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Im Überblick:
Arbeitsprojekte im Netzwerk
vonDas Netzwerk Friedenskooperative versucht kontinuierlich - unter Einbeziehung eines breiten politischen Spektrums - einen überregionalen Informations- und Diskussionsprozess der Friedens- und anderer sozialer Bewegungen zu ermöglichen und eine minimale Organisations-Infrastruktur zu erhalten. Dazu dienen das Bonner Büro als Ansprechpartner, das "FriedensForum" als Magazin mit weiter Verbreitung, regelmäßige Beratungstreffen und Rundschreiben zwischen den mitarbeitenden Gruppen und Beratungstreffen und -konferenzen.
Über das Netzwerk bilden sich bei Bedarf auch Trägerkreise für gemeinsame Aktionen. Bemerkbar wurde dies zuletzt während des Golfkrieges bei den koordinierten Aktionstagen und der Großdemonstration am 26. Januar 1991. Die meisten Projekte, über die durch das Netzwerk Friedenskooperative und im FriedensForum informiert wird, sind von örtlichen, regionalen oder bundesweiten Gruppierungen verantwortet. Vieles entsteht aber auch innerhalb des Netzwerkes in von beteiligten Organisationen getragenen eigenverantwortlichen Arbeitsgruppen. Solche Projekte müssen über eigene Beiträge oder für sie zweckgebundenes Spendenaufkommen auch selbst für die Finanzierung sorgen.
So hat die (inzwischen kleinere) Arbeitsgruppe Golfkrieg nach der Solidaritätsdemonstration zu Kurdistan auch die Aktivitäten zu den US-Golfkriegsverweigerern getragen und über die Prozesse gegen GolfkriegsdemonstrantInnen und FlugblattunterzeichnerInnen informiert.
Die Arbeitsgruppe Bundesrepublik ohne Armee (BoA) besteht mittlerweile aus einer eher lockeren Kooperation der Gruppen im Netzwerk, die sich intensiver mit dem Thema befassen und gemeinsam versuchen, die Existenzberechtigung von Bundeswehr und Rüstungsindustrie zu hinterfragen. Von diesen Gruppen gibt es bereits umfangreicheres Material. Eine gemeinsame Kurzfassung der wichtigsten Argumente haben die Gruppen gemeinsam in der kleinen Broschüre "17 Fragen und Antworten zu einer BRD ohne Armee" vorgelegt.
Die "Bundesarbeitsgemeinschaft der Deserteur-Initiativen", die mit Denkmalen und der Diskussion um die Wehrmachtsdeserteure die Rehabilitierung einer jahrzehntelang verfremten Gruppe von Opfern des Nationalsozialismus vorangetrieben hat, wird sich nach dem Marburger Symposium zunächst auf die Wahrung eines Informationszusammenhanges beschränken.
Die Redaktion des FriedensForum ist die wohl aktivste Arbeitsgruppe der Friedenskooperative. Die Ergebnisse sind bekannt. Die Redaktion springt manchmal auch ein, wenn für nötige Hintergrundinformationen eine mit dem Thema befasste Arbeitsgruppe nicht selbst das Geld für z.B. eine Broschüre zum Thema aufbringen kann. So erscheint im Januar das FriedensForum 1/92 als Sonderheft zu Jugoslawien.
Regelmäßig trifft sich auch die AG ooa ("out of area"), die immer noch keinen passenderen Namen gefunden hat. Sie bemüht sich um Argumente, Informationen und Aktivitäten zur Verhinderung aller Pläne, Einsatzaufträge und -gebiete der Bundeswehr zu erweitern, inclusive der Beteiligung deutscher Truppen an UN-Blauhelmmissionen. Nach Aktionen bei der SPD und bei deren Bremer Parteitag wurden dazu z.B. mit dem Experten-Hearing vom Mai 91 umfangreich Argumente präsentiert. Das Wortprotokoll dieses Hearings ist mittlerweile verfügbar. Wegen der Planungen zu europäischen Eingreiftruppen und -armeen haben Mitglieder der Arbeitsgruppe als Nikoläuse am Kanzleramt vor dem EG-Gipfel von Maastricht die "Bescherung Europa" präsentiert. Die AG stellt zurzeit Material für eine "Kampagne gegen deutsche Waffen und Soldaten in aller Welt" her: Faltblatt, eine kürzere im Stil der "17 Fragen" und eine Hintergrundbroschüre. Plakate und Aufkleber sind in Planung. Für den 14./15. März 91 wird eine Beratungskonferenz in Hannover geplant.
Zu dieser Kampagne wird die AG Rüstungsexport eine Kurzbroschüre zu diesem Teilthema beitragen. Die Arbeitsgruppe besteht bisher aus einer eher lockeren Kooperation zwischen der Rüstungsexportkampagne des BUKO (Bremen) und der Kampagne "Für das Leben produzieren - Rüstungsexporte stoppen" (Idstein), eine Intensivierung der Zusammenarbeit auch mit weiteren Interessierten ist geplant.
Die AG deutsch-sowjetische Zusammenarbeit wurde nach früheren zentralen Friedenswochen durch die örtlichen Begegnungsprojekte fortgesetzt und z.T. noch vom Büro koordiniert. Eine Wiederaufnahme der politischen Arbeitsgruppen Tätigkeit scheint aber angesichts der Entwicklungen im ehemaligen Sowjetreich geboten.
Zu Jugoslawien haben Gruppen aus dem Netzwerk Friedenskooperative bereits im Land selbst die Friedenskarawane, Trainings in gewaltfreier Konfliktlösung, humanitäre Projekte und konkrete Unterstützungsarbeit für die Antikriegsinititiven in verschiedenen jugoslawischen Republiken durchgeführt. Einige Demonstrationen und viele Veranstaltungen wurden unterstützt. Inzwischen finden regelmäßige Treffen zum Thema statt, z.T. mit VertreterInnen jugoslawischer Friedensgruppen. Da der Krieg in Jugoslawien auch ein Beispiel für die Kriseninfarkte ist, die im von neuem Nationalismus geschüttelten Osteuropa vor uns stehen, werden die Diskussionen um das Recht auf Selbstbestimmung (und seine Grenzen), Minderheitenschutz, nichtmilitärisches und vorbeugendes Krisenmanagement auch grundsätzlicher geführt.
Die Helsinki-BürgerInnenversammlung (HCA) als europäische Kooperation von Friedens- und Bürgerrechtsgruppen ("KSZE von unten") hat die "Friedenskarawane" organisiert und plant weitere Aktivitäten zu Jugoslawien und Osteuropa. Die Zusammenarbeit mit der Friedenskooperative soll verstärkt werden.
Parallelen zu diesen europäischen Entwicklungen sind auch in Westeuropa im Wiedererstarken von Nationalismus und Fremdenhass zu sehen. Nach dem Aktionstag gegen Ausländerhass vom 9. November bemühen sich zahlreiche Gruppen um eine Zusammenarbeit gegen Rassismus.
P.S.: Zu allen Arbeitsprojekten können mit Stichwort gezielte zweckgebundene Spenden geleistet werden.