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Kriegsdienstverweigerung International

von Christine SchweitzerRedaktion FriedensForum

Die Wehrpflicht in Deutschland wird 2011 ausgesetzt – gerade haben die Medien über die letzten zwangsweise Einberufenen berichtet. Ist damit nicht auch das Thema der Kriegsdienstverweigerung passé? Wir meinen nein, und zwar aus drei Gründen:

Zum einen gibt es Menschen, die den Dienst aus Gewissensgründen verweigern, auch wenn sie ihn ursprünglich freiwillig angetreten haben. Beispiele wie die des US-Soldaten André Shepherd, der in Deutschland Asyl gesucht hat und über den wir mehrfach berichtet haben, stehen hier für viele andere. Und auch deutsche Soldaten werden in Zukunft weiterhin verweigern, wenn sie erleben müssen, was Krieg in Wirklichkeit bedeutet. Für Soldaten ist es aber immer viel schwieriger gewesen, ihre Verweigerung glaubhaft zu machen – und deshalb brauchen sie die Solidarität und Unterstützung von Menschenrechts- und Friedensgruppen.

Zum zweiten herrscht in vielen Ländern der Welt weiterhin Wehrpflicht, und internationale Netzwerke wie die War Resisters’ International bringen Verweigerer aus allen Ländern zusammen für die Organisation gemeinsamer Kampagnen und Aktionen.

Und zum dritten ist Kriegsdienstverweigerung mehr als nur die Weigerung, als Soldat Dienst zu tun. Zivile Hilfsleistungen und Unterstützung von Kriegführung ist etwas, das der Staat letztlich von allen BürgerInnen einfordert – von BeamtInnen, SteuerzahlerInnen und vielen anderen. Aus diesem Grunde ist es auch kein ‘Männerthema’ – viele Frauen aus der Friedensbewegung verstehen sich ebenfalls als Verweigerinnen.

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.