haltung begründen: Was können wir dazu, dass unser Öl unter dem Wüstensand von Libyen liegt. Die Welt schaut weg, wenn in Zentralafrika Mörderbanden den Kampf um wertvolle Rohstoffe führen und dabei die Ermordung von zig Tausenden in Kauf nehmen und nicht Entwicklung, sondern Not, Hunger und Vertreibung offensichtlich die Zukunft für viele Menschen in Afrika ist.

Wenn ich jetzt hier in einer deutschen Stadt stehe und für den Frieden demonstriere, dann komme ich mir ziemlich zerrissen vor.

Da ist das Privileg, in einem Land leben zu können, das seit 67 Jahren frei von Krieg ist.

Einem Land, von dem zwei Weltkriege in nur 30 Jahren ausgingen, erlebt eine Periode des Friedens wie wohl noch nie in unserer Geschichte: Seit 67 Jahren können wir in Frieden leben.

Und um uns herum leben und erleben immer mehr Menschen den Krieg von seiner scheußlichen Seite.

Berechtigten Optimismus, dass sich dieser Zustand in den nächsten Jahren zum Positiven verändert, gibt es kaum.

Trotzdem:

In Europa haben wir die Errungenschaften der großen Aufklärer: Kant, Hegel, Lessing, Voltaire, Hume, Newton, Spinoza und Andere.

Nämlich:

Die Vernunft macht das eigentliche Wesen des Menschen aus. Diese Macht der Vernunft müssen wir uns täglich erarbeiten, um sie noch mehr verbreiten zu können.

Oder:

Frieden durchsetzen - gewaltfrei!



Frank Riegler ist Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft ver.di

E-Mail: frank (Punkt) riegler (at) verdi (Punkt) de

Website: www.verdi.de
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