Antikriegs-
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vom:
02.09.2000

update:
04.09.2000


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Antikriegstag 2000 - Inhalt

 Presse zum Antikriegstag

Pressesplitter vom 2.9.2000

Presse:

"Vielfältige Aktionen zum Antikriegstag", aus: Bremer Nachrichten

"Deutliche Worte gegen Krieg und jede Gewalt", aus: Rheinische Post

"Grundschüler trommeln am Antikriegstag", aus: Westfälische Nachrichten

"Bündnis gegen rechte Gewalt", aus: Südwest Presse

"Erinnerungen an den Überfall auf Polen", aus: Volksblatt Würzburg

"Kinder als Frontsoldaten", aus: Kölner Stadtanzeiger

"Gewerkschafter forderten zum Antikriegstag konsequente Abrüstung der Bundeswehr", aus: Main-Echo

"Wörterbuch: Gedenken", aus: Frankfurter Rundschau

"Sprühen für den Frieden in der Welt", aus: Ruhr Nachrichten

"Friedenspreis ist unwichtig", aus: taz

"Portrait: Susanne Lang, engagiert und ausgezeichnet", aus taz

"Aktion gegen Fremdenhass geehrt", aus: Aktion gegen Fremdenhass geehrt (???)

"Zivilcourage zum Aufkleben", aus: Berliner Zeitung

"Aachener Friedenspreis wurde verliehen", aus: Aachner Nachrichten

Weltfriedenstag: Eisenacher für »Vielfalt statt Einfalt«, aus: Neues Deutschland





Bremer Nachrichten

Vielfältige Aktionen zum Antikriegstag

Hamburg (dpa). Mit vielfältigen Aktionen haben Gewerkschaften und Friedensbewegung am Freitag in Deutschland den Antikriegstag begangen. Bei Kundgebungen, Friedensfesten, Lesungen, Konzerten und an Informationsständen wurde mehr Zivilcourage im Kampf gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gefordert. Der Tag erinnert an den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939, mit dem der Zweite Weltkrieg begann. Die GEW-Vorsitzende Stange forderte, Lehrer sollten sich im Kampf gegen Rechtsradikalismus für praktische Aufklärungsarbeit einsetzen. Sie sagte, Schüler sollten sich etwa vor Ort in Aufnahmelagern für Asylbewerber über die Situation von Fremden informieren.





Rheinische Post (http://www.rp-online.de)

DGB gelang mit Thomas Roth ein echter Glückgriff - Antikriegstag-Feier im Rathaus

Deutliche Worte gegen Krieg und jede Gewalt

(RP). Ein echter Glücksgriff gelang dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) mit der Verpflichtung von Thomas Roth als Gedenkredner zum gestrigen Antikriegstag. Roth, seit vielen Jahren als ARD-Korrespondent in Moskau tätig, berichtete vor über 100 Gästen im Ratssaal über die Zustände in Russland. Dabei gebrauchte er deutlichere Worte, als es ihm im Fernsehen oft möglich ist.

Obwohl Roth eher ein düsteres Bild von der Lage des Landes zeichnete, betonte er: "Russland ist ein Land, in dem ich sehr gerne lebe und das ich gerne mag." Das U-Boot-Unglück habe gezeigt, dass der kalte Krieg auch heute noch Auswirkungen habe. "Nie wieder Krieg - nirgendwo" - mit diesen Worten beendete er seinen Vortrag, in dem er auch auf den Tschetschenien-Krieg einging.

Sowohl der DGB-Kreisvorsitzende Rainer Bischoff als auch Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling begrüßten es, dass das Duisburger Sozialbündnis zu einem Runden Tisch für Toleranz und Zivilcourage und gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit einladen werde. "Gewaltfreiheit und Pazifismus sind uns Duisburgern eine Herzenssache", meinte Bärbel Zieling. Es könne nicht angehen, dass "Springerstiefelträger die Kontrolle über Teile des öffentlichen Lebens auf Straßen und Plätzen übernommen haben". DGB gelang mit Thomas Roth ein echter Glückgriff - Antikriegstag-Feier im Rathaus





