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 Krisen und Kriege

Neuerscheinung zum israelisch-palästinensischen Konflikt

Martin Singe

Der Versöhnungsbund hat eine wichtige Broschüre mit dem Titel "Der israelisch-palästinensische Konflikt" jetzt in deutscher Sprache veröffentlicht. Die Broschüre mit dem Untertitel "Aufräumen mit gängigen Ansichten durch kritische Betrachtung im Gesamtzusammenhang" ist 2009 (in überarbeiteter Fassung; Erstfassung 2007) vom "Israelischen Komitee gegen Hauszerstörungen" (ICAHD) herausgegeben worden und beansprucht, gängige "Pro-Israel-Slogans" durch knappe, inhaltsstarke Argumentationen zu erschüttern.

Die Problemfelder des Konflikts sollen von einer einseitigen israelischen Sicherheitsperspektive in eine auf Menschenrechten und Völkerrecht basierenden Perspektive ver-rückt werden (re-framing), um Lösungen zugänglich zu werden. Israel muss dafür seine Ausschließlichkeitsperspektive aufgeben zugunsten einer Zweistaatenlösung oder zugunsten eines gemeinsamen Staates mit gegenseitig garantiertem Selbstbestimmungsrecht der darin lebenden Völker. Gegen alle Mystifizierungen des Konflikts beanspruchen die AutorInnen, "dass der Konflikt als ein politischer zu sehen ist, der deshalb auch eine Lösung hat" (S. 12). Statt einer win/lose-Lösung müsse der Weg zu einer win/win-Lösung gefunden werden. Das ICAHD, eine renommierte israelische Friedensorganisation, versucht in der Konfliktanalyse die Seite der Palästinenser mitzudenken, betont aber gleichzeitig, dass die vorgelegte kritische Konflikteinordnung "durch israelische Juden vorgenommen" wurde und nicht den Anspruch erhebt, die Ansichten der Palästinenser authentisch zu repräsentieren.

Die "Pro-Israel-Slogans" werden dann jeweils in Zuordnung zu einzelnen zentralen Themenfeldern des Konflikts aufgelistet, etwa zu den Themen "Zionismus", "Besatzung", "Terrorismus" und "Die Mauer". Im Schlusskapitel fragen die AutorInnen "Wie kommen wir also aus diesem Schlamassel raus?" und schreiben, dass die veränderte Konflikteinordnung nicht Recht oder Unrecht einer Seite behaupten wolle, sondern: "Sie soll das politische Gespräch für Meinungen und Möglichkeiten öffnen, die verschlossen gewesen sind durch "pro-irgendjemand` Sichtweisen, wie die israelische Sicherheitsperspektive. Am Ende ist die Sichtweise im gesamten Kontext ein notwendiger Schritt, um einen Weg aus diesem Schlamassel zu finden, der die Rechte, Ansprüche und Narrative aller involvierten Parteien - die nicht gezwungen sind, Feinde zu sein - respektiert." (S. 63)

Die Broschüre basiert bei der Behandlung der einzelnen Problemfelder des Konflikts auf sehr kompetenten Hintergrundinformationen und bietet den Lesenden einen fundierten Einblick in die Grundfragen der Auseinandersetzungen im israelisch-palästinensischen Konflikt.



Jeff Haper, Jimmy Johnson und Emily Schaeffer: Der israelisch-palästinensische Konflikt. Hg./Bezug für 5,- Euro + Porto: Versöhnungsbund, Schwarzer Weg 8, 32423 Minden / vb@versoehnungsbund.de



E-Mail: martinsinge (at) grundrechtekomitee
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