Redebeitrag von Horst-Peter Rauguth für den Ostermarsch Saarbrücken am 31. März 2018

 

- Sperrfrist: Redebeginn 31.03.2018, ca. 12.30 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Aus der britischen Kampagne für nukleare Abrüstung (Campaign for Nuclear Disarmament, kurz CND), entstand vor 60 Jahren ein Erkennungszeichen für den allerersten Ostermarsch von London zum Atomforschungszentrum Aldermaston. Es kombiniert die beiden Buchstaben N und D (für Nuclear Disarmament) aus dem internationalen Flaggenalphabet. Das Peace-Zeichen steht also für atomare Abrüstung. Der Designer dieses Zeichens Gerald Holtom hat nach eigener Auskunft zugleich das Bild eines vom Erdball umgebenen verzweifelten Menschen gezeichnet. Die Hände dieses Unglücklichen zeigen wehrlos nach außen, wie in dem berühmten Bild von Goyas Bauer, der vor dem Erschießungskommando steht.

Damit weißt dieses Zeichen auch auf die ungeheuerliche Bedrohung der Menschheit durch Atomwaffen hin. Atomwaffen bedeuten den massenhaften Tod von Menschen auf besonders grausame Weise und durch Verstrahlung die langfristige Zerstörung des Lebens und seiner Grundlagen, was aber schon lange völkerrechtlich und im Militärrecht geächtet ist. 

Ende der fünfziger Jahre wuchs die kleine Schar von Atomwaffengegnern in Windeseile zu einer Massenbewegung an und ihr Symbol verbreitete sich rasant weltweit. Holtom trug dadurch dazu bei, dass er sich seine Erfindung nie urheberrechtlich schützen ließ, da es als Symbol für Frieden frei sein müsse für alle.

In Deutschland haben die Ostermärsche sich in eine bis heute regelmäßig jährlich stattfindende tradierte Ausdrucksform der Friedensbewegung entwickelt und das immer noch auch wie damals

„um den totalen Verzicht auf den Atomkrieg und seine Waffen als einen ersten Schritt zur Abrüstung durch Großbritannien und alle anderen Länder zu erreichen“

Einen neuen und schließlich erfolgreichen Höhepunkt erreichte die Friedensbewegung 1979–1983 im Kampf gegen die Neutronenbombe und den „NATO-Doppelbeschluss“ zur Stationierung von Kurz- und Mittelstrecken-Atomwaffen in der Bundesrepublik. 1983 nahmen etwa 700.000 Menschen an verschiedenen Aktionen zum Frieden teil. Auch die Ostermärsche dieser Zeit nahmen an diesem Aufschwung teil.

Heute, unsere Schar ist kleiner geworden, aber das Zeichen existiert weltweit weiter, dient das Zeichen der Aufforderung an die Bundesregierung, wie zwei Drittel der UN-Staaten dem internationalen Verbot von Atomwaffen beizutreten und sich dafür einzusetzen, dass die Atomwaffen aus Büchel abgezogen und modernere Atomwaffen nicht produziert werden, die den Krieg wahrscheinlicher machen.

Es ist ein Skandal, dass in unserem Namen und angeblich zu unserem Schutz weiter Massenvernichtungswaffen gebaut, vorgehalten und mit deren Einsatz gedroht wird und damit die Vernichtung der gesamten Menschheit in Kauf genommen wird.

Aber am 7. Juli  verabschiedeten 122 UNO-Staaten - knapp zwei Drittel der 193 Mitglieder der Generalversammlung-  ein völkerrechtlich verbindliches Abkommen zur weltweiten Ächtung von Atomwaffen.

Der Vertrag wurde am 20. September 2017 in Anwesenheit der Außenminister bei der UN-Vollversammlung in New York  feierlich zur Unterschrift freigegeben.

Mit dem Vertrag verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten „niemals und unter keinen Umständen atomare Waffen oder andere atomare Sprengsätze zu entwickeln, produzieren, testen, erwerben, besitzen oder zu lagern“. Verboten werden  auch die „Weitergabe“ von Atomwaffen sowie der „direkten oder indirekten Kontrolle über A-Waffen „ an irgendwelche anderen Empfänger". Zudem dürfen die Vertragsstaaten auf  ihrem Territorium weder die Stationierung noch den Transport von Atomwaffen anderer Staaten zulassen. Würde Deutschland dem Abkommen beitreten, müssten daher die US-amerikanischen Atombomben aus Büchel abgezogen werden. Auch müsste Deutschland die Politik der „nuklearen Teilhabe“ in der NATO aufgeben, zu der leider auch die neue Bundesregierung weiter steht.

Das Abkommen sieht zudem finanzielle, psychologische und andere Unterstützung vor für die noch lebenden Opfer der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki sowie für Menschen, die oder deren Wohngebiete durch die Atomwaffentests der letzten 75 Jahre radioaktiv verstrahlt wurden.

Dass die Verhandlungen über ein Atomwaffenverbot auf UNO-Ebene überhaupt zustande kamen, ist auch ein großer Erfolg aller Mitglieder der Friedensbewegung, die sich seit Jahrzehnten weltweit für die Abrüstung dieser Massenvernichtungswaffen und ihr vollständiges  Verbot engagieren. In den letzten Jahren beteiligten sich viele Initiativen und Organisationen der Friedenbewegung ,auch meine internationale katholische Friedensbewegung pax christi, an der „"Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen“ (ICAN-International Campaign for the abolition of nuclear weapons), dem  Friedensnobelpreisträger 2017!, die mit gut organisiertem Lobbying gegenüber den Regierungen der UNO-Mitgliedsstaaten schließlich im Oktober 2016 den Beschluss über die Aufnahme von Verbotsverhandlungen durch setzte. Und dies trotz massiven Gegendrucks, Einschüchterung und Erpressung durch die USA , Deutschland und andere NATO-Staaten, die diese Verhandlungen unbedingt verhindern wollten.

 

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde!

Wir Christen feiern an Ostern die Auferstehung Jesu Christi, der nach einem leidensreichen Weg, den Tod am Kreuz erlitt. Er trat für das Heil der Menschheit ein und lehnte eine gewaltsame Durchsetzung von Zielen ab. Ja er fordert zur Feindesliebe und gewaltlosem Widerstand auf. Dass er getötet wurde, schien das Ende seines Anliegens und Wirkens zu sein. Doch stehen heute Millionen Menschen guten Willens zu seiner frohen Botschaft der Gerechtigkeit und des Friedens. Der heute 93jährige Schweizer Theologe Kurt Marti formuliert in seinem anderen Osterlied:

Das könnte den Herren der Welt ja so passen,
wenn erst nach dem Tod Gerechtigkeit käme,
erst dann die Herrschaft der Herren,
erst dann die Knechtschaft der Knechte
vergessen wäre für immer!

Das könnte den Herren der Welt ja so passen,
wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe,
wenn hier die Herrschaft der Herren,
wenn hier die Knechtschaft der Knechte
so weiterginge wie immer.

Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden,
ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle
zur Auferstehung auf Erden,
zum Aufstand gegen die Herren,
die mit dem Tod uns regieren                                          

(Kurt Marti, heute 93jähriger evangelischer Theologe aus Bern, Schweiz)

 

Dazu sage ich AMEN, So sei es!

 

Diakon Horst-Peter Rauguth ist bei Pax Christi aktiv.