Gegen Bundeswehr-Werbung auf dem Ökumenischen Kirchentag!

Kirchentag ohne Bundeswehr-Werbung

von Rainer Schmid
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Im Mai 2021 wird der Ökumenische Kirchentag stattfinden, teilweise digital und teilweise real, nämlich in Frankfurt/Main. Die Bundeswehr wird den Kirchentag für Werbung nutzen, genauer gesagt für Image-Werbung und Kontaktpflege. Denn aus Sicht der Bundeswehr ist es nicht unwichtig, was die Mitglieder der großen Kirchen über Auslandseinsätze und Rüstungsausgaben denken.

Traditionell gehört zu jedem Kirchen- und Katholikentag ein Militärgottesdienst. Normalerweise leiten ein oder zwei Militärbischöfe diesen Gottesdienst. Ein Militärmusikkorps spielt geistliche Lieder. In der ersten Bankreihe sitzen hohe Offiziere, Politiker*innen und die Verteidigungsministerin. Militärpolizei und andere Beamte - teils in zivil - sichern den Kirchenraum gegen sogenannte Störer.

Am Eröffnungsabend des Kirchentages spielt meistens die Bundeswehr-Bigband. Bei Podiumsdiskussionen werben Offiziere und Militärpfarrer (1) um Verständnis für die Bundeswehr. Und an den Messeständen setzen sich Soldatenseelsorger argumentativ für die Existenz der Bundeswehr ein.

Seit Kaiser Konstantin im Jahre 312 das Christentum zur Staatsreligion gemacht hat, arbeiten Kirche und Militär eng zusammen. Diese Zusammenarbeit wurde im 20. Jahrhundert zwar für überwunden erklärt, aber sie besteht weiterhin auch im 21. Jahrhundert. Die Kirche spricht zwar oft vom Frieden - besonders an Weihnachten -, aber man rechtfertigt weiterhin militärische Mittel. Man spricht in der Kirche gerne von Dilemma, Schutzverantwortung und „Vorrang für zivil". Man bekennt sich vehement zu Friedenspädagogik und Konfliktprävention. Aber geschickt hält man sich eine Hintertür offen: Als letztes Mittel sind weiterhin Militäreinsätze erlaubt. Aus der Hintertür wird in der Praxis der Normalfall.

Die Meinung des Autors: In einer Zeit vieler Kriege und enormer Aufrüstung sollte sich die Kirche an ihrem Ursprung orientieren. Sowohl Jesus Christus als auch die ersten 10 bis 15 Generationen seiner Nachfolger*innen lehnten Kriegswaffen ab.

Die Kirchen sollten auch heute wieder - ohne jede Hintertür - auf gewaltfreie Mittel setzen. Das heißt konkret: Auf dem Ökumenischen Kirchentag 2021 sollte die Bundeswehr nicht auftreten dürfen, weder in Form der Militärmusikkorps, noch in Form eines Militärgottesdienstes, noch in Podiumsdiskussionen, noch an Messeständen.
Ein „Offener Brief gegen die Image-Werbung der Bundeswehr auf dem Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt/M" wird - soweit bis Redaktionsschluss bekannt - von 70 Organisationen unterstützt. (2)

Anmerkung
1 Die etwa 200 deutschen Militärgeistlichen sind Beamte der Bundeswehr - manche auf Zeit, manche auf Lebenszeit. Sie werden von der Bundeswehr bezahlt, sie nutzen Fahrzeuge der Bundeswehr, sie haben ihre Büros in Kasernen und sie tragen im Ausland militärische Kleidung. Auch bei Manövern und auf Kriegsschiffen tragen Militärgeistliche militärische Kleidung.
2 https://www.militaerseelsorge-abschaffen.de/aktionen/a2021-oekum-kirchen...

Weitere Informationen:
Ökumenisches Institut für Friedenstheologie: www.oekum-institut-friedenstheologie.de
Initiative Musiker*innen gegen die Auftritte der Militärmusikkorps: www.musiker-gegen-militaermusik.de
Ökumenische Initiative zur Abschaffung bzw. Reform der Militärseelsorge: www.militaerseelsorge-abschaffen.de

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