Praktikumsbericht von Jana
Bereit für die nächste Videokonferenz.
Bereit für die nächste Videokonferenz.

Nachdem ich im Sommer 2020 mein Bachelorstudium „Politik und Gesellschaft“ an der Universität Bonn abgeschlossen hatte, brauchte ich zunächst etwas Abstand vom Uni-Alltag. Um zu erproben, in welche berufliche Zukunft mich das Studium verschlagen könnte, wollte ich die Arbeit einer NGO kennenlernen.

Dafür habe ich mir das kleine, bis oben hin vollgestopfte aber charmante Büro des „Netzwerk Friedenskooperative“ in der Römerstraße ausgesucht. Dort verbrachte ich acht Wochen zunächst noch Vollzeit im Büro – mit den wieder steigenden Covid-19-Fallzahlen dann schließlich „in Schichten“ abwechselnd im Büro und Home Office. Insofern begrenzten sich meine persönlichen Kontakte zum Team auf meinen Praktikumsbetreuer Kristian. Meinen anderen Kollegen begegnete ich ab da zum täglichen Büromeeting über Zoom.

Rückblickend würde ich sagen, dass durch die Corona-Maßnahmen schon ein paar Erfahrungen verloren gegangen sind. Leider konnte ich nicht all meine Kollegen so gut kennenlernen, da über Zoom Smalltalk und persönliche Gespräche nicht gänzlich, aber doch weitestgehend wegfallen. So habe ich auch weniger als wahrscheinlich im normalen Büro-Alltag mitbekommen, woran genau alle arbeiten und von ihnen weniger Aufgaben zugeteilt bekommen, als das sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Trotzdem habe ich in den zehn Wochen wahnsinnig viele Einblicke bekommen und viel gelernt:

Ein unvergleichliches Highlight war zweifelsohne die 50. Ratifikation des UN-Atomwaffenverbotsvertrags durch Honduras. Dadurch wurde der Weg für das Inkrafttreten des Vertrags im Januar 2021 bereitet. Vor allem da die Friedensbewegung schon lange diesem Moment entgegenfieberte, war es für mich eine besondere Erfahrung, gerade zu dieser Zeit mein Praktikum beim Netzwerk Friedenskooperative zu absolvieren. Ich durfte auch an dem Webinar „The TPNW – A Game Changer in Nuclear Disarmament“[i] teilnehmen. Dort sprach Setsuko Thurlow, eine Überlebende des Atombombenagriffs auf Hiroshima und langjährige Aktivistin für die Abschaffung von Atomwaffen. Zusammen mit der Direktorin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), Beatrice Fihn, hatte sie 2017 den Friedensnobelpreis entgegengenommen. Ihre Rede im Rahmen des Webinars[ii] war sehr bewegend und inspirierend. Die enorme Wichtigkeit und Aktualität von Kampagnen für die Abschaffung von Atomwaffen wurde mir noch einmal viel deutlicher bewusst.

Weiterhin erhielt ich Einblicke in die Arbeit der Kampagne „atomwaffenfrei. jetzt“, die sich für den Stopp der nuklearen Abrüstung, den Abzug der Atomwaffen aus Büchel sowie ein Verbot der Atomwaffen einsetzt. Hier hatte ich die Möglichkeit, an der wöchentlichen Telefonkonferenz des Kampagnenrats teilzunehmen, diese kennenzulernen und viel von der Zusammenarbeit mitzubekommen. Außerdem erlebte ich hautnah, wie die Arbeit aus der Zivilgesellschaft unmittelbare Auswirkungen haben kann – Tweets der Kampagne schlugen hohe Wellen und veranlassten die Partei Bündnis 90/ die Grünen dazu, die Formulierung über ihre Positionierung zum UN-Atomwaffenverbot in ihrem neuen Grundsatzprogramm zu überdenken und zu verändern.

Eine andere Kampagne, deren Arbeit ich begleiten durfte, war die von „abrüsten statt aufrüsten“. Ein wichtiges Datum diesbezüglich war der 05.12. mit dem Aktionstag für „Abrüstung und Entspannungspolitik“. Vor dem Hintergrund der Verabschiedung des Bundeshaushaltes 2021 im Dezember und der geplanten Erhöhung der Militärausgaben hatte die Kampagne zu diesem bundesweiten Aktionstag aufgerufen. Hier findest du das Fact Sheet, das ich zu den deutschen Rüstungsausgaben erstellt habe.

Ein weiteres großes Arbeitsfeld für das Netzwerk Friedenskooperative in dieser Zeit war die sich anbahnende Entscheidung über die Anschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr. Für mich war es spannend zu sehen, welche Aktionen gestartet wurden. Eine Übersicht, an der ich auch mitgearbeitet habe, findest du hier.

Nachdem bereits viele vorherige Praktikant*innen an der Digitalisierung alter Ausgaben des Magazins „FriedensForum“ gearbeitet und viel Zeit hinein investiert haben, konnte ich diese Aufgabe nun endlich abschließen. Die Bestände sind alle digital hier zu finden. Im Namen all derer, die daran mitgewirkt haben, kann ich sagen: Wir freuen uns sehr, wenn du die Ausgaben liest, damit unsere Arbeit sich noch mehr gelohnt hat!

Außerdem hatte ich sehr viel Spaß daran, mit Freund*innen von mir einige der Artikel aus dem FriedensForum einzulesen, mich in das Audio-Bearbeitungsprogramm Audacity einzuarbeiten und ein eigenes Intro aufzunehmen.

Vielen Dank an Kristian, Marvin, Philipp und Andreas für die spannende Zeit bei euch und die vielen Eindrücke, die ich sammeln konnte. Besonders geschätzt habe ich, dass ich als Praktikantin bei jeglichen Video- und Telefonkonferenzen – so unter anderem auch bei der Redaktionssitzung des FriedensForums – teilnehmen durfte, sodass ich in verschiedenste Themenbereiche hineinschnuppern konnte!

Anmerkungen:

[i] Das Webinar wurde von den Ständigen Vertretungen von Österreich, Brasilien, Costa Rica, Indonesien, Irland, Mexiko, Neuseeland, Nigeria, Südafrika und Thailand bei den Vereinten Nationen in Zusammenarbeit mit ICAN organisiert.