Redebeitrag von Hans-Peter Jung für den Ostermarsch Potsdam am 24. März 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Wir leben wieder im Kalten Krieg. Die USA und Russland sind dabei, ihre Atomrüstungen zu modernisieren. Putin berichtete vor dem Föderationsrat Russlands über Rüstungsanstrengungen und Erfolge. Auch US-Politiker hatten über Steigerung ihrer Rüstung und Modernisierung ihres Atomarsenals berichte. Falls es tatsächlich zum Krieg kommen sollte, wird dieser besonders Europa treffen. Ein atomarer Tod Deutschlands und Europas, vielleicht auch unsere ganzen Planeten ist wieder möglich.

Befürchtungen über Nichterwähnung von Rüstungssteigerung und Waffenexport in den Koalitionsverhandlungen betätigten sich nach der Regierungsbildung. In den Medien wurde die Notwendigkeit der Rüstungssteigerung auf 2% des BIP hervorgehoben. Die USA hatten diese Steigerung der Militärausgaben von der EU gefordert. Ministerin von der Leyen und Minister Maas warben für Fortsetzung der Bundeswehreinsätze im Irak und Afghanistan. Der Export von Rüstungsgütern wird nicht gebremst. Kriegswaffen werden auch in Spannungsgebiete exportiert. Wahrscheinlich ist das mit dem Grundgesetz nicht vereinbar!

Wie Sie wissen, wurde am 10 Oktober 2017 der Friedensnobelpreises an ICAN — die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (International Campaign to Abolish Nuclear weapons) übergeben. Für alle Mitglieder der deutschen Sektion von Internationale Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs — Ärzte in sozialer Verantwortung — IPPNW ist dieser Friedensnobelpreis eine große Freude. Die IPPNW bekam 1982 den Friedenspreis der UNO und 1983 den Friedensnobelpreis.

Die Gründung der internationalen Organisation ICAN erfolgte nach Anregung der internationalen IPPNW. ICAN wurde 2007 gegründet. Ihr gehören z.Zt. 468 internationale Friedensorganisationen in 101 Ländern an. Aus Sorge, dass Deutschland an einer Atombombe arbeite wurde in den USA in Los Alamos die Atombombe entwickelt. Die erste Explosion einer Atombombe erfolgte am 16. Juli 1945 auf dem Testgelände Alamogordo. Der Test wurde Trinity = Dreieinigkeit genannt.

Kurz danach wurden Atombomben über Hiroshima und Nagasaki gezündet. Aus heutiger Sicht waren das Kriegsverbrechen, weil überwiegend Zivilisten getötet wurden. Medizinische Hilfe ist nach einem Angriff mit Atomwaffen praktisch unmöglich. Ärzte und anderes medizinisches Personal sind tot oder nicht einsatzfähig und Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen zerstört. Bei einer Konferenz 150 Jahre nach Gründung der Rot-Kreuz-Organisationen wurde bestätigt, dass medizinische Hilfe nach Atomexplosion nicht möglich ist.

Eine Reihenuntersuchung von 1080 Personen durch eine ukrainische Arbeitsgruppe zeigte 1998, dass noch Jahrzehnte nach einer Atombombenexplosion schwere Gesundheits- und Erbschäden auftreten, ebenso wie nach einer Kernschmelze in Atomkraftwerden.

Ein Abfallprodukt nach Produktion von Atomwaffen und Brennstäben für Kernkraftwerke ist abgereichertes Uran.
Abgereichertes Uran kann wegen seines extrem hohen Gewichts militärisch gut genutzt werden. Uranmunition oder Uranbomben durchdringen nahezu jede Panzerung und jeden Bunker. Dabei entsteht ein Aersol von Uran und Uranoxyd. Das sich in der Umgebung verteilt. Die Uranpartikel werden mit der Atmung oder der Nahrung aufgenommen.
Noch nach vielen Jahren entstehen bösartige Krebs-, Bluterkrankungen, Mißbildungen und Erbschäden über viele Generationen. Diese Schäden sind unwiderlegbar nachgewiesen, auch wenn Militärs behaupten, dass diese Schäden nicht auftreten können.

