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Erstellt:
September 1998


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FriedensForum 5/1998


Kommentar: Terror und Gegenterror führen zur Ausweitung des Terrorismus

Andreas Buro

Terroristen sprengen im Umkreis US-amerikanischer Botschaften Menschen und Häuser in die Luft. Die meisten Opfer haben mit internationaler Politik nichts zu tun. Ein abscheuliches Gewaltverbrechen, das zu Recht in vielen Teilen der Welt Empörung und Verurteilung auslöst! Die USA schießen zur Vergeltung mit Marschflugkörpern auf vermeintlich terroristische Einrichtungen und sprengen auf diese Weise Menschen und Häuser in die Luft. Die meisten Opfer haben mit internationaler Politik nichts zu tun. Ein abscheuliches Gewaltverbrechen, das sonderbarerweise in vielen Teilen der reichen Welt Zustimmung findet.

Fragen drängen sich auf: Wenn ein großes Land sich terroristisch gegenüber einem kleinen Land verhielte und das kleine Land gegen die zentralen Knotenpunkte des Terrors Marschflugkörper abschösse, wie würde dann das internationale Echo sein? Kehrt die Weltgesellschaft von Rechtsstaatlichkeit und internationalem Recht wieder zum Faustrecht zurück, nach dem man Gleiches mit Gleichem vergilt? Muß das Prinzip, Terror mit Terror zu vergelten, nicht zu einer ständigen Ausweitung des Terrors führen - haben wir aus dem terroristischen Unfrieden in Nahost und anderenorts gar nichts gelernt? Was bedeutet die Tatsache, daß die USA als Weltmacht Nummer 1 nach eigenem Gutdünken zuschlagen, statt die Terroraktionen gegen die US-Botschaften vor die Vereinten Nationen zu bringen? Fühlen sie sich so stark, daß sie glauben, die UN ignorieren zu können? Heißt das nicht, internationales Recht durch weltweit wirksame militärische Stärke zu verdrängen? Fragen grundsätzlicher Art, denn hier handelt es sich nicht um irgendeine Episode, sondern um den Führungs- und Verhaltensstil der Großen und Reichen gegenüber denjenigen, die, in welcher religiös verkleideten und dogmatisch deformierten Weise auch immer, gegen die Ungerechtigkeiten im Weltmaßstab gewaltsam aufbegehren.

 zum AnfangIm Zeitalter der Globalisierung werden vorhersehbar noch größere Teile der Weltgesellschaft in Elend und Hoffnungslosigkeit geraten. Ohne eine Alternative werden sie sich gewaltsam wehren, um sich schießen und Autobomben zünden. Der Einsatz der Militärmaschinerie der USA, der "Kriegsterror gegen Terrorkrieg" (taz), kann die den Konflikten zugrundeliegenden Probleme jedoch nicht lösen, sondern führt nur zu weiterer Militarisierung der Außenpolitik und beide Seiten immer tiefer in die perspektivlosen Sümpfe des Terrorismus.



Andreas Buro ist friedenspolitischer Sprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie
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