Redebeitrag von Gisela Fähndrich für den Ostermarsch Hannover am 31. März 2018

 

- Sperrfrist: Redebeginn 31.03.2018, ca. 10 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreunde/Friedensfreundinnen,

„Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin deshalb entschlossen, keine Art von Krieg weder direkt noch indirekt zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.“

Das ist die Selbstverpflichtung der Mitglieder von War Resistance international/Internationale der Kriegsdienstgegner. Vor 60 Jahren gaben sie in Großbritannien und Deutschland den Anstoß für die Ostermärsche. Aktuell war es der Kampf gegen die damals massiv einsetzenden Atombewaffnung. Deshalb auch das Friedenszeichen: Nuclear Disarmament.

Die Aussage der Selbstverpflichtung ist heute so aktuell wie vor 60 Jahren, ja: wir haben augenblicklich das Gefühl: sie ist noch viel aktueller in unseren Tagen. Menschen mit deutschen Waffen aufgerüstet kämpfen gegen Menschen mit deutschen Waffen aufgerüstet. Deutschland brüstet sich seines blühenden Exports. Es sind mörderische Waffen, die diesen Erfolg zu einem ganzen Teil ausmachen. Millionen Menschen leiden unter dem Ausleben der Macht- und Einflussinteressen von Staaten, für die Menschenrechte und Menschenwürde nichts gelten. Gedacht wird nur noch in militärischen Dimensionen. Kompromisse, Zugeständnisse, zivile Konfliktlösungen, das Ernstnehmen der Grundbedürfnisse von Menschen, Ethnien, ihrer Kultur und Religion, werden in die Kategorien der Unbedeutsamkeit verschoben, ihnen  wird  keinerlei Existenzberechtigung mehr zugestanden.

Übrigens hat sich der Waffenexport Deutschlands in den Nahen Osten enorm erhöht – ganz gegen unsere Gesetze. Und bei der diesjährigen Sicherheits-konferenz forderten – in völliger Verkennung humaner und politischer Realitäten – zahlreiche Politiker die Modernisierung und Verstärkung der Waffensysteme als Strategie für Sicherheit und Stabilität. Seit wann schaffen Waffen Sicherheit und Stabilität?

Gegen all den Irrsinn aufzustehen, sich zu Wort zu melden, sich nach allen Möglichkeiten einzusetzen,  das ist unsere Pflicht. Dabei für eine kurze Zeit Station zu machen an einem Ort wie diesem kann helfen. Mahnmal Agidienkirche – eine Kriegsruine. Die Folgen des Krieges nicht einfach total beseitigen, sondern als Erinnerungs- und Mahnmal halten, die Friedensglocke aus Hieroshima anschlagen können. Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

Gotthold Ephraim Lessing fasst das so zusammen:

Geschichte soll nicht das Gedächtnis beschweren, sondern den Verstand erleuchten.

Davon können wir gar nicht genug haben. Nichts unter den Teppich kehren, sondern der Gewalt, dem Unrecht, dem Leid ins Gesicht sehen – so wie es auch die Ruine der Kathedrale von Coventry herausschreien möchte, im November einem sinnlosen deutschen Bombardement zum Opfer gefallen, genauso zahllose Menschen der Innenstadt Coventrys: seht hin und wählt den Weg der Versöhnung.

Die Begründung für den Aufruf: nennt Unrecht und Gewalt beim Namen, bekämpft unmenschliche Machtansprüche! Hat Frithjof Thöns, Schüler des 9.Schuljahres der Gaußschule in Braunschweig in einer Volkstrauertagsrede 2017 so formuliert:

Wenn wir Fehler der Vergangenheit auch dauerhaft als Fehler der Vergangenheit ansehen wollen, müssen wir weg von der Betrachtung des Krieges von oben herab hin zu einer Betrachtung mittendrin. Denn diese Perspektive sagt uns: Krieg ist Leid, Krieg ist Unrecht, Krieg ist Zerstörung, Krieg ist Tod.- Und niemals Sieg.

Danke!

 

Gisela Fähndrich engagiert sich beim Antikriegshaus Sievershausen.