Deutscher ev. Kirchentag in Hannover

von Viola Tölke

Auf den öffentlichen Plätzen in der Innenstadt, in Kirchen und Veranstaltungsräumen und auf dem Messegelände im Süden Hannovers spielte er sich vom 25. bis zum 29. Mai 2005 ab. Zum Abschlussgottesdienst traf sich alles auf dem Schützenplatz, was militaristisch gedeutet werden kann, aber vielleicht war es nicht so bedrohlich mit dem Schutz gemeint.

Bei den vorausgegangenen Kirchentagen in Hannover sei - laut der Publikationen der Kirchentagsorganisation - jeweils dem gleichen Thema eine außerordentliche Bedeutung zugekommen: Frieden.

Damit dieses auch in diesem Jahr werde, veranstalteten die Organisationen Friedensgebete, Rudern für den Frieden, luden die Friedensnobelpreisträgerin ein ...

Auf dem Messegelände waren die Stände der Friedensgruppen über drei Hallen verteilt, so dass Nähe und Nachbarschaft untereinander begrenzt, bei zahlreichen Besuchen zwischen den Ständen aber doch zu pflegen waren. Es ergaben sich Nachbarschaften mit ganz anderen Gruppen, da die Hallenbelegung stets so geordnet ist, dass diejenigen, die "die Schöpfung mit aller Gewalt bewahren" wollen, in der Nähe von Friedensgruppen stehen und somit eine gewisse Anerkennung für die friedlichen Absichten des Militärs zum Ausdruck kommt. Folgerichtig forderte eine "ökumenische Initiative" auf Flugblättern zum bewusst gemeinsamen Umgang mit Schuld und zur Übernahme von Verantwortung auf: der notwendige Einsatz des ganzen Mannes bei Mord und Vergewaltigung während militärischer Eingriffe und anschließender Demokratisierung müsse gemeinsam getragen werden. Betroffene seien finanziell beim Ankauf von Ablassbriefen am Stand der Militärseelsorge zu unterstützen. Auf diese zielte auch das Transparent am Eingang der Halle mit dem Tucholsky-Zitat "Soldaten sind Mörder". Das Transparent wurde gehisst, begleitend wurde der Quelltext von Tucholsky an die PassantInnen verteilt. Erbärmlich viel Zeit verging in der prallen Sonne, bevor der erwartete Einwand diesen Protest mittels einschläferndem Wortschwall untersagte und beendete.

Die Friedensinitiativen informierten an ihren Ständen zu ihren aktuellen Vorhaben, dazu gab es neben Unterschriftensammlungen und Solidaritätsaktionen, auch Quiz und Puzzle und einige Workshops zum gewaltfreien Miteinander und zur Kriegsdienstverweigerung.

Es gelang, über 3.000 Unterschriften zu sammeln, um eine Kirchentagsresolution zur Senkung des Rüstungshaushaltes zu bewirken.

Am Rande des Kirchentagsgeschehens fand am Sonnabend Vormittag in der Innenstadt die Regenbogendemonstration aus Anlass des Endes der Atomwaffenkonferenz der UN in New York statt. Mit Beiträgen zu: "Hermes-Bürgschaften" von Paul Russmann, "Desertion" von Yohannes Kidane und von Sabrina Apicella zur gerade gescheiterten Atomwaffenkonferenz, der Friedenspredigt von Dietrich Bonhoeffer und einer Peacemeditation wurde besinnlich und farbenfroh gegen Uranabbau, Atomwaffen und die damit verknüpfte "zivile Nutzung" der Atomkraft und für ein friedliches Zusammenleben und gewaltfreie Konfliktbearbeitung demonstriert.
 

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Viola Tölke ist Politikwissenschaftlerin, engagiert sich in der Graswurzelgruppe/gewaltfeie AnarchistInnen Hannover und arbeitet im Friedensbüro Hannover.