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 Atomkraftwerke abschalten!

25 Jahre Tschernobyl und Atomkatastrophe in Japan:

Atomkraftwerke abschalten!

(ms/cs) Am 26. April 1986 explodierte das AKW Tschernobyl. An den Folgen des radioaktiven Fallouts nach dem Super-GAU starb eine ungeklärte Zahl an Opfern - Schätzungen gehen bis zu fast 100.000. Hunderttausende leiden bis heute an den Folgen - Krebs und anderen Krankheiten, Missbildungen bei Neugeborenen usw.
Während wir diese Ausgabe des Friedensforums fertigstellten, bebte in Japan die Erde, und das Thema Atomenergie bekam eine schreckliche neue Aktualität. Quasi im Zeitlupentempo konnten Menschen rund um die Welt live mitverfolgen, wie sich ein Störfall immer weiter zuspitzte.


Während dieses Heft nach der organisatorischen Beteiligung des Teams der Friedenskooperative an den bundesweiten ANti-AKW-Demos im März verspätet (Pardon!) in Druck geht, wissen wir immer noch nicht, welche Schäden die derzeitige Strahlenbelastung schon verursacht hat und wie sich die Katastrophe vielleicht noch verschlimmern wird. Das Misstrauen auch eher traditionell AKW-freundlicher Beobachter gegenüber den beschwichtigenden Aussagen der japanischen Regierung ist groß. Und Atomexperten in Russland, die 1986 Tschernobyl miterlebten, fühlen sich laut Fernsehberichten dramatisch an die Verharmlosungs- und Vertuschungspolitik der sowjetischen Regierung damals erinnert.

Die Atomlobby hatte aus Tschernobyl keine Konsequenzen gezogen. Und auch jetzt heißt es von vielen Seiten, dass eine solche Situation wie in Japan bei uns nicht entstehen könne, denn bei uns gäbe es ja keine Tsunamis und die Erdbeben seien auch seltener und schwächer. In Tschernobyl gab es beides auch nicht - dort war es ein Fehler der Techniker. Was Japan lehrt, ist nicht, dass ein Tsunami nach einem Erdbeben einem AKW gefährlich werden kann. Das hätte sich eigentlich jeder denken können, der die Bilder vom Tsunami in Thailand und Sri Lanka mit seinen meterhohen Wellen und den Zerstörungen, die er hinterließ, gesehen hat. Sondern es lehrt, dass auch doppelte und dreifache Sicherungsmaßnahmen relativ sind und versagen können. Genügend Risikofaktoren gibt es auch bei uns - von Flugzeugabstürzen über terroristische Anschläge bis zum altbekannten menschlichen Versagen.

Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Politiker nach bewährter Weise auch diese Katastrophe `aussitzen`, indem sie sorgfältige Prüfung aller Risiken zusagen und darauf vertrauen, dass schon bald neue Schlagzeilen die Erinnerung an das Grauen in Japan überdecken werden. Viele hoffen sicher, dass man früher oder später ohne großen Widerspruch wieder zur Tagesordnung zurückkehren kann. Es liegt an der Anti-AKW-Bewegung, solchen Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung zu machen. In Protest gegen die Laufzeitverlängerung und in Gedenken an die Opfer von Tschernobyl und Fukoshima werden an den Ostertagen Ostermärsche zu den Atomkraftwerks-Standorten ziehen und den sofortigen Atomausstieg fordern.

Die Friedensbewegung hat zusammen mit der Anti-AKW-Bewegung schon immer auf den verhängnisvollen Zusammenhang zwischen so genannter ziviler und militärischer Nutzung der Atomkraft hingewiesen. Ausgerechnet der Atomwaffensperrvertrag hat der "zivilen" Nutzung Tür und Tor geöffnet, da er deren Förderung ausdrücklich vorsieht. Wir würden uns wünschen, dass es auch auf internationaler Ebene jetzt ein Umdenken in Bezug auf die zivile Nutzung gibt.

Unsere Artikel in diesem Schwerpunkt beschäftigen sich mit diesen Zusammenhängen unter verschiedenen Fragestellungen. Wir gehen auf Tschernobyl selbst und die Geschichte der Anti-AKW-Bewegung ein, geben Einschätzungen zum heutigen politischen Stand der Anti-AKW-Bewegung und beleuchten die ungelöste Endlagerfrage. Perspektiven des weiteren Widerstands werden diskutiert. Praktische Möglichkeiten - den Atomausstieg in die eigene Hand nehmen und den Anbieter wechseln - werden erläutert. Wie eingangs schon erwähnt: Das Heft wurde konzipiert und die Artikel verfasst, bevor es zum Unglück in Japan kam. Wir glauben aber, dass die Texte trotzdem aktuell sind, auch wenn manche Autorin oder Autor bestimmt gerne an die Geschehnisse in Japan angeknüpft hätte.

Wir danken herzlich allen Autorinnen und Autoren aus der Anti-AKW- und der Friedensbewegung, die zu diesem Schwerpunkt beigetragen haben!

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