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Redebeitrag für die Demonstration "NATO-Atomkriegsmanöver stoppen " in Nörvenich am 12.10.2024
- Sperrfrist: 12.10., Redebeginn, ca 13 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -
Ich begrüße Euch recht herzlich als Vertreter der FriedensGruppeDüren und Mitorganisator der heutigen Demonstration gegen die NATO-Atomkriegsübung, an der auch das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“, stationiert hier in Nörvenich, in der Vergangenheit teilgenommen hat.
Ich möchte an dieser Stelle die FriedensGruppeDüren kurz vorstellen. Wer sind wir?
Die FriedensGruppeDüren ist – seit 19.4.2018 - ein freier Zusammenschluss von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Weltsicht aus der Region. Zentrales Thema ist – wie der gewählte Name der Gruppe sagt - „Frieden“. Dabei ist allen Beteiligten bewusst, dass es einen engen Zusammenhang mit anderen Themen (Umwelt, Klima, Gerechtigkeit, Migration, ..) gibt.
Fester Bestandteil unserer Arbeit ist, neben Aktionen gegen den Kriegsflugplatz Nörvenich, der Ostermarsch und das Gedenken an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Zu diesen Themen haben wir seit 2021 Aktionen Demonstrationen und Veranstaltungen vor Ort organisiert und durchgeführt, die konkrete Ergebnisse gebracht haben. So ist zum Beispiel auf Betreiben der Gruppe der Stadtrat Düren im August 2019 dem ICAN Städteappell beigetreten. Ein besonderer Erfolg war die Errichtung eines Hiroshimamahnmals am Haus der Stadt Düren, an dem die jährlichen Gedenkveranstaltungen am 06. August zum Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki stattgefunden haben und auch in Zukunft stattfinden werden. Unser fünfjähriges Bestehen haben wir im April 2023 öffentlich auf dem Kaiserplatz Düren mit einer Friedensmanifestation gefeiert. Im Anschluss daran gab es im Rathaus eine Veranstaltung mit Erich Schaffner, Schauspieler, Sänger und Rezitator. Er trat mit seinem Programm „Der Krieg ist nichts als die Geschäfte“ auf.
Nachdem ich unsere Gruppe kurz vorgestellt habe, nun ein paar Stichpunkte zum Kriegsflugplatz Nörvenich
- Der Flugplatz Nörvenich wurde im Dezember 1955 von der Britischen Air Force an den Kriegsminister der Bundesrepublik übergeben.
- Am 13. Januar 1958 um 15:50 Uhr landete die erste deutsche Maschine mit Kommandeur Major Gerhard Barkhorn, einem von Hitler hochdekorierten Flieger der faschistischen Wehrmacht, auf dem Flugplatz.
- Im April 1961 bekam das Geschwader in Nörvenich von Josef Kammhuber, der ebenfalls Militär der faschistischen Wehrmacht war, den Traditionsnamen „Boelcke“.
- Boelcke war Kampfflieger im Ersten Weltkrieg und wurde von den Nazis hoch verehrt. Nach ihm wurden Kasernen und Fliegerverbände benannt, die im Zweiten Weltkrieg an der Bombardierung von Guernika, Warschau, Coventry und anderen Städten beteiligt waren. Mit der Namensgebung stellte man sich bewusst in diese Traditionslinie.
- Im Juli 1983 startete der erste der in Nörvenich stationierten Tornados. Fast drei Jahrzehnte waren die Tornados in Nörvenich stationiert. Am 15. Juli 2010 startete der letzte Tornado in Richtung Büchel.
- Bis 1995 waren in Nörvenich ca. 20 US-Atomwaffen und die dazugehörigen Trägersysteme z.B. Pershing-Raketen stationiert. Die Rolle als Atomwaffenstandort im Rahmen der sogenannten atomaren Teilhabe der BRD hat heute das Geschwader 33 in Büchel.
- Alljährlich ist Nörvenich mit Kriegsgerät und Bedienung an der NATO-Atomkriegsübung „Steadfast Noon“ beteiligt.
- Die Tornados wurden ab Dezember 2009 durch die Eurofighter ersetzt.
- Zur Zeit sind 30 Eurofighter in Nörvenich stationiert. Der Kriegsflugplatz wird von 907 Soldatinnen und Soldaten und 226 Zivilangestellten betrieben. Oberst Timo Heimbach ist der aktuelle Commodore des Boelckegeschwaders.
- Das Geschwader ist an weltweiten Kriegseinsätzen der Bundeswehr beteiligt.
- Jährlich werden ca. 3000 Flugstunden von Nörvenich aus absolviert. Kosten pro Flugstunde zwischen 60 und 90 Tausend Euro. Für die Bewohner im Umkreis eine erhebliche Lärm- und Umweltbelästigung. Ein Eurofighter verbrennt pro Flugstunde circa 3.500 kg Treibstoff, wobei circa 11 Tonnen CO2 entstehen.
- Nörvenich ist Ausweichort für die Atomflieger aus Büchel.
- Seit 1. Juni 2022 sind 25 Tornados mit Personal vom Atomwaffenstandort Büchel wegen dortiger Umbauarbeiten für 4 Jahre in Nörvenich stationiert, um auch weiterhin den Einsatz von Atomwaffen zu üben.
- Ob Nörvenich auch nach der Stationierung der atomwaffenfähigen Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeuge F-35 Lockheed Martin in Büchel. die die veralteten Atomflieger Tornado ersetzen sollen, Ausweichort bleibt, haben wir über das BSW die Bundesregierung gefragt.
Die Antwort steht noch aus.
Die F-35 ist ein atomwaffenfähiges Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug der fünften Generation. Diese sollen die veralteten Tornados im Jahr 2030 endgültig ersetzen.*
Unsere Forderungen:
- Abrüsten statt Aufrüsten!
- Stoppt die Atomkriegsübung sofort!
- Ächtung der Atomwaffen weltweit!
Vielen Dank!
*Aktuelle Anfrage über das BSW an die Bundesregierung
Anfang Juli 2024 wurde am Haupttor des Flugplatz Nörvenich festgestellt, dass viele große und kleinere Baufahrzeuge (u.a. Transporter) auf das Gelände und aus dem Gelände herausgefahren sind. Dies deutet auf größere Baumaßnahmen auf dem Gelände hin. Wir fragen, stehen diese Baumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Sachverhalt, dass Nörvenich (Stationierungsort Taktisches Luftwaffengeschwader 31) Ausweichflugplatz für Büchel (Taktisches Luftwaffengeschwader 33) ist? Wenn nein, um welche Baumaßnahmen handelt es sich dann? Wann haben diese begonnen, wann werden diese enden, wie hoch werden die Kosten sein?
Wenn die festgestellten Baumaßnahmen nicht im Zusammenhang mit Büchel stehen, fragen wir:
Wird Nörvenich überhaupt zukünftig Ausweichflugplatz für Büchel bleiben, wenn dort die F35 stationiert sind?
Wenn ja, was bedeutet dies konkret?
Sind für den Fall, dass Nörvenich weiterhin Ausweichort für Büchel ist, wenn dort dann F35 stationierten sind, Umbauarbeiten in Nörvenich notwendig?
Wenn ja, welche konkreten Baumaßnahmen, wann werden diese beginnen, wann enden, wie hoch sind die Kosten veranschlagt?
Wenn Nörvenich wegfällt, welcher Ort ist dann als Ausweichort für Büchel vorgesehen?
Für einen anderen Ort stellen wir dann die Fragen wie für Nörvenich.
Heiner Krüger ist aktiv bei der Friedensgruppe Düren.