Uranmunition und Uranbomben wurden zuerst 1991 im Kosovokrieg  und später jedem Krieg angewendet, zuletzt 2015 in Syrien durch die Armee der USA.

Die 5 Atommächte verhandelten von 1968 bis 1970 über einen Vertrag zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen - Non-Proliferation Treaty.
190 Staaten ratifizierten den Vertrag. Danach wurde er seit März 1970 gültig.
Der Vertrag verpflichtet die Atommächte, die Atomwaffen abzuschaffen.
Dieser Vertragsteil wird nicht eingehalten! Eine friedliche Nutzung ist allen Staaten erlaubt, auch dem Iran.
Ican kämpft seit 2007 für Abschaffung dieser Waffen.

In Deutschland lagern 20 Atombomben.
Lt. Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Koalition sollten die in Deutschland lagernden Atomwaffen abgezogen werden. Das bestätigte der Bundestag 2010. Sie liegen weiter in Büchel.

Jetzt sollen diese Bomben mit Millionenaufwand modernisiert werden.
Der Kampf um den Abzug geht weiter …

US General Omar Bradley, ein Zeuge der Zerstörung Hiroshimas sagte:
"Wir leben in einem Zeitalter der nuklearen Riesen und der ethischen Zwerge,
Wir haben die Geheimnisse des Atoms entschleiert
und die Lehren der Bergpredigt vergessen. …"

Die Rüstungsausgaben 2016 betrugen nach den Angaben des Friedensforschungsinstituts in Stockholm und dem Internetprogramm Statista:
In den USA, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und der BRD zusammen
756,1 Milliarden $.
Von Russland wurden 69,2 Milliarden $ für Rüstung ausgegeben.

Die Welt ist in größter Gefahr Arte-Bericht über Böll: "Ansichten eines Anarchisten“: "Teuerstes Idiotenspielzeug der Welt: Waffen“

Beunruhigend ist, dass die modernen kleinen Atomwaffen beider Seiten die Wirkung der Atombomben haben die Hiroshima und Nagasaki zerstörten.
Kurz und Mittelstreckenraketen erhöhen die Gefahr. Damit werden die Vorwarnzeiten so kurz, dass ein diensthabender Offizier einfach keine Zeit zur Prüfung hat, ob nicht doch ein Systemfehler vorliegt und den Atomalarm verzögert, wie 1983 der Diensthabende Oberst in Russland. Er konnte nachdenken und einen Computerfehler erkennen. Zu Recht bekam Stanislaw Petrow dafür 2013 den Dresdner Friedenspreis.

Der Vorsitzende von „Ärzte gegen Atomkrieg“, Dr. Alex Rosen, stellte fest: Wenn uns von unterschiedlichen Seiten gleichzeitig vorgeworfen wird, zu kritisch gegenüber der NATO zu sein und zu kritisch gegenüber Russland, dann liegen wir offenbar genau richtig.

Seit einigen Jahren erfolgen Blockaden von Zugängen zum Fliegerhorst Büchel in dem US-amerikanische Atombomben lagern. 2018 sind 20 Wochen lang Blockaden geplant. Unter uns sind Teilnehmer der Blockaden von Zugängen zum Fliegerhorst.

Mit dem Staffellauf „Frieden geht“ von Oberndorf, dem Sitz der Firma Heckler und Koch über viele Orte in denen Waffen produziert werden nach Berlin wird durch die Arzte gegen Atomkrieg auf die Waffenproduktion aufmerksam gemacht. Auch Potsdam ist ein Etappenziel und am 1. Juni wird deshalb eine Kundgebung in Potsdam stattfinden.

Weltweit gibt es sehr viele Friedensorganisationen. Ihr Einfluss reicht noch nicht, um den Rüstungswahnsinn zu stoppen.
Die Welt ist in größter Gefahr!
Die sogenannte Atomuhr steht z.Zt. auf 2 Minuten vor 12 Uhr, d.h. dem Untergang unserer Welt.
Viele sind in großer Sorge, ich auch.

Einige Friedensorganisationen:
ICAN, IPPNW, Mayors for Peace, IALANA, Friedenskoordination Potsdam Netzwerk Friedenskooperation, …

 

Dr. Hans-Peter Jung ist bei der IPPNW aktiv.