Redebeitrag für den OstermarschWeimar am 8. April 2023

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensbewegte,

ich bin sehr froh darüber, in einer Stadt zu wohnen, die den Atomwaffenverbotsvertrag unterschrieben hat und Teil der weltweiten Friedenskampagne mayors for peace ist. Aber selbst viele Menschen die in Weimar wohnen wissen nicht, dass Weimar diese Programme unterschrieben hat. Was kann die Stadt tun?

So könnte also schon 1. die verstärkte Bewerbung dieser Kampagnen auf Internetseite, im Rathauskurier, in den lokalen und sozialen Medien unter der Rubrik Friedensarbeit der Stadt Weimar eine wichtige Maßnahme sein, den Frieden zu bewerben und anderen Städten und Gemeinden Vorbild zu sein.

Eine zweite wäre die verstärkte Einbeziehung lokaler Initiativen – wie z.B. der Initiative >Welt ohne Waffen< in Veranstaltungen zur politischen Bildung, die von der Stadtverwaltung getragen werden – wie z. B. zu Podiumsgesprächen oder sogar die Einrichtung eines Runden Tisches zu Friedensideen.

3. Könnte die Stadt ganz konkret als Profilaxe vor Ansiedlung von Rüstungsindustrie und Militär auf weitere großflächige Bodenversiegelungen verzichten, wir wünschen uns von den Entscheidungskräften die nötige Umsicht.

Und 4. Die verstärkte Aufnahme von Deserteuren samt ihren Familien aus Kriegsgebieten. Zur Vernetzung mit entsprechenden Hilfsorganisationen kann die Initiative >Welt ohne Waffen< Hilfestellung leisten.

Weitere Ideen dazu sollten gesammelt werden.

Ich bin auch sehr froh, in einer Stadt zu wohnen, die einen eigenen Ostermarsch hat –es ist momentan nicht so schick, klar zu einem Pazifismus und damit meine ich das Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit, zu stehen. Vielen Dank an alle Beteiligten!

Bei unseren Mahnwachen, die wir immer dienstags zwischen 16 und18 Uhr abhalten, werde ich immer wieder gefragt, was ich machen würde, wenn ich Opfer einer Gewalttat würde oder eine Gewalttat beobachte, Meine Gegenüber sind  dann meistens verblüfft, wenn ich sage, ich rufe die Polizei – wieso? Dafür ist die Polizei doch da - ich denke, die meisten Leute freuen sich in dem Fall ein Handy zu haben und die 110 rufen zu können und nicht Gewalt und Selbstjustiz ausüben zu müssen.

Diese Frage auf den Krieg in der Ukraine übertragen – dazu wurde sie gestellt – würde die Antwort nach einer Weltpolizei provozieren. Eine Weltpolizei, wer könnte das sein? Sie müsste unabhängig und unvoreingenommen sein. Eine globale internationale Organisation, ein uneingeschränkt anerkanntes Völkerrechtssubjekt – so beschreibt es Wikipedia. Wir wünschen uns wieder eine starke UNO.

Ein Gedicht von Peter Hacks: “Du darfst nicht, sagte die Eule zum Auerhahn Du darfst nicht die Sonne besingen. Die Sonne ist nicht wichtig. Da nahm der Auerhahn die Sonne aus seinem Gedicht. Du bist ein Künstler sagte die Eule und es war schön finster.“ –

Wir haben uns hier versammelt, Wege zu suchen und Ideen einzufordern, die uns nicht weiter in den Abgrund treiben, sondern zurück zu der Stelle, an der sich Gegner an einen Tisch setzen – egal wie lang- und miteinander verhandeln.

Auch wenn uns eine Politikerin der Grünen entgegenhält – Die Zeiten ändern sich – rufen wir zurück – Aber, sie ändern sich nicht von allein, dafür, liebe Politiki, seid ihr da! Übernehmt Verantwortung!

Uns wird immer und immer wieder Naivität vorgeworfen – wenn naiv heißt, einen Ausweg aus dem Dilemma finden zu wollen, sind wir gern naiv.

Was ist klug an weiterer Anheizung des Krieges, an der Annahme, den Krieg gewinnen zu können oder mittels militärischer Interventionen sich einen Vorteil in Verhandlungen zu verschaffen? Wir haben es im 21. Jahrhundert leider immer noch mit Geparden und Leoparden, Drohnen, Landminen, Langstreckenraketen und eben auch noch mit A-Bomben zu tun. Ächtet Atombomben, Ächtet Landminen, Ächtet Drohnen, Ächtet militärische Gewalt!

Kriege sind Ausdruck für Kontrollverlust. Sie sind gefährlich. Kriege gehören nicht ins 21. Jahrhundert! Wir nehmen die Sonne in unser Gedicht. Wir halten fest am Pazifismus, an die Macht der Gewaltlosigkeit, des zivilen Widerstandes.

Wir wollen nicht verzagen, wir wollen mit unseren Hoffnungen, unseren Ideen unseren Utopien nicht allein bleiben, sondern gestaltend wirksam sein. Wir fühlen uns verpflichtet, am demokratischen Gestaltungsprozess teilzunehmen und die Gewaltfreiheit dabei hochzuhalten. Wie damals 89. Wir wollen die Politik und die Presse an unsere Seite. 

Der irrationalen Kriegslogik muss eine zeitgemäße Friedenslogik entgegengesetzt werden. Wir brauchen, gerade angesichts des furchtbaren Krieges in der Ukraine, ein neues, außermilitärisches, also ziviles Verständnis von Sicherheit. Die Bundesrepublik Deutschland hat dabei als kriegs- und konflikterfahrene Nation eine besondere Verantwortung, Zwei fürchterliche Weltkriege und eine friedliche Revolution zeigen die Wirkmächtigkeit zivilen Widerstandes in Bezug auf die Sinnlosigkeit militärischer Gewalt.

>Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen wird.“ sagte Albert Einstein.  Wir sagen: Jetzt erst recht – Frieden schaffen ohne Waffen – ihr dürft bei uns mitmachen. Und Olaf Weber sagte: „Pazifismus ist politic for future“ und damit übergebe ich an Konstantin von FFF.

 

Katja Weber tätig bei "Welt ohne Waffen".