Leserinbrief zu FriedensForum 4/2018 S. 12f

"Aufklärung sieht anders aus - eine kritische Antwort“

von Christine Böckmann
Hintergrund
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Folgender Leserbrief bezieht sich auf den o.a. Artikel von Reiner Braun, Kristine Karch, Pascal Luig und Lucas Wirl, der als Entgegnung zu dem Artikel von Christine Schweitzer und der FriedensForum-Redaktion in 3/18 veröffentlicht worden war (Gegen Querfronten und Anbiederungen).

Man könnte die Ergebnisse der Rechtsextremismus- und Einstellungsforschung (z.B. zur sog. "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" oder den "Mitte-Studien") der letzten Jahre zur Kenntnis nehmen. Man könnte wahrnehmen, dass aktuelle Erscheinungsformen des Rechtsextremismus ohne Faschismus auskommen (wie z.B. die sog. "Identitären"). Man könnte dann eine ernsthafte Auseinandersetzung führen, wo Abgrenzung notwendig ist und wo Dialog.

Stattdessen verengt man Gruppen und Webseiten auf eine Person, grenzt sich wortreich von ihr ab, obwohl diesbezüglich offensichtlich Konsens besteht. Stattdessen zitiert man aus einem längeren Artikel im Rahmen eines umfangreichen Dossiers auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung einen Satz und behauptet, dies wäre "die Definition der Bundeszentrale für politische Bildung", um sich dann von dieser abzugrenzen und eigene Kategorien einzuführen, die nach Stand der Debatte mindestens fragwürdig sind. Gleichzeitig stört man sich daran, dass andere mit "Grauzonenbegriffen" arbeiten würden, die sie nicht definierten, sowie an "Kampfbegriffe[n] der politischen Eliten", zu denen u.a. Antisemitismus gezählt wird. Nimmt man aktuelle antisemitische Äußerungen und Taten gar nicht wahr?

Wer den Schwur von Buchenwald und eine Rede von "Begriffe[n] der Regierenden, ihrer Medien, ihrer Geheimdienste" hernimmt, um sich auf dieser Grundlage mit den modernen Erscheinungsformen des Rechtsextremismus auseinanderzusetzen, ignoriert die wissenschaftliche Forschung und die aktuellen politischen Debatten und Entwicklungen. Diese Argumentation ist einer Friedensbewegung, die sich menschenrechtlichen Standards verpflichtet fühlt, unwürdig und völlig ungeeignet, sich den aktuellen innenpolitischen Herausforderungen zu stellen.

Das ist nicht nur ärgerlich. Das ist traurig.

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Christine Böckmann, Magdeburg