Redebeitrag für den Ostermarsch Berlin am 3. April 2021

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Ich freue mich, dass trotz der aktuellen Situation so viele Menschen heute gekommen sind, um ein Zeichen für den Frieden und Abrüstung zu setzen. Besonders in Zeiten von Corona müssen wir auf die demokratische Teilhabe bestehen und diese verteidigen. Wir dürfen auf die Straße gehen, ja, wir müssen sogar. Es ist wichtig, dass wir auch in diesen Zeiten zusammenkommen und demonstrieren gehen und die Straßen nicht denen überlassen, die Regeln absichtlich ignorieren und unser aller Gesundheit gefährden. Das gibt mir Hoffnung.

Sicherheit ist ein Gefühl, dass wir alle kennen. Ebenso fühlen wir uns manchmal unsicher. Besonders in Zeiten der Krise. Ob nun in einer Pandemie, bei der man sich auf einfachstem Wege infizieren kann, in einem konfliktreichen Gebieten, in den Menschrechte verletzt und Unschuldige getötet werden oder in einer Zeit der Klimakrise, die eine ungewisse Zukunft mit möglichen Verteilungskämpfen für uns bereithält. Krisenzeiten sind schwierige Zeiten. Sie verlangen Gemeinschaft, Aktivismus und Engagement, um sie zu überwinden.

Was mir auch Hoffnung gibt sind die vielen Menschen, Hunderte mit denen ich während der Organisation der großen Friedenswanderung der NaturFreunde Deutschlands „Frieden in Bewegung“ aktiv zu tun hatten, im letzten Jahr während Corona und auch davor. Das Friedensengagement ist weiterhin ungebrochen und in fast jeder Stadt findet sich mindestens eine Friedensinitiative. Auch heute wieder finden hunderte Demonstrationen in ganz Deutschland statt, und dies zurecht. Dies zeigt, dass das Thema Frieden immer noch aktuell ist und sein muss.

Denn noch immer werden Rüstungsexporte in Länder mit fragwürdigem Menschenrechtsverständnis geliefert, noch immer sterben Menschen weltweit durch deutsche Waffen, noch immer gilt eine atomare Aufrüstung und eine nukleare Abschreckung als „Friedenswerkzeug“, noch immer wird die Außenpolitik von Drohgebärden und Sanktionsspielereien beherrscht, noch immer verdienen sich Firmen wie Heckler & Koch und Rheinmetall eine goldene Nase auf Kosten tausender Menschenleben. Auch die deutsche Bundesregierung muss sich deshalb endlich der Frage ihrer Verantwortung stellen und endlich vom geforderten 2%-Ziel der NATO abrücken. Als Drehscheibe militärischer Manöver und Drohgebärden sind sie Teil dieser Aggressionspolitik. Nur 10 Länder dieser Erde sind verantwortlich für 75% der Militärausgaben, und Deutschlands ist mit dabei. Wenn wir am 2%-Ziel festhalten wären wir bald auf Platz drei oder vier. Kriegt beginnt hier.

Wir sagen Schluss damit. Deswegen fordern die NaturFreunde Deutschlands im Rahmen ihrer Aktionstage für den Frieden und der großen Friedenswanderung:

  • Ein Verbot von Rüstungsexporte und eine vollständige Rüstungskonversion
  • Den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag
  • Eine globale Abrüstung
  • Eine neue Entspannungspolitik mit dem Fokus auf zivile Konfliktlösungen

Das Engagement für Frieden hat in unserem Verband eine lange Tradition. Schon in den 1950er- Jahren haben die NaturFreunde und insbesondere die Naturfreundejugend die Anti-Atomtod-Bewegung unterstützt und die Ostermärsche mitbegründet. Schon damals haben sich die NaturFreunde zusammengeschlossen, um mit vielen anderen Verbänden und Initiativen auf Missstände in der friedenspolitischen Entwicklung dieser Zeit aufmerksam zu machen. Dieses Engagement besteht weiterhin durch die Fortsetzung der Ostermärsche. In dem wir Jahr für Jahr auf die Straße gehen.

Deswegen braucht es auch heute ein gemeinschaftliches Engagement, aber nicht nur von Friedensverbänden und Initiativen, sondern auch von Sozialverbänden, Gewerkschaften, Jugendorganisationen sowie Klima- und Umweltbewegungen. Die Friedensbewegung erneuert sich und stellt sich neu auf. Das Geld, welches mit Kriegen und Konflikten verbrannt wird, fehlt uns im Gesundheitssektor, der Bildung, sowie der Gestaltung einer sozialeren und gerechteren Gesellschaft und der Herausforderung einer sozial-ökologischen Transformation. Die deutsche Politik muss endlich damit anfangen nicht immer nur wirtschaftliche Interessen über alles zu stellen. Dies ist ein wichtiger Schritt zu einer lebenswerteren Gesellschaft, nicht nur für uns, hier in Deutschland, sondern weltweit.

Wie sollen wir jemals Krisen, wie den Klimawandel bestehen, wenn das US-Militär alleine so viel Treibhausgase ausstößt wie 140 Länder dieser Welt? Diese Krisen sind mit militärischen Gefährten, Panzern und F18-Bomber nicht zu lösen.

Wir stecken alle im selben Boot. Friedenspolitik ist Sozialpolitik ist Klimapolitik.

Lasst uns zusammenstehen, zusammen kämpfen und gemeinsam stark positionieren gegen eine globale Aufrüstung und für mehr zivile Konfliktlösungen. Mit einer starken Zivilgesellschaft können und müssen wir Druck auf Politik und Wirtschaft ausüben. Daher schließt euch zusammen, vernetzt euch, seid, und vor allem bleibt aktiv, auch in schwierigen Zeiten.

In diesem Sinne, genießt den Ostermarsch, passt aufeinander auf, bleibt solidarisch, aktiv und haltet Abstand, besonders zu denjenigen, die es nicht tun.

Danke schön!

 

Yannick Kiesel arbeitet für die Naturfreund Deutschland in Berlin.