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Update-Informationen US-Golfkriegsverweigerer
Erik Larsen u.a.;
vonIn der Bundesrepublik haben sich zahlreiche Organisationen und Menschen den Protesten gegen die strafrechtliche Verfolgung der US-Golfkriegsverweigerer angeschlossen, an Aktionen oder Diskussionsveranstaltungen dazu teilgenommen oder sich mit Protestschreiben an die US-Botschaft oder US-amerikanische Stellen gewandt.
Das in Deutschland arbeitende Military Counseling Network hatte sich gemeinsam mit dem Netzwerk Friedenskooperative und der DFG-VK an die Presse gewandt, um auf das Schicksal auch der hier angeklagten und verurteilten Verweigerer aufmerksam zu machen. Mit einer Briefkampagne soll auch diesen US-GIs von vielen Menschen Unterstützung zu Gute kommen. Das Postkartenset Free Erik hat inzwischen eine verbreitete Auflage von 23.000 erreicht und wurde offenbar auch von verschiedenen Gruppen nachgedruckt. Weiterhin können besonders auch persönliche Briefe an die unten aufgeführten Adressen helfen.
Die Antworten der Botschaft betonen stereotyp, daß keinerlei Todesstrafen verhängt werde (richtig) und die Anklagen nur wegen strafrechtliche Punkte (Desertion, Abwesenheit von der Truppe) erhoben werden und nicht wegen der Anträge auf Anerkennung als KDV (zynisch angesichts der Praxis, antragstellende GI`s in Handschellen an den Golf zu fliegen; ihnen blieb ja nichts übrig als Befehlsverweigerung, um dem zu entgehen).
In den Vereinigten Staaten sind die Anklagen gegen Tahan Jones und Erik Larsen von Desertion in Kriegszeiten gestrichen worden. Es droht ihnen jetzt wegen einfacher Desertion eine Freiheitsstrafe von ca. 7 Jahren. Ein kleiner Sieg war, daß der Militärrichter am 16. September ein neues Hearing gemäß Artikel 32 (Feststellung der Anklagepunkte) angeordnet hat, weil im Juni der zivile Verteidiger und alle 39 Zeugen nicht zugelassen worden waren. Das neue Hearing begann am 23. September und wird am 15. Oktober im Camp Lejeune fortgesetzt. Weiterhin werden Rechte eingeschränkt, z.B. militärische Zeugen nur aus dem Umkreis von 100 Meilen zugelassen. Das Hearing von Tahan Jones beginnt am 21. Oktober. Die eigentlichen Prozesse werden voraussichtlich Mitte November beginnen.
Das Tahan Jones / Erik Larsen Defense Committee organisiert im Oktober dazu Protestaktionen und Lobby-Arbeit mit der Forderung nach bedingungsloser Amnestie für alle Verweigerer: Am 15. Okt. ein Call-in bei Genral C.L. Vermilyea (001/504/948-1210) und General Carl Mundy, United States Marine Corps (USMC) Commandant (001/703/ 614-2500) für die Aufhebung der Anklagen und Freilassung der Inhaftierten. Am 21. Okt. ein Call-in beim Kongress, den einzelnen Abgeordneten und dem Chairman, House Armed Services Committee, Les Aspin (001/202/224-3031), um eine Untersuchung der Behandlung der Verweigerer durch das Militär zu fordern sowie die Amnesty. Pressekonferenzen und Lobbyarbeit im Kongress folgen sowie die Präsentation von Amnestie-Briefen und Petitionen bei Gen. Mundy und beim Weißen Haus. Am 26. Oktober führt eine Free all COs-Rally zum Weißen Haus.
[Erik Larsen / Tahan Jones Defense Committee: Tel: 001/510/655-1201 o. 001/415/241-7288; Fax: 001/510/ 653-8840 Rechtsanwalt: Tel. 001/415/241-7288]
Das Military Counseling Network hat eine Briefkampagne gestartet, um SoldatInnen, die ihre Teilnahme am Golfkrieg verweigert haben, moralisch zu unterstützen. Viele von ihnen wurden als Verweigerer verurteilt und sitzen nun in US-Militärgefängnissen. Ein Briefwechsel wäre eine große Unterstützung für sie während dieser Zeit. Briefe an sie sollen über die Adresse des MCN gehen, weil die Insassen von Militärgefängnissen Post nur von denjenigen bekommen, die auf einer Postliste stehen. Alle weiteren Briefe werden zurückgeschickt! traurig aber wahr.
