Hiroshima-
Tag 2011

update:
08.07.2011


 voriger

 nächster

Hiroshimatag 2011

 Aufrufe, Stellungnahmen

Grußwort zum Hiroshima-Tag 2011 in Hannover

Stephan Weil (in Hannover)

Unsere Vorstellungskraft versagt, wenn es um Atomwaffen geht. Unsere Vorstellungskraft versagt, wenn wir an das Leid denken, das durch Atomwaffen ausgelöst wird. Wenn wir heute über Hiroshima und Nagasaki sprechen, denken wir schnell: "Das darf nicht noch mal passieren." Das ist Teil des nuklearen Tabus und zugleich das Damoklesschwert, das seit 66 Jahren über unseren Köpfen schwebt.

Die meisten Menschen bemerken es nicht einmal, die jüngeren Menschen haben davor keine Angst, die Älteren von uns glauben, wir haben bereits so viel Atomwaffen abgerüstet, jetzt muss es auch gut sein. Und in wenigen Jahren ist auch kein Hibakusha mehr da, der aus eigenem Erleben über Hiroshima berichten könnte. Umso wichtiger wird es, mit Veranstaltungen wie dem Hiroshima-Tag die Erinnerung wach zu halten und gemeinsam an einer Zukunft ohne Atomwaffen zu arbeiten.

Wenn wir uns bei allen Nachrichten und Geschehnissen in Fukushima an Hiroshima erinnern, ist das längst nicht nur sprachlich oder geographisch begründet. Auf unterschiedliche Weise ist in beiden Fällen die zerstörerische Kraft des Atoms zum Ausdruck gekommen. Die Bombe mit dem so unscheinbaren Namen "Little Boy` machte 1945 Hiroshima dem Erdboden gleich und brachte Tod und entsetzliches Leid über diejenigen, die weiter leben durften. Seit Hiroshima und Nagasaki ist die Menschheit teils mit mehr Glück als Verstand am atomaren Inferno vorbeigeschrammt.

Der Internationale Gerichtshof hat 1996 in einer beratenden Stellungnahme geschrieben, dass der Einsatz von Atomwaffen, ja bereits die Androhung des Einsatzes gegen internationales Recht und gegen Vorschriften und Prinzipien des humanitären Völkerrechts verstößt. In der weltweiten Staatenpraxis ist dies noch nicht angekommen. Die heutige Lage, der kraftlos gebliebene Atomwaffensperrvertrag (NPT) und die wachsende Zahl derjenigen Länder, die Atomwaffen besitzen, erfüllen mich mit großer Sorge.

Noch immer werden auch in Deutschland Atomwaffen gelagert und die Gefahr eines Atomkrieges nimmt mit der Weiterentwicklung und Modernisierung atomarer Waffen und der Erhöhung ihrer Einsatzfähigkeit zu.

Deshalb muss es neue Anstrengungen geben, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern und atomare Abrüstung zu verwirklichen. Als zentraler Baustein einer zukünftigen globalen Sicherheitsarchitektur müssen Atomwaffen international und verbindlich geächtet und verboten werden, wie es ja bereits mit biologischen und chemischen Waffen, aber auch Landminen und Streumunition, geschehen ist.

Die vollständige atomare Abrüstung bis 2020 ist auch das erklärte Ziel des weltweiten Netzwerkes Mayors for Peace, das 1982 von Hiroshima gegründet wurde und dem Hannover als Partnerstadt von Anfang an angehört. Heute treten weltweit fast 5000 Bürgermeister und Städte für dieses Ziel in dem Wissen ein, dass es für eine Stadt und ihre Bewohner unmöglich ist, bei einem Atomwaffen-Angriff Schutzmaßnahmen zu treffen.

In Hannover ist es guter Brauch, den Jahrestag der Atombombenexplosion in Hiroshima mit dem Anschlagen der Friedensglocke in der Aegidienkirche zu beginnen und mit Aussetzen von Papierlaternen auf dem Maschteich im Park der Partnerstädte zu beenden. Wir schließen uns damit unserer Partnerstadt Hiroshima an, weil es nicht nur ein Symbol der Trauer und der Erinnerung an die Opfer ist, sondern auch eine sichtbare Geste der Mahnung und der Hoffnung. Wir erneuern damit unseren Wunsch: "Mögen Sie in Frieden ruhen! Mögen sich solche Fehler nicht wiederholen."

Mein Dank gilt den Organisationen und Initiativen, die sich in der Kontaktpflege mit Japan und Hiroshima und in der Friedensarbeit engagieren. Ihr Einsatz trägt dazu bei, die Verbindung von Hiroshima und Hannover zu stärken und unserem gemeinsamen Wunsch nach Frieden und einer Welt ohne Atomwaffen Ausdruck zu geben.

Ich wünsche den Veranstaltungen Aufmerksamkeit und Interesse.



Flyer siehe hier.

Stephan Weil ist Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover und Vizepräsident der "Mayors for Peace" (Bürgermeister für den Frieden).

E-Mail: PaulBurkhard (Punkt) Schneider (at) Hannover-Stadt (Punkt) de

Website: www.hannover.de
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome