Grußwort für den Ostermarsch Limburg am 3. April 2021

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder,

das vergangene Jahr brachte uns viele traurige Neuerungen und Rekorde. Einer darunter: Die weltweiten Rüstungsausgaben stiegen auf ein Rekordniveau seit 1988 (1.917 Milliarden US-Dollar). In einem Jahr, in dem eine weltweite Pandemie mit ungeahnter Wucht hereinbricht, in dem Millionen von Menschen Armut, Krankheit und Tod droht, sind die Rüstungsausgaben so hoch wie kurz vor dem Ende des Kalten Krieges.

Es ist noch keinen ganzen Monat her, da veröffentlichten das Statistisches Bundesamt (Destatis), das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) den „Datenreport 2021 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland“. Aus diesem geht hervor, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland durch Corona noch verschärft wurde. Besonders Menschen, die am Existenzminimum leben, klagen über die sich verschlimmernde Situation. Corona-Boni für Pflegekräfte, Wirtschaftshilfen und Überbrückungsgelder werden aufgrund bürokratischer Hürden oftmals sehr spät ausgezahlt. Gastronomen, Künstler und Solo-Selbstständige sind in ihrer beruflichen Existenz bedroht.

Die deutschen Rüstungsausgaben dagegen, die schon im Jahr 2020 gestiegen waren, sind mit knapp 47 Milliarden Euro für das Jahr 2021 noch einmal höher angesetzt worden. Runtergerechnet auf die Mannstärke der Bundeswehr bedeutet das etwa eine Viertelmillion Euro pro Soldatin und Soldat. Zum Vergleich: Finanzschwache Familien können einen Kinderzuschlag von 205 Euro pro Kind für eine Laufzeit von sechs Monaten beantragen (1.230 Euro); Solo-Selbstständige mit geringen betrieblichen Fixkosten können einmalig die Neustarthilfe von bis zu EUR 7.500 Euro beantragen. Global stehen besonders die afrikanischen Länder vor der Not, den Impfstoff sowie die notwendige Distribution nicht zahlen zu können.

Nutzen wir diesen Ostermarsch, um an die deutsche Regierung und die Europäische Union zu appellieren, die soziale Situation im Inland und auf der Welt stärker in den Blick zu nehmen und zusätzliche Mittel für vulnerable Gruppen im Land (Menschen in Armut oder am Existenzminimum, Menschen mit Migrationshintergrund) sowie für die Entwicklungshilfe bereitzustellen.

Für Ihren Einsatz an diesen Tagen sei Ihnen gedankt, und ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest. Bleiben Sie behütet.

Ihr Gerog Bätzing

Limburg, 25. März 2021

 

Dr. Georg Bätzing ist Bischof von Limburg.