Editorial

Sommertheater: Die ersten Flüchtlinge werden an den Grenzen oder im Tran­sitbereich deutscher Flughäfen abgefertigt.

Sommertheater: Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien wird die Ab­schiebung angedroht, auch wenn sie in ihrer Heimat an die Front geschickt werden oder erwarten müssen, zum zweiten Mal vertrieben zu werden.

Sommertheater: Der neue US-Präsident läßt mal einfach so eine Stadt bombar­dieren, weil angebliche Attentäter aus dem Land, in dem diese Stadt liegt, einen ehemaligen US-Präsidenten um­bringen wollten. Anschließend spricht er den Opfern sein Beileid aus. Die in den USA festgenommenen Männer, die einen Anschlag auf die UN und ver­schiedene amerikanische Politiker planten, waren angeblich vom Iran be­zahlt. Wird es jetzt in drei Monaten einen Bombenangriff auf Teheran ge­ben?

Sommertheater: Das Bundesverfas­sungsgericht erweist sich vielleicht nicht als oberster Hüter der Verfassung, wohl aber als Schutzherr des Rufs Deutsch­lands im Ausland. Letzteres war das entscheidende Argument bei der Zulas­sung des Somalia-Einsatzes der Bun­deswehr. Die SPD kann jetzt beruhigt sein - wetten, daß in drei Monaten die Parteimehrheit unbeschränkten welt­weiten Einsätzen zustimmen wird? Bei den GRÜNEN hingegen werden sich die Realos wohl erst dann durchsetzen, wenn es 1994 um eine Regierungsbetei­ligung geht.

Eigentlich war dieses Friedensforum nicht als Doppelheft konzipiert gewe­sen. Doch bei all diesem "Sommer­theater" merkten wir im Laufe seiner Fertigstellung, daß wir zu viel Material hatten. Deshalb entschieden wir uns, ausnahmsweise für den Sommer ein Doppelheft zu produzieren.

Das nächste Friedensforum wird Ende Oktober bei Euch sein; Schwerpunkt ist wie angekündigt das Thema Umwelt und Militär.

Für die Redaktion

Christine Schweitzer

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