[Military Counseling Network Vogelsbergstr. 17 W- 6000 Frankfurt 1 Tel. 069/490538; Fax: 069/4990007]
Im Folgenden stellen wir einige der Betroffenen vor:
- Addis Wiley ist bereits vor dem Golfkrieg seiner religiösen überzeugung gefolgt und hat im Dezember 1990 aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigert. Er weigerte sich, ebenfalls im Dezember, an den Golf zu gehen, entfernte sich 2 1/2 Tage von seiner Einheit und wurde im Mai 1991 von einem Militärgericht in Hanau zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Addis befindet sich in einem US-Militärgefängnis. Sein Anerkennungsverfahren als Kriegsdienstverweigerer ist noch nicht abgeschlossen.
- David Chilldres hatte seit der US-Invasion in Panama eine Antikriegshaltung entwickelt. Er stellte seinen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer im vergangenen Winter. Dieser Antrag wurde im Juli 1991 abgelehnt. David entfernte sich Anfang Januar 1991 bis Ende März 1991 von seiner Einheit. Er wurde im April 1991 von einem Militärgericht in Garlstedt zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Auch David befindet sich mittlerweile in einem Militärgefängnis in den USA.
- William Walker verweigerte den Befehl, in einen Bus zu steigen, der ihn und seine Einheit zum zum Flughafen bringen sollte, von wo der Abflug nach Saudi-Arabien stattfand. William Walker hatte sich nicht von seiner Einheit abgesetzt. Er wurde im Frühling 1991 von einem Militärgericht in Garlstedt zu 27 Monaten Gefängnis verurteilt. William sitzt ebenfalls in einem Militärgefängnis in den USA.
- William Allen entfernte sich für einige Wochen von seiner Einheit. Er wurde im April 1991 von einem Militärgericht in Nürnberg zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und befindet sich jetzt in einem US-Militärgefängnis.
- Faith Grasso blieb von Dezember 1990 bis April 1991 ihrer Einheit fern. Sie wurde im April 1991 von einem Militärgericht in Kaiserslautern zu 21 Monaten Gefängnis verurteilt. Sie ist inzwischen in ein Militärgefängnis in den USA verlegt worden.
- Michael Kennedy wurde dieses Jahr von einem Militärgericht zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt und ist jetzt ebenfalls in einem Militärgefängnis in den Staaten.
- Abdullah Jones, islamischer Kriegsdienstverweigerer, weigerte sich am Krieg am Krieg gegen seine Brüder und Schwestern teilzunehmen. Deshalb wurde er in Kaiserslautern zu 11 Monaten Gefängnis verurteilt.
- Abdul-Khaliq Gibson, ebenfalls Muslim, wurde in Kaiserlautern wegen Befehlsverweigerung vor Gericht gestellt und zu 8 Monaten verurteilt.
- Tim Silvey, der mit einer Frau aus dem Frankfurter Raum verheiratet ist, wurde zu 18 Monaten verurteilt, weil er sich weigerte, an den Golf zu gehen.
- Glen Morrison verweigerte die Teilnahme am Krieg aus religiösen Gründen und wurde wegen Befehlsverweigerung angeklagt. Er bekam 3 Monate Gefängnis.
- Glen Mulholland, Seargeant bei den Marines, war in den Vereinigten Staaten stationiert und lebte dort mit seiner deutschen Frau und ihrem Sohn. Als der Aufmarsch zum Golf aufgenommen wurde, schrieb Glen einen sehr klaren Brief an seine Vorgesetzten, in dem er erklärte, daß sein Gewissen es ihm nicht gestatten wurde teilzunehmen. Dann kehrte er mit seiner Frau und seinem Kind nach Deutschland zurück, wo er eine Reihe von Monaten blieb, während er Kontakt mit seinen Vorgesetzten hielt. Er kehrte dann zu seinem Stationierungsort in den USA zurück, um sein Verfahren als Kriegsdienstverweigerer durchzuführen. Dort wurde er der Desertion angeklagt und zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt.