Grußwort für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung  am 6. August 2019 in Hamburg

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Sehr geehrte Frau Rippel-Lau (IPPNW),
sehr geehrte Herr Rasch (ICAN),
sehr geehrter Herr Gunkel (Hamburger Forum Historische Beiträge),
sehr geehrte Damen und Herren,

  • im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg heiße ich Sie herzlich willkommen. Wir gedenken heute der Atombombenabwürfe vor 74 Jahren auf Hiroshima und Nagasaki.
  • Gerade an Tagen wie diesen steht Hamburg fest an der Seite Japans.
  • Ich möchte allen noch lebenden Opfern der Atombombenabwürfe, ihren Hinterbliebenen und der gesamten japanischen Nation im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen.
  • Die Bilder aus Nagasaki und Hiroshima zeigen, welche verheerenden Auswirkungen der Einsatz von Atomwaffen haben kann.
  • Und gerade heute im Jahre 2019 ist die Warnung, die von diesen Bildern ausgeht, von bedrückender Aktualität – für Japan wie für Europa.
  • Mit dem Ende des INF-Vertrags droht uns ein neues atomares Wettrüsten zwischen den USA und Russland.
  • In den beiden wohl gravierendsten internationalen Konflikten – mit Nordkorea und dem Iran – geht es um Atomwaffen.
  • Seit Jahrzehnten hören wir das ewig gleiche alte Mantra: Nur die nukleare Abschreckung sichert den Frieden.
  • Und seit Jahrzehnten gibt es kein Argument auf die Gegenfrage, die lautet: Warum stehen dann im Mittelpunkt fast jeder internationalen Krise nukleare Waffen?
  • Wir schulden es den Opfern von Nagasaki und Hiroshima, dass wir gemeinsam für die Überzeugung einstehen: Es gibt keine stabile Friedensordnung mit Atomwaffen. Eine stabile Friedensordnung kann es immer nur ohne Atomwaffen geben.
  • Die Beziehungen zwischen Hamburg und Japan gehen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Es waren Hamburger Kaufleute, die als erste Europäer ihren Fuß auf japanischen Boden gesetzt haben. Und noch heute gibt es Hamburger Handelshäuser, die seit Jahrhunderten eng mit Japan verbunden sind. Diese sehr langjährigen Verbindungen sind das solide Fundament der guten Beziehungen zwischen Japan und Hamburg.
  • Heute sind viele große und weltweit bekannte japanische Unternehmen in Hamburg angesiedelt. Sie haben unsere Stadt in vielen Fällen zu ihrem zentralen Standort in Deutschland oder auch in ganz Europa gemacht. Das kommt sowohl Hamburg als auch Japan zugute.
  • Seit 1992 besteht eine Hafenpartnerschaft zwischen Hamburg und Yokohama.
  • Und die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Osaka feiert in diesem Jahr sogar schon ihr 30-jähriges Jubiläum. Sie basiert auf guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen ebenso wie auf kulturellen und wissenschaftlichen Austauschprogrammen. Ende dieses Monats reist Bürgermeister Tschentscher nach Tokio, Osaka und Kobe, um die Beziehungen weiter zu stärken. Themen der Reise werden Digitalisierung, Mobilität der Zukunft und Life Science sein.
  • Beim traditionellen Kirschblütenfest, das seit mehr als 50 Jahren in Hamburg gefeiert wird, und das uns mit einem wunderschönen japanischen Feuerwerk erfreut, werden die guten Beziehungen zu Japan für alle Hamburgerinnen und Hamburger sichtbar.
  • Aufgrund unserer engen Freundschaft ist der Gedenktag der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 für Hamburg ein wichtiges Ereignis.
  • Hamburg ist seit 2009 Mitglied im Städtebündnis der „Mayors for Peace“, das 1982 vom Bürgermeister von Hiroshima gegründet wurde. Die Vereinigung wirbt - aus der Erkenntnis heraus, dass Städte die ersten Ziele eines neuerlichen Atombombenabwurfs wären - für eine atomwaffenfreie Welt. Doch wir wissen alle, dass es bis dahin noch ein sehr weiter Weg ist.
  • 2015, zum 70. Gedenktag, hatte Hamburg die Ehre, drei der „Hibakusha“, d.h. Überlebende der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, in unserer Stadt willkommen zu heißen. Sie trafen mit Überlebenden des Hamburger Feuersturms zusammen und sprachen mit Hamburger Schulkindern über die schrecklichen Ereignisse in Hiroshima und Nagasaki.
  • Trotz der schrecklichen Erfahrungen aus den Atombombenabwürfen in Japan ist die Gefahr eines atomaren Angriffs noch immer gegeben. So ein Unglück darf sich nicht wiederholen. Daher ist die Arbeit von NGOs wie ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) und IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges), die sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzen, so wichtig.
  • In der Präambel der Hamburgischen Verfassung heißt es, dass „die Freie und Hansestadt Hamburg als Welthafenstadt eine ihr durch Geschichte und Lage zugewiesene, besondere Aufgabe gegenüber dem deutschen Volke zu erfüllen hat. Sie will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein.“
  • Deshalb fühlt sich Hamburg ganz besonders dazu berufen, an die dramatischen und für Generationen anhaltenden Folgen aus dem Einsatz nuklearer Waffen immer wieder zu erinnern. Es liegt auch an uns sicherzustellen, dass sich die schrecklichen Ereignisse von Hiroshima und Nagasaki nicht wiederholen. Es ist unser aller Aufgabe, für eine friedlichere Welt für alle Menschen zu sorgen. Alle Generationen müssen dabei zusammenarbeiten.
  • Erst jüngst hat eine Hamburger Schulklasse der Grundschule Arnkielstraße eine große Zahl von Origami-Kranichen gefaltet und nach Japan zum Kinder-Friedensmonument in Hiroshima gesandt, wo sie sich den Wünschen unzähliger Menschen aus der ganzen Welt für den Frieden anschließen.
  • In diesem Sinne danke ich Ihnen, lieber Vertreterinnen und Vertreter von ICAN und IPPNW, für Ihr großes Engagement und Ihren unermüdlichen Einsatz.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Katharina Fegebank ist 2. Bürgermeisterin der Freien- und Hansestadt Hamburg. Hamburg ist Mitglied im Städtebündnis Mayors for Peace.