Redebeitrag für den Ostermarsch Bielefeld am 20. April 2019

 

- Sperrfrist: 20. April 2019, Redebeginn: 13:30 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

danke an alle, die heute hier Gesicht zeigen und deutlich machen:

  • Wir wollen die Welt sicherer machen.
  • Wir wollen nicht Krieg sähen, sondern Antworten finden, die Frieden schaffen:

Die große Friedensbewegung der 80er Jahre hat mich geprägt.

Ich war noch ein Kind und auf meiner ersten Demo: in der einen Hand das Friedenslicht und an der anderen Hand meine Mama.

Viele von Euch haben diese Friedensbewegung mitgeprägt.

Gemeinsam mit vielen andern habt ihr damals deutlich gemacht, dass eine Fortsetzung des Wettrüstens und des Kalten Krieges nicht akzeptabel ist. 100.000e von Menschen wurden motiviert dafür ein-zutreten, dass ein „weiter so“ keine Lösung ist.

Ich wünsche mir, dass wir die Kraft und Stärke der 80er Jahre zurück-gewinnen und wir nicht nur bei den Ostermärschen lautstark deutlich machen: Wir wollen eine friedliche Welt! Wir dürfen die Lösung von Konflikten nicht im Militärischen suchen!

In Europa erleben wir in den letzten Wochen eine tolle Entwicklung bei Jugendlichen, sich für die Zukunft dieses Planeten einsetzen. Mit „Friday for future“ machen sie lautstark Druck auf das politische Establishment und das ist gut so!

Im letzten Jahr haben wir in der USA eine ähnliche Dynamik erlebt. Hunderttausend junge Menschen gingen gegen Waffengewalt auf die Straße. Ihnen ging es weniger um ein internationales Wettrüsten, sondern um schärfere Waffengesetze in den USA. Der letzte Amok-lauf in Parkland, Florida, hat das Fass nämlich endgültig zum Überlaufen gebracht und ungeahnte Kräfte mobilisiert.

Auch wenn der Anlass ein anderer ist, die Grundhaltung dieser jungen Amerikanerinnen und Amerikaner ist dieselbe wie unsere: Die richtige Antwort auf Waffengewalt ist nicht mehr, sondern weniger Waffen!

Ich wünsche mir, dass diese jungen Menschen mit ihrem Protest Erfolg haben und sich viele weitere anschließen. Denn nur gemeinsam wird es gelingen, der Waffenlobby die Stirn zu bieten und die Regierung Trump zum Handeln zu zwingen. Und ich wünsche mir, dass et-was von dieser Energie von den USA zu uns rüber schwappt und sich auch hier eine breitere Masse unserem Friedensprojekt anschließt.

Denn die Welt wird nicht nur zunehmend von Kriegen und Krisen er-schüttert, sie rücken auch immer näher an uns heran. Der Nahe Osten, Syrien, Irak und Jemen, wo seit Jahren täglich Menschen sterben, liegt nur wenige Flugstunden von uns entfernt. Wir können und wir dürfen nicht so tun, als ginge uns das nichts an. Wer so tut, als wäre es damit getan, die Grenzen zu schließen und Europa immer weiter abzuschotten ist nicht nur herzlos, sondern auch sehr naiv.

Aber nicht nur die vielen Krisenherde auf der Welt machen mir Sorgen, sondern auch die scharfe Rhetorik vieler Politiker. Für Erdogan oder Trump geht es nicht um das Einende, nicht darum zu versöhnen, sondern darum, einseitig Interessen durchzusetzen. Freund- und Feindbilder werden entworfen und Zwietracht in der eigenen Bevölkerung und mit anderen Nationen gesät. Und auch bei uns sind Hass und Hetze keine Randphänomene mehr, rechtspopulistische Kräfte versuchen, einen Keil in die Gesellschaft zu treiben. Diesen Bewegungen müssen wir uns klar entgegenstellen.

Wir Gewerkschaften haben nicht nur klare Vorstellung einer gerechten Gesellschaft auf dem Arbeitsmarkt. Als politische Organisation haben wir fünf klare Botschaften für eine friedliche Gesellschaft:

Wir wenden uns entschieden gegen eine Aufstockung der Militärhaushalte. Das 2 Prozent-Ziel der Nato-Mitgliedsstaaten lehnen wir entschieden ab, es würde fast eine Verdoppelung des Militäretats bedeuten.

Wir machen uns für eine restriktive Rüstungsexportpolitik stark. Deutschland liefert derzeit so viele Waffen in Krisengebiete wie noch nie. Dieser Wahnsinn muss endlich aufhören!

Wir wollen, dass auch Deutschland den UNO-Vertrag über das Verbot von Atomwaffen unterzeichnet, wie es bereits 130 Staaten getan haben. Heute existieren auf der Welt noch etwa 15.000 Nuklearwaffen, das sind 15.000 zu viel.

Wir sind dagegen, dass der Friedensnobelpreisträger Europäische Union ein Militärpakt wird. Wir wollen, dass Europa ein Vorreiter wird für friedliche Konfliktlösung.

Und wir möchten verhindern, dass die Kriegsführung durch Kampfdrohnen technisch verfeinert wird. Wir wollen, dass Techniken und Fähigkeiten zur Friedensfindung entwickelt und ausgebaut werden!

Ich bin ein großer Fan von Erich Kästner. Er hat nicht nur wunderbare Bücher geschrieben, sondern einen ganz treffenden Satz gesagt: „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“

In diesem Sinne wünsche ich Euch noch eine motivierende Veranstaltung und einen schönes Osterfest!

Glück auf!

 

Anke Unger ist Geschäftsführerin der DGB RegionOstwestfalen-Lippe.