Redebeitrag für den Ostermarsch Mannheim am 8. April 2023 (*)

 

- Sperrfrist: 8. April 2023, Redebeginn: 13 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Frieden -Gerechtigkeit –Solidarität –Klimaschutz
Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

der Friede ist das höchste Gut unseres Zusammenlebens, das es zu bewahren oder, wie zuallermeist in der Geschichte der Menschheit, das es wieder herzustellen gilt. Wahnsinn, dass wir das Jahr für Jahr wieder in die Welt rufen müssen.

Aber wir tun das gemeinsam, auch wenn wir eine sehr vielschichtige Bewegung sind. Ich greife mal drei heraus: Von allem Anfang an nämlich ist die Friedensbewegung ja eine soziale Bewegung derjenigen, die von den Mächtigen in die Kriege geschickt werden, um dort für die zu kämpfen, die aus den Kriegen ihren Profit ziehen. Wir rufen aus: Nie wieder Krieg!

Sie ist seit langer Zeit schon auch eine ökologische Bewegung und dem Klimaschutz verpflichtet, weil die Kriege diese Welt zerstören und unbewohnbar machen, für Menschen, für Tiere und für Pflanzen. Wir aber brauchen eine Welt, die dem Leben eine Grundlage bietet. Wir rufen aus: Klimaschutz braucht Frieden!

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist es eine geistliche Bewegung von Menschen, die aus ihren religiösen Überzeugungen heraus schon in dieser Welt für einen umfassenden und nachhaltigen Frieden eintreten und für eine ganz andere Welt kämpfen, die dem Frieden Gottes nahe kommt. Wir rufen aus: Schwerter zu Pflugscharen!

Uns, die wir aus ganz unterschiedlichen Richtungen, Überzeugungen und Orten dieser Gesellschaft zum Ostermarsch zusammenkommen, verbindet die Erkenntnis, dass jeder Krieg Leben vernichtet, dass jeder Krieg nicht nur unheilbare Wunden in der Gegenwart schlägt, sondern auch die Zukunft prägt und belastet und für viele Menschen zerstört.

Genau deswegen stehen wir gegen den Krieg und bekämpfen die Ursachen, die zu Kriegen führen ohne Wenn und Aber.

Für eine Zukunft ohne Krieg sind wir heute hier und dafür werden wir wohl, wenn ich so in die Welt schaue, auch im nächsten Jahr wiederkommen müssen. Aber wir werden nicht lockerlassen.

Noch immer nämlich – das ist eine bittere Erkenntnis – haben die Menschen nicht gelernt, das organisierte Töten zu beenden und allein auf zivile Konfliktlösungen zuzugehen. Noch immer versprechen Kriege die einfache Lösung. Noch immer glauben die Mächtigen, dass allein ein Mehr an Waffen das Leben sichert, während sie zur gleichen Zeit nicht in der Lage und nicht willens sind, auch nur einen Teil der Rüstungsausgaben für eine Kindergrundsicherung zur Verfügung zu stellen oder für angemessenen Klimaschutz zu sorgen oder in diesem reichen Land für einen angemessenen, inflationsfesten Mindestlohn zu sorgen und damit wirklich das Leben für die zukünftigen Generationen zu sichern. So, wie es jetzt geschieht, wird das Leben verachtet.

Also beklagen wir auch heute das unermessliche Leid der Menschen in allen Kriegen dieser Erde. Besonders in der Ukraine, im Jemen, in den kurdischen Gebieten, im Nahen Osten. Wir beklagen den Verlust von Zukunft, Freiheit und unversehrtem Leben in diesen Ländern. Wir beklagen den Verlust von Sicherheit für diese ganze Welt.

Genau deswegen aber ist es nötig, dass Russland seine Truppen aus der Ukraine zurückzieht und den Krieg einstellt, genau deswegen ist es nötig, dass die türkischen Angriffe auf die Kurden aufhören, dass die Unterstützung des Mordens Saudi-Arabiens im Jemen aufhört und genau deswegen ist es nötig, dass wir endlich anfangen über brauchbare und leistbare Friedensmöglichkeiten im Nahen Osten zu suchen und diese dann auch umzusetzen.

Wenn ich das also aus meiner Perspektive anschaue als Pfarrer aus dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, dann kann ich nur sagen: Wir stehen für das Leben der Menschen ein. Wir stehen dafür ein, das jeder Mensch mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten in diese Welt gesetzt ist, dass wir alle die gleiche Würde haben, dass wir auf Augenhöhe miteinander agieren, streiten, lieben, lernen, arbeiten und leben und dass wir dazu gerufen sind, diese Welt miteinander zu bebauen und zu bewahren, dass eine Zukunft blüht, über der die Sonne schön wie nie scheint, keine Tränen mehr über die Toten und kein Geschrei mehr über das Unrecht, kein Leid der Ausgebeuteten und kein Schmerz der Unterdrückten. Dann wird die Welt des Krieges zu Ende sein.

Dazu braucht es Gespräche und, ja, manchmal auch wirtschaftlichen Druck. Es braucht vor allem aber die Einsicht, dass wir Kriege eindämmen und nicht ausweiten dürfen.

Deswegen ist es gut, wenn Länder wie China, wie Brasilien und Indien oder eben auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ideen entwickeln und Gespräche in Gang bringen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Das ist die Zukunft. Wer das im alten Blockdenken ablehnt, hat aus der Geschichte nichts gelernt, sondern bleibt in der Vergangenheit hängen und wird damit auch nur die Vergangenheit gewinnen. Die Zukunft aber wird zerstört. Und die Zukunft in Frieden, in Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit gehört uns allen. Ganz egal, wo wir leben und woher wir kommen. Dafür stehen wir ein.

Ein Letztes noch: Aus den letzten Jahrhunderten kann man lernen, dass die Verhinderung von Kriegen immer schon Jahrzehnte vor deren Ausbruch beginnt mit der Achtung der Würde und der Einzigartigkeit eines jeden Menschen. Das heißt für mich auch:

Rechtsnormen sind für alle gleich. Schluss mit den Lügen und der Doppelmoral.

Alle Verstöße gegen das Völkerrecht müssen verurteilt und sanktioniert werden. Und:

Die rücksichtslose Durchsetzung ökonomischer Interessen auf Kosten der Armen und Ausgebeuteten muss endlich ein Ende haben. Solidarität mit Gräfenhausen.

Vielleicht gelingt uns dann in dieser Welt schon das, was die Bibel im 21. Kapitel der Offenbarung beschreibt: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“

Das übrigens ist Ostern. Gott spricht: Ich mache alles neu. Nötig ist es für eine Welt in Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Dann ist der Frieden wirklich da. Bis dahin aber werden wir nicht lockerlassen, auf dem Weg des Friedens die Schritte zu gehen, die uns diesem Ziel näherbringen.

Danke, dass Ihr mitgeht. Danke, dass wir gemeinsam nach dem Frieden suchen. Danke, dass wir an einer lebenswerten Zukunft gemeinsam festhalten. Sie ist die einzige Option.

[Ich fahre jetzt gleich nach Heidelberg zum Ostermarsch und werde dort Grüße von euch überbringen und sagen:] In Mannheim/Heidelberg sind wir heute auf dem Weg des Friedens schon ein paar Schritte vorangegangen. Für Gerechtigkeit, für Solidarität, für eine lebenswerte Welt.

Frohe und gesegnete Ostern Euch.

 

Maximilian Heßlein ist Wirtschafts- und Sozialpfarrer im Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA) mit Sitz in Mannheim.

Anmerkungen

  • (*) Redetext zum Ostermarsch für Mannheim um 13 Uhr und Heidelberg um 14 Uhr, Der Text.unterschidet sich nur in Nuancen
    • [gerade komme ich aus Mannheim vom Ostermarsch und bringe Grüße von den dortigen Friedensfreundinnen und Friedensfreunden mit und kann sagen: Wir stehen gemeinsam für eine Welt ohne Krieg, ohne Militär und ohne Gewalt.]