Redebeitrag für den Ostermarsch in Limburg am 8. April 2023

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreunde, liebe Ostermarsch-Leute hier auf dem Vorplatz, zwischen der evangelischen Kirche und dem Bahnhof,

Mitten in Limburg sind wir hier. Mittendrin in unserer Stadt. Es ist beeindruckend, wie viele wir sind. Und es berührt mich, dass wir, aus ganz vielen Richtungen zusammen kommen, aus unterschiedlichen Gruppen uns hier treffen – darin eins, dass wir zum Frieden mahnen in der Ukraine. Uns Frieden wünschen. Und den Frieden einfordern. Unsere Stimme muss laut werden. Unsere Stimme darf nicht schweigen.

In Jerusalem haben sie vor 200 Jahren auch nicht geschwiegen. Mitten in Jerusalem war Jesus auf dem Weg, als er dort einzog, wenige Tage vor seiner Hinrichtung. Im Lukasevangelium wird erzählt, wie ihm die Jünger zujubelten als dem König des Friedens. Aber schon damals gab es die Skeptiker und die Neider und die, die ihre Macht behalten wollten. Die Pharisäer wollten, dass Jesus seine Freunde zurechtwiese. Jesus aber sagte: „Wenn diese schweigen, dann werden die Steine schreien! Und als er hinzukam, sah er die Stadt und weinte über sie und sagte: Wenn doch auf du erkenntest zu dieser Zeit, was dem Frieden dient.“

Wir dürfen nicht schweigen! Krieg schreit überall zum Himmel. In der Ukraine und in Syrien und im Jemen und überall. Der Krieg Russlands gegen ein friedliches Land schreit zum Himmel. Die Toten de ukrainischen Volkes und ihre zerbombten Städte und Mauern und die zerbrochenen Steine schreien zum Himmel – in Kiev, in Butscha, in Bachmut.

Alle Soldaten, auf beiden Seiten, die getötet werden, schreien zum Himmel. Das Recht der Ukraine auf ihre Verteidigung und sich zu wehren ist für mich und die Position der evangelischen Kirche unbestritten. Aber zurückzuschießen um sich zu verteidigen ist noch kein Frieden! Ich kann nicht darüber jubeln. Das ist die Paradoxie. Denn letztlich leiden alle Soldaten und ein ganzes Volk an diesem Krieg. Ihn zu beenden muss das Ziel bleiben. Die Beteiligten, Russland und die Ukraine, die Bündnispartner des überfallenen Landes, auch Deutschland müssen weiter auf Frieden dringen, auf ein Ende der Gewalt.

So schreien die Steine dort und wir schreien hier. Wir rufen und wir mahnen. Und wir rufen dazu auf zu schauen, was dem Frieden dient. Was dem Frieden nachhaltig dient. Was dem Frieden dient über den Krieg hinaus. Was den Frieden erhält. Jeder von uns, auch die Kritiker, die uns Ostermarschierer als Träumer abtun, auch die wissen, dass kein Konflikt nur mit Gewalt zu lösen ist. Was dem Frieden dient, sind Worte. Verhandlungen. Absprachen. Verträge. Mag sein, dass es noch nicht so weit ist. Mag sein, dass noch keine Verhandlungen in Sicht sind. Bis dahin aber schreien wir.

Wir hier, wir leben im Frieden. Gott sei Dank. Schauen wir zu, dass wir ihn erhalten. Und dem Frieden dienen – auch dann wenn wir streiten. Ja, gerade dann.  Dienen wir dem Frieden. Das ist die Botschaft, die der Gekreuzigte und Auferstande für uns hat.

 

Markus Stambke ist Pfarrer.