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Redebeitrag für die Demonstration "NATO-Atomkriegsmanöver stoppen " in Nörvenich am 12.10.2024
- Sperrfrist: 12.10., Redebeginn, ca 13 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
ist schon alles gesagt?
Selbst wenn es so wäre, möchte ich Bertolt Brecht direkt zu Anfang zitieren:
„Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!“
Gerade jetzt, wo wir uns hier versammelt haben, um gegen das NATO-Atomkriegsmanöver zu demonstrieren, sitzen in Ramstein diejenigen Männer zusammen, die den roten Knopf drücken können, und beraten, wie man den Krieg Russlands gegen die Ukraine für die Ukraine zu einem Gewinn bringen kann. Mit Waffengewalt!
In dieser brisanten Lage will die Bundeswehr in diesem Monat im Rahmen des NATO-Manövers „Steadfast Noon“ üben, wie man Atombomben aus unterirdischen Bunkern an Tornadokampfjets anbringt und diese Bomben im Einsatzziel abwirft.
In Büchel sind 12 - 20 amerikanische Atombomben gelagert und werden von deutschen Soldaten bewacht. Deutsche Soldaten werden im NATO-Manöver üben, diese Atombomben zum Einsatz zu bringen.
Im Ernstfall werden die Soldaten auch zum Einsatz kommen.
Welche Floskel ist es, wenn gesagt wird, von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen?
Von deutschem Boden muss Frieden ausgehen!
Wir sagen Nein zur Stationierung von Atombomben auf deutschem Boden! Wir sagen Nein zum Nato Manöver!
Deutschland muss seine Beteiligung am NATO-Manöver absagen und damit ein Zeichen setzen!
Deutschland muss die Stationierung von Atomwaffen auf deutschem Boden verbieten!
Und Deutschland muss, wie 73 andere Länder es bereits getan haben, endlich den Atomwaffenverbotsvertrag beitreten.
Selbst der Vatikan ist dem Atomwaffenverbotsvertrag bereits beigetreten
Von deutschem Boden muss Frieden ausgehen!
Aber was ist das für ein Friede, der nur auf Waffen und Abschreckung beruht?
Was ist das für ein Friede, der eine Mindestbesetzung der Bundeswehr von 185.000 Frauen und Männern fordert,
was ist das für ein Friede der zulässt, das auf deutschem Boden wieder Atomwaffen lagern dürfen?
Was ist das für ein Friede, der mit der Angst spielt?
was ist das für ein Friede für den Vertrauen mittlerweile ein Fremdwort ist?
Was ist das für ein Friede?
pax christi steht mit vielen anderen Organisationen aus der Friedensbewegung für Dialog, für das Gespräch.
Wir stehen dafür, den anderen zuzuhören und den Versuch zu wagen, sie zu verstehen.
Dafür werden wir oft belächelt und auch als naiv bezeichnet.
Nichts, so scheint es, hat den pazifistischen Traum so gründlich blamiert wie die kriegerische Wirklichkeit. Pazifistische Positionen stören in dieser Zeit, sie sind, so scheint mir, kaum mehrheitsfähig. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass es sie geben muss, weil sie andere scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage stellen.
Putins mörderischer Wahn, der sadistische Terror der Hamas, das Massensterben im Gazastreifen, der unfassbar grausame Bürgerkrieg im Sudan haben von alten Friedenshoffnungen nicht viel übriggelassen.
Im Gegenteil: durch das NATO-Manöver wird ein Ernstfall geprobt, der das Ende bedeuten würde.
Wer heute für Atomkriege üben lässt, nimmt billigend in Kauf, dass Atomwaffen auch zum Einsatz kommen können, nimmt billigend in Kauf, dass nicht nur Menschen getötet werden, sondern ganze Landstriche unbewohnbar gemacht werden.
Sind uns die Erfahrungen von Hiroshima und Nagasaki nicht Lehre genug?
Wenn es uns nicht gelingt, deutlich zu machen, dass das Setzen auf alleinige militärische Lösungen durch Aufrüstung und Abschreckung der falsche Weg ist, wird es zu einem weltweiten Wettrüsten kommen und die Kriege werden sich verstetigen.
Pazifisten haben es schwer, ihre Meinung verständlich zu äußern. Friedensbewegte Menschen haben es schwer, dafür einzutreten, die Waffen ruhen zu lassen, der Forderung nach immer mehr Waffen Einhalt zu gebieten, das Üben für einen Atomkrieg abzulehnen, weil andere Lösungen zur Lösung von Konflikten gar nicht in Betracht gezogen werden.
