Redebeitrag für den Ostermarsch Gronau am 19. April 2019

 

- Sperrfrist: 19. April 2019, Redebeginn: 13 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

„Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geliehen.“ Dieses indianische Sprichwort begleitet mich, seitdem ich mich in den 80iger Jahren wie Hunderttausende in meiner Generation für die Abschaffung von Atomwaffen und Atomenergie, und für den Frieden engagiere. Es fiel mir wieder ein, als ich die Freitagsdemonstrationen der Schülerinnen und Schüler für die Begrenzung des Klimawandels anschloss. Die Klimabewegung, die Friedensbewegung und die Antiatombewegung gehören zusammen, wir alle nehmen teil daran, unseren Planet, die Erde, die Schöpfung zu bewahren.

In den letzten Jahren sind die Rufe von deutschen Sicherheitsexperten nach deutschen Atomwaffen und zuletzt von einem hohen deutschen Militär, dem Vier-Sterne-General im Ruhestand, Klaus Naumann, nach europäischen Atomwaffen wieder laut geworden. Ja, ihr hört richtig, es geht nicht um Abrüstung, sondern um atomare Aufrüstung, die bestehenden Atomwaffen Großbritanniens und Frankreichs können ja nur in nationaler Hoheit eingesetzt werden.

Nach der Kündigung des Mittelstrecken – Raketenvertrags, dem INF-Vertrag, fand ich eine sehr erhellende Erklärung von dem amerikanischen Rüstungsexperten Brad Roberts für den Rückzug der USA aus dem INF-Vertrag:

Zitat: „Amerika will, dass seine deklarierte Politik – jederzeit auf einen Nuklearangriff mit einem Vergeltungsschlag reagieren zu können – glaubwürdig bleibt. Die Verbesserung der russischen Flugabwehr macht es für Nato-Flugzeuge praktisch unmöglich, durchzukommen und Bomben abzuwerfen. Daher sind die USA an zusätzlichen Möglichkeiten in Form von Marschflugkörpern größerer Reichweite interessiert, die sie auf See stationieren könnten.“(1)

Ja, ihr habt richtig gehört, das Ziel der USA in seiner Atomwaffenpolitik ist es, überall seegestützte, also Atomwaffen auf seinen U-Booten zu stationieren, um überall auf der Welt und jederzeit mit einem nukleare Vergeltungsschlag reagieren zu können.

Wenn wir uns den Begriff Atom-U-Boot gestützte Atomwaffen merken, dann verstehen wir auch, weshalb die USA plötzlich das auf knapp 20 % angereicherte Uran brauchen, HALEU.

Mit diesem Brennstoff kann der atomgetriebene Reaktor an Bord das U-Boot und seine Waffen einfach viel länger unter Wasser transportieren. Und für diesen militärischen Sektor bereitet sich der Weltkonzern URENCO vor, im ersten Schritt mit seiner Konzerntochter in den USA vor.

Denn eins ist klar, die Trennung zwischen ziviler und militärischer Nutzung der Atomkraft löst sich auf, diesen Prozess sehen wir überall auf der Welt, z.B. beim Bau des Atomreaktors Hinckley Point in Großbritannien.

Warum aber lehnt die Bundesregierung es ab, ganz aus der Urananreicherung in der Gronau auszusteigen? Dient die UAA in Gronau als Eintrittskarte, mit der Deutschland sich in einem zukünftigen europäischen Atomwaffenklub einkaufen will?

Wir warnen: Kein Spiel mit dem atomaren Feuer! Wir Menschen wollen leben, wir Menschen in Deutschland, in Europa brauchen unsere Steuergelder für unsere Kinder, für eine Wende in den Bereichen Energie, Verkehr und Agrarlebensmittel, für ein solidarisch finanziertes Sozialsystem in Europa.

Damit Ihr alle aktiv werden könnt:

  • Bitte unterschreibt Unterschriftenaktionen „abrüsten statt aufrüsten“ und den Appell an die Bundesregierung, dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten.
  • Außerdem protestiert bei Eurer Sparkasse, weil sie mit Eurem Geld in Atomwaffen und andere Rüstungsprojekte investieren. Nehmt Euch den Urgewald-Flyer mit!

Vielen Dank!

 

Dr. med. Angelika Claußen ist niedergelassene Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Präsidentin der IPPNW Europa.

 

Anmerkung:

(1). https://www.nzz.ch/international/europa-hat-schon-genug-atomwaffen-ld.14...