Redebeitrag für den Ostermarsch 2024 in Bielefeld am 30. März 2024

 

- Sperrfrist: 30.03., Redebeginn: ca. 12 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Kriege zerstören Menschen und Natur und verschärfen die Klimakrise!

Die Welt steht buchstäblich in Flammen: Der Krieg in der Ukraine dauert schon zwei Jahre und findet kein Ende. Immer weitere Konfliktherde entstehen. Andere wie der Krieg im Jemen oder die Angriffe der Türkei auf Nordost-Syrien geraten aus dem Blickfeld. Brandherde, wie etwa zwischen Israel und Palästina, eskalieren erneut gewaltvoll.

Die Anzahl der Toten durch bewaffnete Konflikte ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In Gaza droht eine Hungersnot. Die Gefahr eines Atomkrieges ist aufgrund der Spannungen zwischen den Atommächten nicht auszuschließen.

Der Sturm der Kriege und der bedrohliche Anstieg weltweiter Rüstungsausgaben führen zu einem Versagen in der Klimapolitik.

So darf es nicht weiter gehen!

Kriege bringen Tod, Zerstörung und Elend. Sie haben nachhaltig negative Auswirkungen auf die Umwelt und verschärfen die Klimakrise. Detonationen, Explosionen, Brände sowie umfangreiche Truppenbewegungen verseuchen die Umwelt. Vor Jahren traf es Jugoslawien und den Irak und dann Syrien, Libyen und dem Jemen. Jetzt werden auch in der Ukraine und in Gaza Böden, Gewässer und Luft extrem belastet.

Klimaforscher*innen haben errechnet, dass der Krieg in der Ukraine allein in den ersten 18 Monaten Treibhausemissionen in Höhe von 150 Millionen Tonnen CO2 verursacht hat. Das sind so viele Emissionen wie in Belgien in einem Jahr. Ein großer Teil entstand durch das direkte Kampfgeschehen und den Spritverbrauch der russischen und ukrainischen Truppen. Feuer und Waldbrände in der Nähe der Frontlinie und infolge von Bombardierungen sind weitere Verursacher.

Schluss mit den Umweltzerstörungen durch Kriege!

Auch der Wiederaufbau nach Krieg und Zerstörung wird enorme Emissionen verursachen. Der Bausektor mit einem großen Anteil an Beton gehört zu den Bereichen mit einem sehr hohen Ausstoß an Treibhausgasen. Noch gar nicht messbar sind die Folgen der Verschmutzung der Flüsse durch Ölprodukte nach Angriffen auf Tanklager oder die Gefährdung der Trinkwasserversorgung. Dazu kommen die Verminung des Landes mit Landminen und die Folgen des Einsatzes von Munition mit angereichtem Uran. Noch auf Jahrzehnte wird die Bevölkerung an den Folgen leiden.

Im Krieg in Gaza sind in den ersten zwei Monaten bereits 281.000 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen worden. Die Klimakosten der ersten 60 Tage entsprechen der Verbrennung von mindestens 150.000 Tonnen Kohle. Sie entstehen durch den Einsatz von Flugzeugen, Panzern und weiterer Fahrzeuge sowie durch die Herstellung von Bomben, Artillerie und Raketen. Allein die Hälfte geht auf das Konto von US-Frachtflugzeugen, die Militärgüter nach Israel fliegen.

Die im gleichen Zeitraum auf Israel abgefeuerten Hamas-Raketen verursachten 713 Tonnen CO2, was etwa 300 Tonnen Kohle entspricht. Die Asymmetrie des Krieges zeigt sich auch in dem Beitrag zur Umweltverschmutzung. Die langfristigen Umweltschäden durch die flächendeckende Bombardierung Gazas sind noch gar nicht absehbar.

Waffenstillstand und Friedensabkommen sind dringend notwendig!

Kriegsgerät ist groß, laut und umweltschädlich. Ein Leopard-2-Panzer schluckt im Schnitt pro Kilometer vier Liter Diesel und stößt dabei 1,5 KG CO2 aus. Ein F-35-Kampfjet bläst pro Einsatz fast 28 Tonnen Treibhausgas in die Luft. Weltweit ist das Militär für 5,5 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Verursacht wird dies nicht nur durch die Fahrzeuge, sondern auch durch den Betrieb militärischer Anlagen sowie die Herstellung und die Logistik.

Die NATO ist die stärkste Militärmacht der Welt. Im Zuge der NATO-Osterweiterung und der zunehmenden Konfrontation gegen Russland werden immer mehr Truppen Richtung Russland verlegt. Die NATO-Truppen steigern Übungsaktivitäten und Manöver. Und damit auch den Ausstoß schädlicher Emissionen.

Wir fordern ein Ende kriegsvorbereitender und klimaschädlicher Militärmanöver!

Allein die größte Militärmacht der Welt, die USA verursachen jährlich mehr Treibhausgase als Nationen wie Schweden oder Dänemark. Das Verteidigungsministerium der USA beansprucht bis zu 80 Prozent des gesamten Energiebedarfs der US-Regierung. Das US-Militär ist der weltweit größte Konsument fossiler Brennstoffe.

Der weltweite Anstieg der Ausgaben für Rüstung und Militär stellen die Weichen noch mehr in Richtung Klimakollaps. Wenn alle NATO-Mitgliedsländer zwei Prozent vom BIP fürs Militär ausgeben, würde dies zu schätzungsweise 467 Millionen Tonnen zusätzlichen Treibhausgasemissionen führen.

Der weltweite Rüstungswettlauf gefährdet den finanziellen Spielraum für die Bewältigung der Klimakrise. Im Jahr 2022 gab die Welt einen Rekordbetrag von 2.240 Mrd. Dollar für das Militär aus. Diese Summe könnte die gesamten Kosten der Anpassung an den Klimawandel für alle Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen für sieben Jahre abdecken.

Wir können uns das Militär und die Kriege nicht leisten!

Kriege bedrohen nicht nur unmittelbar das Leben und die Gesundheit der Menschen. Sie hinterlassen Trümmerlandschaften und bei den Überlebenden Verstümmelungen und andauernde seelische Traumata. Kriege werden um Zugang zu Ressourcen geführt. Diese Kriege verbrauchen enorme Ressourcen und verschärfen die Klimakrise

Wir brauchen Geld für Klimaschutz, Bildung, Gesundheit und Soziales statt für Panzer, Bomben und Kriege!

 

Inge Höger ist aktiv bei der DFG-VK Gruppe Bielefeld/OWL.