Mahatma Gandhi und Nelson Mandela haben uns gelehrt, gewaltfrei zu handeln, Martin Luther King hat uns die Macht des zivilen Widerstandes und die Macht des Wortes, die Macht der Diplomatie gezeigt. Ich könnte noch weiter zurückgehen und diesen Jesus von Nazareth noch mit aufführen, der den Weg des Friedens und der absoluten Gewaltfreiheit gegangen ist.
Papst Franziskus sagt ziemlich eindeutig: „Nein zum Krieg und zwar zu jedem Krieg, zur Logik des Krieges selbst, der eine Reise ohne Ziel, eine Niederlage ohne Sieger und ein Wahnsinn ist, für den es keine Entschuldigung gibt. Um aber Nein zum Krieg zu sagen, muss man auch Nein zu Waffen sagen.“
Dieses Nein zu Waffen, bedeutet auch Nein zu sagen zu jeglichen Manövern. Nein zu sagen zu Atomwaffen, die alles vernichten. Papst Franziskus führt bei seinem Besuch in Hiroshima aus: „Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist unmoralisch, wie ebenso der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist…….. Wir werden darüber gerichtet werden!“ (soweit Papst Franziskus)
Wie recht er doch hat, dieser Papst. Pax christi schließt sich der Friedenslehre und der Friedenspraxis von Papst Franziskus an.
Leider tut dies die deutsche Bischofskonferenz nicht, wie auch einige andere nationale Bischofskonferenzen in Fragen der Risiken mit und um Atomwaffen es noch nicht tun. Es wäre in der Konsequenz des Handelns notwendig, dass die Bischöfe dann das Ende der nuklearen Teilhabe fordern müssten. Ja, sie müssten dann sogar den Tornado-Piloten ins Gewissen reden, dass sie Atomwaffeneinsätze weder üben noch ausführen dürfen!
Als christliche Friedensbewegung fordern wir von den deutschen Bischöfen, endlich auch Nein zu sagen und es dem Papst gleich zu tun! In aller Konsequenz!
Es ist ein Irrglaube, dass Friede durch Waffen geschaffen werden kann. Waffen beflügeln Kriege, Waffen stellen vielleicht eine scheinbare Ruhe her, aber niemals Frieden. Waffen töten, löschen Leben aus, zerstören Existenzen und Träume. Durch und mit Waffengewalt wird es nirgendwo auf der Welt Frieden geben.
Frieden ist nicht nur die Abkehr vom Krieg, Frieden ist mehr. Frieden bedeutet, die Anderen verstehen zu lernen, ihre Positionen und Haltungen wahrzunehmen, zu respektieren und lernen zuzuhören. In den Dialog zu gehen. „Der wahre Friede kann nur ein waffenloser Friede sein!“ (Papst Franziskus) Ich sehe unseren Beitrag darin, Debatten anzuregen und auch Sand ins Getriebe zu streuen.
Diese Debatten, diese Dialoge sind Voraussetzung für einen gerechten Frieden.
Ja, die Kriege dieser Welt, egal ob in der Ukraine, in Israel/Palästina im Sudan oder an den anderen Kriegsschauplätzen, müssen beendet, nicht verlängert werden.
Heute sind wir hier versammelt, um deutlich zu machen, dass wir das NATO-Manöver nicht wollen.
Dieses NATO-Manöver ist und bleibt eine Verlängerung des Tötens.
So glaube ich daran, dass Friede nicht nur ein Traum ist, auch in einer Welt voller Gewalt, dass Friede möglich ist, wenn wir alle gemeinsam um diesen Frieden ringen.
Dazu brauchen wir keine Hochrüstung, dazu brauchen wir keine Atomwaffen! Dazu brauchen wir keine Manöver.
Wir brauchen Mut, Nein zu sagen.
Laut und deutlich: Nein!
Dieses Nein, von der Straße kommend, muss hineingetragen werden in die Parlamente, zu Politikern und Entscheidungsträgern:
Dieses Nein zur Stationierung von Atomwaffen,
dieses Nein zu irrwitzigen Manövern
muss die Mauern durchdringen, auch zu den Pilotinnen und Piloten, den Soldatinnen und Soldaten, zu den Befehlshabern in den Kasernen in Büchel und in Nörvenich und überall dort, wo Kriege vorbereitet werden.
Es muss deutlich werden:
- Hört auf!
- Hört auf uns!
- Hört unser Nein und beendet diesen Irrsinn!
Vielen Dank.
Gerold König ist Vorsitzender von Pax Christi Deutschland.