Redebeitrag für den Ostermarsch Flensburg am 8. April 2023

 

- Sperrfrist: 8. April 2023, Redebeginn: 11 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

ich bin heute hier, um zu verdeutlichen welche Auswirkungen die Krise auf die Lebensrealität junger Menschen wie mich hat und uns damit im Thema Militarisierung und dem Ausbau der Interventionsarmee Bundeswehr hat.

Nach der Abschaffung der Wehrplicht hat die Bundeswehr begonnen, verstärkt gezielt an Schulen und Berufsmessen zu werben, um den Mangel an Soldatinnen und Soldaten auszugleichen. Sie haben immer wieder kehrende Skandale zu überwinden, um vielleicht doch Menschen davon überzeugen zu können, dass sie ein netter und sympathischer Arbeitgeber wären.

Doch wie sieht die Strategie dahinter aus?

Die Beträge die, die Bundeswehr für ihre Werbung ausgibt geht in den Millionenbereich, 2018 haben sie 34,48 Millionen ausgegeben. Wie gesagt machen sie Schulbesuche, sind bei Job Messen und treten öffentlich bei Sportfesten und Musik Festivals auf. Der Kooperationsvertrag zwischen Bundeswehr und dem Bundesland Schleswig-Holstein ist weiter eine perfide Maßnahme um an Jugendliche ran zu kommen. Keine Frage das die Bundeswehr vor diesem Vertrag schon bei Schulen aufgetreten ist, aber durch diesen Vertrag wird es mehr und es kriegt eine ministerielle Absegnung. 2019 hielt die Bundeswehr 4551 Vorträge in Schulklassen. Meistens in Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen, durch den Kooperationsvertrag sind es mehr geworden. Durch Einladungen der Bundeswehr besuchten 343 Klassen Bundeswehr Kasernen. Durch so welche Aktionen erreichte die Bundeswehr über 100 tausend Schüler*innen und werben für neues Kanonen Futter. 2019 war die Bundeswehr auf 2620 Job und Personal messen präsent. Da werben sie mit sehr attraktiv erscheinenden Ausbildungs- und Studienbedingungen: das Studium und die Ausbildung werden einem bezahlt, man bekommt eine kostenlose Unterbringung und bekommt sogar noch Geld, anschließend wird man sicher übernommen.

Auch wenn man lange nichts mehr von den Medien gehört hat, kann man die Skandale nicht vergessen. Erniedrigende Rituale und Nazis die in der Bundeswehr ihr Unwesen treiben.  Rechtsradikale Gruppen, die in der Bundeswehr sind, wohin man guckt – wenn man denn überhaupt nachguckt. Und diese lassen dann auch noch mehrere Kilo Sprengstoff und Munition mitgehen, während sie in ihrem Umfeld für den Tag X oder andere Rechte Machtübernahmen werben.

Eine weitere Sache, die sie nutzen, um besonders Jugendliche zu rekrutieren, ist die Verbreitung von Content auf Social Media, hier informieren sie „Neutral“ über bestimmte Situationen in der Ukraine, zeigen Fotos vom alltäglichen Berufsleben und was natürlich nicht fehlen darf sind lächelnde Soldaten die stolz in die Kamera gucken. Ein ganz normaler Arbeitsgeber halt? Oder doch nicht, die Realität sieht mal wieder ganz anders aus, 116 Soldaten sind alleine bisher in Auslands Einsätze gestorben. Was ungerne gesehen wird ist, dass die starken und durchsetzungsfähigen Deutschlandretter leider doch Menschen sind und mindestens psychisch krank und verwundet wiederkommen. Der Arbeitsplatz von heute? Sicher nicht.

Dem gegenüber steht die anstehende Wirtschaftskrise, die in den Zyklen haften Überproduktion des Marktes, also des kapitalistischen Systems weiter voranschreiten. Lockdown und die Inflation, beschleunigen die Wirtschaftskrise und machen für uns das spürbarer und deutlicher. In Zeiten der Krise wird die Lage von uns Jugendlichen immer schlimmer. Es wird immer weniger ausgebildet und die Übernahme wird auch immer unwahrscheinlicher. Alle wissen, dass ein Ausbildungsplatz häufig bedeutet, 40 Stunden zu arbeiten und weit weniger als einen Mindestlohn dafür zu verdienen. Unternehmen bilden gerne dann aus, wenn der Azubis billiger sind, als der Geselle oder Leiharbeiter. Ein anderes Problem wird sein, dass es unbefristete Jobs kaum mehr geben wird und sie werden durch Befristung, Leiharbeit oder 450 Euro Jobs ersetzt. Unsere Zukunft wird also geprägt sein von Ausbeutung, Unsicherheit und extremer Konkurrenz um jeden halbwegs sicheren Job. Dies ist die Realität der sozialen Marktwirtschaft dieser Gesellschaft und dies wird auch extreme Auswirkungen auf die Bundeswehr als Arbeitgeber haben. Der ökonomische Zwang trägt dazu bei, dass Jugendliche und Minderjährige vermehrt auf ihre Ausbildungsplätze zurückgreifen werden und sich mit dem Thema Krieg und Militarisierung dadurch um die Sicherung des eigenen Lebensstandards arrangieren werden. Auch Moralkeulen von einer Bildungsoberschicht oder Menschen mit höchst moralischen Ansichten werden nicht helfen, wenn die Bundeswehr ihre Soldaten die Miete, das Essen und eine vermeintliche Zukunft sichern kann.

Deswegen ist es notwendig jetzt aktiv zu werden. Die Frage der Rekrutierung ist eine Frage des restlichen Ausbildungsmarktes und dieser wird in den nächsten Monaten und Jahren maßgeblich durch die Motivation und Kampffähigkeit von den Beschäftigten abhängen und diese seid ihr in eurem Betrieb! Dies sind eure Freunde und eure Familie.

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, lasst uns dazu beitragen, dass wir als Beschäftigte dafür sorgen, dass die Bundeswehr weiterhin Zuwachssorgen hat, indem wir dafür sorgen, dass ihr und wir eine Ausbildung bekommen, von der wir leben können und ein Recht auf Übernahme in den Betrieben erkämpft wird.

Deswegen Fordern wir

  • Waffenstillstand und Verhandlungen jetzt!
  • Nein zum Kooperationsvertrag zwischen Bundeswehr und Schleswig Holstein
  • Stoppt die Aufrüstung, keine 100Mrd. für die Bundeswehr Geld für Bildung und
  • Soziales, statt für Panzer, Atombomber und Killerdrohnen!
  • Keine Waffenlieferungen und kein Wirtschaftskrieg in Form von Sanktionen!
  • Deutschland raus aus dem Kriegsbündnis NATO!
  • Nein zur Bundeswehr in Schulen, auf Ausbildungsmessen und im öffentlichen Raum!

Vielen Dank.