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Redebeitrag von Hans Löhr für den Ostermarsch Ansbach am 15. April 2017
- Es gilt das gesprochene Wort -
- Sperrfrist: 15.04., Redebeginn: ca. 11 Uhr -
Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Freunde,
der letzte Sonntag war ein sonniger, warmer, friedlicher Frühlingstag. Wir sitzen bei den Nachbarn vorm Haus. Die Kinder spielen auf der Wiese davor. Alle sind guter Dinge. Plötzlich legt sich der Lärm von Krieg und Tod über das Land wie ein schwarzer Teppich. Direkt über die Häuser und Gärten kommen die Kampfhubschrauber. Sie ersticken das Summen der Bienen, den Gesang der Vögel, das Lachen der Kinder, die Gespräche der Erwachsenen.
Sie dröhnen allen die Parole ins Ohr:
„Ihr da unten habt nichts zu bestellen. Wir haben hier das Sagen, wir die US-Armee in eurem Land. Wenn wir hier am Sonntag den Krieg proben, dann ist uns euer Friede egal. Ihr mögt eure Interessen haben. Aber wir setzen unsere Interessen durch.“ *
Sind das unsere Freunde? Als herauskam, dass die deutsche Bundeskanzlerin von amerikanischen Geheimdiensten abgehört wurde, ja, dass wir alle von der NSA und CIA ausspioniert werden, hat Frau Merkel gesagt: „So etwas tut man nicht unter Freunden.“
- Wenn’s aber doch getan wird, nach wie vor,
- wenn wir hier in der Region als virtuelles Ziel für die Bordkanonen der US-Hubschrauber herhalten müssen,
- wenn die US-Army von deutschem Boden, von Stuttgart aus ihren Drohnenkrieg führt mit zahlreichen zivilen Opfern,
- wenn von Ansbach-Katterbach und Illesheim aus Kampfeinheiten an die russische Westgrenze verlegt werden, um dort zu provozieren,
- wenn das alles geschieht und noch mehr als wir wissen dürfen,
– sind das dann Freunde, die so etwas tun?
Was ist das für ein Verständnis von Freundschaft? Ja, ich habe amerikanische Freunde. Aber sie stecken nicht in Uniform und führen nicht die Befehle von Donald Trump aus.
Und ja, wohl alle hier haben nichts gegen Freundschaft mit den Amerikanern so wie wir Freundschaft mit den Franzosen oder Italienern haben, eine Freundschaft auf Augenhöhe, in gegenseitigem Respekt und mit gegenseitiger Wertschätzung und Achtung unserer Werte und Gesetze. Das aber ist nicht möglich, solange die US-Armee ihre Interessen in unserm Land robust durchsetzt.
Oder ist etwa Donald Trump unser Freund? Man sagt: »Der Preis der Größe ist Verantwortung«. Doch der Milliardär Trump hat nicht die Mittel, diesen Preis zu bezahlen. Darum redet er verantwortungslos daher und sagt so gefährliche Sachen wie: „Wozu haben wir Atomwaffen, wenn wir sie nicht einsetzen?“ So im August 2016 und „Wir müssen endlich wieder Kriege gewinnen.“ So am 27. Februar 2017.
Doch wer Kriege gewinnen will, liebe Freunde, der will auch Kriege führen. Das macht ihn so gefährlich. Darum stehen wir hier und erheben unsere Stimme, um nicht blind in die nächste Katastrophe zu laufen.
Trump wurde in den US-Medien für seinen Militärschlag gegen Syrien fast ausnahmslos gefeiert. Er hat den Befehl dazu gegeben, während er, wie er selbst sagte, mit dem chinesischen Staatspräsidenten Schokokuchen gegessen hat. Auch die Bundeskanzlerin und Außenminister Gabriel unterstützen seinen Militärschlag noch bevor bewiesen ist, wer die Verantwortung für die Giftgasattacke trägt.
Jetzt also hat Trump endlich positive Schlagzeilen. Jetzt weiß er endlich, was er machen muss, um im eigenen Land und im Ausland anerkannt zu werden. Er muss mal eben, während er beim Dessert sitzt, mit Waffengewalt dreinschlagen, um als groß und stark zu gelten.
Ermutigt vom Beifall, hat er vorgestern gleich die derzeit größte konventionelle Bombe auf Afghanistan werfen lassen. Dazu hatte sich bisher kein Präsident vor ihm hinreißen lassen. Das nächste Kaliber sind bereits die Atombomben. Klingelt jetzt endlich der Wecker in Berlin? Ist jetzt endlich Schluss mit den Ergebenheitsadressen unserer Regierung?
David Remnick, der Chefredakteur des Magazins „Der New Yorker“, schrieb nach dem jüngsten Angriff der US-Armee auf Syrien: „Donald Trump hat keine klare Strategie, keinen klaren analytischen Rahmen, er hat Ego, er hat Impulse – das ist kein normaler Führer, noch weniger ein wünschenswerter. Das alles ist ungeheuer gefährlich, aber es ist nicht leicht, das zuzugeben. Nur wenige tun das.“
Leider. In dieser Situation erinnern wir Bundeskanzlerin Merkel an ihren Amtseid, Schaden vom deutschen Volk zu wenden. Wir wollen nicht in die Kriege der Amerikaner hineingezogen werden und wieder Leid über andere Völker bringen.
Wir erinnern an das Versprechen, das Deutschland nach 1945 der Welt gegeben hat: „Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen.“ Auch nicht an der Seite der Amerikaner, auch nicht von Stuttgart, auch nicht von Illesheim, auch nicht von Ansbach-Katterbach aus.
Der amerikanische Verteidigungsminister Robert McNamara schrieb 1995 in seinen Memoiren, 20 Jahre nach Ende des Vietnamkriegs: „Wir haben Fehler gemacht, schreckliche Fehler. Wir sind es künftigen Generationen schuldig, zu erklären, warum das so war.“
Warum kommen solche Einsichten und Eingeständnisse immer erst hinterher?
Wir jedenfalls wollen nicht länger, dass solche Fehler eingestanden, wir wollen, dass sie vermieden werde. Deshalb gehen wir jetzt auf die Straße, um künftiges Unheil zu verhindern und fordern:
- Keine deutsche Unterwerfung unter Donald Trump.
- Keine Kriegsübungen über unseren Köpfen.
- Keine Umweltvergiftung und
- Kein Lärmterror durch amerikanisches Kriegsgerät.
- Keine Unterstützung amerikanischer Kriegseinsätze durch Deutschland.
- Keine US-Spionage in unserem Land und
- Keine Geheimgefängnisse und Folterkammern.
- Wir wollen nicht länger bespitzelt und angelogen werden.
- Nach der Roten Armee muss auch die US-Armee aus Deutschland abziehen.
- Wir wollen endlich ein souveränes Land sein, das sich als guter Nachbar erweist und sich nicht zum Büttel einer fremden Militärmacht erniedrigt.
- Wir wollen dem Frieden dienen und nicht der Gewalt.
In diesem Sinn und trotz allem Frohe Ostern!
Hans Löhr ist Pfarrer und lebt in Sommersdorf.