Redebeitrag für den Ostermarschauftakt in Gütersloh am 3. April 2021

 

- Sperrfrist:3. April 2021, Redebeginn: 10 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freund*innen des Ostermarsches,

es ist gut, dass wir heute hier sind!

Es ist wichtig, dass wir uns hier in unserer Stadt zeigen: gegen Aufrüstung und Kriegspolitk, für Nachhaltigkeit, Abrüstung und Friedensinitiativen.

Wir gehen auf die Straße im Namen der Humanität: damit unsere Gesellschaft anders wird, wirklich anders: ein guter Ort für alle; ein neuer Lebensstil des „Genug“, eine Achtsamkeit füreinander …

Auch wenn wir wenige sind, wir sind da!

Ich möchte Euch und mir heute Mut machen, österlichen Mut. Nicht umsonst beteiligten wir uns am Oster-Marsch.

Es braucht Ermutigung. Denn die Gegenkräfte sind stark. Und es steht zu befürchten, dass sich am Ausgang der Pandemie ein Weiter so durchsetzen wird. Da kann der Mut schon schwinden. Und mal ehrlich: wenn Du dich heute fragst: für wie wahrscheinlich hältst du es, dass sich zeitnah die Welt in unserem Sinne wirklich nachhaltig verändert, auf einer Skala von 1 bis 10, was denkst du?

Ich möchte Euch österlichen Mut machen. Nein, besser:  ich möchte von Ostern her Mut schöpfen – und Ihr erlaubt mir, als Pastor an die österliche Kraft der Verwandlung zu erinnern.

An Ostern geht es ja (auch) um die Frage, wie wir mit der erdrückenden und manchmal lähmenden Kraft politischer Machtverhältnisse umgehen.

Karsamstag steht für das vermeintliche Scheitern einer Bewegung der Humanität für eine andere Gesellschaft – das Scheitern an den realen Machtverhältnissen. Mit der Hinrichtung von Jesus, gebrandmarkt als politischer Aufrührer, war bei seinen Anhängern die Hoffnung auf eine andere Gesellschaft auf den 0-Punkt gesunken. Verängstigt und zutiefst enttäuscht zogen sie sich zurück.

Doch dann geschah das Unerwartete:  diese verunsicherten Menschen spürten wieder das Feuer der Humanität. Da gab es eine neue Kraft und Begeisterung. Sie kamen zusammen. Sie gingen nach draußen und traten wieder für das ein, wofür Jesus gestanden hatte. Sie steckten andere an ( was für eine Vorstellung in Coronazeiten) und es gab einen großen Aufbruch …

Das ist das Geheimnis von Ostern:  in der verletzlichen Liebe, in der Hingabe für eine andere Welt, wohnt eine verborgene Kraft, die stärker ist als der Tod. Ostern feiern ist auch eine Übung, nicht vor scheinbar klaren Machtverhältnissen zu kapitulieren.

In diesem Sinne lasst uns Mut fassen!

Und ich lade Euch ein, dass wir uns in einem kleinen Moment der Stille mit den Menschen verbinden, die jetzt wie wir in Gütersloh, an vielen anderen Orten auf die Straße gehen für eine andere Welt!

- Schweigeminute -

Danke!

 

Stefan Salzmann ist Pastor der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh.