Redebeitrag für den Ostermarsch Jagel am 7. April 2023

 

- Sperrfrist: 7. April 2023, Redebeginn: 11 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

seit 2015 demonstrieren Menschen regelmäßig vor dem Tor des Fliegerhorst Jagel, auch Tor des Todes von uns genannt. Sie wenden sich mit ihrem Protest gegen die Kriegsführung des Standortes mit Tornados, Drohnen und Elektronischer Kampfführung.

Seit 2017 gibt es einen Ostermarsch vom Bahnhof Schleswig nach Jagel.

Die Tornados des Standortes waren im Kriegseinsatz in Afghanistan. Sie haben die Kriegsgebiete ausspioniert und ihre Bilder bildeten die Grundlage für den Kampf. Ab 2010 wurde von hier aus der Einsatz der Großdrohne Heron I in Afghanistan befehligt. Die von ihr gelieferten Bilder und Videos waren nun die Grundlage für den Kampfeinsatz.

2016 waren Tornados aus Jagel am Kriegseinsatz in Syrien beteiligt. Seit 2016 ist die Heron I im Kriegseinsatz in Mali.

Seit 2017 werden in Jagel alle Piloten der Bundeswehr ausgebildet.

Jagel ist der einzige Standort der Bundeswehr, der mit bemannten (Tornados) und unbemannten (Großdrohnen) abbildende (Bilder und Videos) und signalerfassende (Radar- und Funk)  luftgestützte Militärspionage betreibt.  Dazu sind die Tornados und die Heron I ausgerüstet mit Spionagesensorik und der Standort mit einer beweglichen  Bild- und Signal-Auswertungsanlage. Hauptaufgabe von Großdrohnen ist die Überwachung eines Kriegsgebietes mit Hilfe von Sensorik.

Noch in diesem Jahr sollen die Großdrohnen G-Heron-TP hier stationiert werden. Sie sind die Nachfolger der Heron I. Es heißt zur Erprobung. Sie werden dann von hier aus starten und landen und im norddeutschen Luftraum fliegen, der dafür gesperrt werden soll. Vor allem sollen  Erfahrungen mit dem System Remotedly Pilotes Aircraft System gemacht werden. Das System wurde von Airbus entwickelt und ist Bestandteil der G-Heron-TP Drohnen. Mit RPAS sollen die Großdrohnen im Verbund mit anderen bemannten und unbemannten Flugobjekten agieren können. Das Kommando übernimmt in diesem Verbund der elektronischen Kampfführung die Großdrohnen

Ab 2027 soll die Großdrohne Eurodrohne hier dauerhaft stationiert werden. Auch sie aht das System RPAS. Für die Stationierung der Eurodrohne wurde der Standort bereits mit 33 Millionen Euro ausgebaut.

In der Kaserne, die zum Fliegerhorst gehört, werden die von der Drohne gelieferten Bilder und Videos ausgewertet. Diese Bilder liefern zusammen mit anderen Informationen und Daten die Grundlage für weitere Kriegseinsatzplanungen für die Bundeswehr und befreundete Streitkräfte. Hier werden nicht nur die Bildauswerter der Bundeswehr ausgebildet, auch die befreundeter Streitkräfte.

Zur Zeit bilden Piloten und Bildauswerter aus Jagel Piloten des Eurofighters für Spionageflüge aus. Der Eurofighter soll die Aufgaben des Tornados übernehmen.

Vom 12. bis 23. Juni findet die größte Luftkriegsübung der NATO seit ihrem Bestehen statt. Der Fliegerhorst Jagel und der Fliegerhorst Hohn um die Ecke sind Hauptstandorte. Das nördliche SH ist von der Übung über Nord- und Ostsee betroffen.

10.000 Menschen aus allen NATO-Staaten, Schweden und Japan sind daran mit 220 Flugzeugen beteiligt. Es sollen 1800 einzelne Flugbewegungen in der Zeit stattfinden. Geübt wird Luftkampf, Lufttransport und Betankung der Flugzeuge in der Luft. Mit der Übung soll die Zusammenarbeit innerhalb der Streitkräfte trainiert, verbessert und ausgeweitet werden.

Der Treibstoff in Militärflugzeugen enthält Perfluoroctansulfonsäure. Sie ist ein Giftstoff, der biologisch nicht abbaubar ist. Durch das Manöver wird die Anzahl der Militärflüge vervielfacht und damit auch die Vergiftung der Umwelt.

Zur Zeit sind hier 1.564 Soldatinnen und Soldaten und 200 Zivilangestellte.

Vielen Dank.

 

Siglinde Cüppers ist bei der DFG-VK Flensburg aktiv.