Redebeitrag für den Ostermarsch inLimburg am 8. April 2023

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen & Freunde eines gerechten Friedens,

mein Name ist Harry Fenzl und ich gehöre dem Vorbereitungsteam des diesjährigen Ostermarsches in Limburg an.

Wir möchten zu Beginn dieses Ostermarsches eines sehr deutlich machen:

Es kann, es gibt und es wird keine Zusammenarbeit mit rechten Gruppierungen geben, die versuchen Teile der Friedensbewegung für ihr völkisches und chauvinistisches Weltbild zu instrumentalisieren.

Parteien wie die AFD oder Gruppierungen wie der sog. „III. Weg“ haben nichts, aber auch gar nichts bei uns zu suchen. Sie sind eindeutig Gegner eines gerechten Friedens. Und damit auch von uns.

Liebe Freundinnen & Freunde,

Wir haben es uns mit dem Aufruf zum Ostermarsch nicht leicht gemacht. Unser Aufruf ist das Ergebnis eines ernsthaften und durchaus anstrengenden Prozesses. Wir haben einander zugehört, gestritten, voneinander gelernt. Die Diskussionen waren nicht geprägt von Durchsetzungs-Eifer sondern von Respekt und den Versuchen, sich gegenseitig zu verstehen. Bei durchaus vorhandenen Unterschieden in politischen Einschätzungen hat uns die Suche nach möglichst hilfreichen Wegen zu einem gerechten weltweiten Frieden geeint. Dies ist mit rechtsradikalen Ideologien unvorstellbar. Wir unterscheiden uns fundamental in wesentlichen Punkten. Ich will nur einige nennen:

  • Rechte Gruppierungen, Chauvinismus und Militarismus gehören zusammen. Stellen wir uns einmal den Stellenwert des Militärs in rechter Regierungsverantwortung vor. Dies ist unvereinbar mit unserer Haltung und unserer Vorstellung von Frieden.

    In unserem Aufruf zum Ostermarsch  heißt es dazu: Zitat: Wir wollen uns freimachen von einem Denken und Handeln, welches nur noch einer militärischen Logik und der Macht des Stärkeren folgt. Kein Staat darf seine Werte und Interessen mit Gewalt in der Welt anderen Staaten aufzwingen. Richtschnur ist die UN-Charta von 1945 und die Proklamation der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. Unsere Welt braucht dringend Zusammenarbeit! Sie braucht keine sich gegenüberstehenden hochgerüsteten Machtblöcke, die permanent Krisen und Konflikte produzieren. Wollen wir wirklich das Recht des Stärkeren und eine neue weltweite Aufrüstung? Wir sagen: „Nein!“
     

  • Rechten Gruppierungen geht es bei dem Versuch der Aneignung friedenspolitischer Forderungen nicht um einen gerechten Frieden. Es geht Ihnen vielmehr um eine Spaltung unserer Gesellschaft und um propagandistische Angriffe auf die Demokratie. Bei aller Kritik, die auch wir an westlicher Politik haben. Das russische Regime Putin ist für uns nicht Opfer, sondern Täter unvorstellbaren Leides in der Ukraine.
     
  • Rechte Gruppierungen leugnen den Klimawandel. Wir sehen den Klimawandel als eine der größten Herausforderung unserer Zeit an.
     
  • Rechte Gruppierungen reden von „ungebremster Einwanderung“, „Missbrauch der Seenotrettung“ und beteiligen sich bei Protest-veranstaltungen gegen Flüchtlingsunterkünfte.
    Wir sprechen uns für ein generöses Asylrecht aus und wenden uns gegen jede Form von Rassismus. Auch dies gehört unseres Erachtens zu einem gerechten Frieden.

Liebe hier Versammelten,

Manchmal sind Lieder und Gedichte eindringlicher als Reden. 1965 hat der Liedermacher Franz-Josef Degenhardt das Lied „Wölfe mitten im Mai“ veröffentlicht. Es war die Zeit, in der die NPD in mehrere bundesdeutsche Landesparlamente einzog. Der Liedtext ist voll mit Metaphern über das Wegschauen, das Schweigen und das Mitmachen.

Gerade mal 20 Jahre nach Ende der Nazi-Zeit erinnerte und warnte Degenhardt erneut vor dem Faschismus und davor, was geschehen kann, wenn man sich nicht rechtzeitig dagegen wehrt. Leider hat dieses Lied nichts an Aktualität eingebüßt.

Deswegen: Wir werden keinen Schulterschluss und keine Gemeinsamkeiten mit rechten Demagogen zulassen. Dafür gibt es keine, aber auch gar keine Grundlage.

Wir bitten Euch nun um Aufmerksamkeit für Degenhardts Lied „Wölfe mitten im Mai.“ Dankeschön.

 

 

Harry Fenzl gehört dem Vorbereitungsteam des diesjährigen Ostermarsches in Limburg an.