Westfälische Nachrichten (http://www.wnonline.de)

Farbenmeer für den Frieden

Grundschüler trommeln am Antikriegstag

Münster (stf) - »Krieg ist doof, weil darin Leute sterben. Doch was kann ein kleiner Junge machen? Eigentlich gar nichts. Krieg machen die Ministerpräsidenten, weil sie immer mehr Geld und Macht wollen.« Erstaunlich skeptische Einsichten des neunjährigen Constantin Tillmann (»Ich heiße so wie der Bürgermeister.«). Damit vielleicht doch irgendwann auf der ganzen Welt die Waffen schweigen, trafen sich der Viertklässler der Martin-Luther-Schule und rund 600 weitere Grundschüler zum dritten Kinder-Friedenstreffen auf dem Domplatz.

Die unzähligen Trommeln dröhnten über den gesamten Platz. Lautstark verschafften sich die kleinen Friedensdemonstranten anlässlich des Antikriegstages Gehör. Rechts der Bühne ganz in Gelb die Abordnung der Martin-Luther-Schule. Gegenüber hielten die in Rot gekleideten Matthias-Claudius-Grundschüler ihre Fahnen und Transparente hoch. Ein Farbenmeer für den Frieden auf der Welt. Einige Kinder durften die Friedenswünsche ihrer ganzen Klasse auf dem Domplatz vortragen.

»Ihr gebt den Erwachsenen ein ganz großes Beispiel«, lobte Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann die Grundschüler. »Frieden heißt auch, sich mit den Kindern in der eigenen Klasse gut zu verstehen, egal wie sie aussehen oder welche Hautfarbe sie haben«, spielte er auf die jüngsten Anschläge gegen Ausländer an.

Die Wünsche der 600 Kinder nahm Tillmann anschließend gesammelt in einem dicken Buch mit ins Rathaus.





Südwest Presse (http://www.suedwest-presse.de)

Antikriegstag

Bündnis gegen rechte Gewalt

Stuttgart Mit Kundgebungen und Kranzniederlegungen wurde gestern auch in Baden-Württemberg an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 erinnert. Zum Antikriegstag hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bei mehr als 20 Veranstaltungen und viele Friedensgruppen zum Gedenken an die Opfer der Nazi-Barbarei aufgerufen. Dabei wurden auch aktuelle Themen wie die Zukunft der Bundeswehr, Zwangsarbeit und Rechtsextremismus angesprochen. Der DGB-Landesvorsitzende Rainer Bliesener forderte ein breites gesellschaftliches Bündnis unter anderem gegen den Rechtsextremismus. Der Grünen-Landesvorsitzende Andreas Braun sagte, der Antikriegstag sei auch dazu da, den "innergesellschaftlichen Frieden aufrecht zu erhalten".

In Stuttgart sprach der DGB-Kreisvorsitzende Wolfgang Brach am Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Er betonte: "Wir treten der rechtsextremistischen Gewalt entgegen und werden zugleich unsere Stimme für die Verwirklichung von zivilen und humanen Lebensbedingungen erheben." In Esslingen erinnerte der Landessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Werner Pfennig, an den Schwur im KZ Buchenwald. Dort wurde festgehalten: "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel." (lsw)





Volksblatt Würzburg (http://www.volksblatt-wuerzburg.de)

Zum Antikriegstag am 1.September:

Erinnerungen an den Überfall auf Polen

HAMBURG (DPA) Mit vielfältigen Aktionen haben Gewerkschaften und Friedensbewegung am Freitag in Deutschland den Antikriegstag begangen. Bei Kundgebungen, Friedensfesten, Lesungen, Konzerten und an Informationsständen wurde mehr Zivilcourage im Kampf gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gefordert. Der Tag erinnert an den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939, mit dem der Zweite Weltkrieg begann.

Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange forderte anlässlich des Antikriegstags in Frankfurt/Main, Lehrer sollten sich im Kampf gegen Rechtsradikalismus für praktische Aufklärungsarbeit einsetzen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagte, Schüler sollten sich etwa vor Ort in Aufnahmelagern für Asylbewerber über die Situation von Fremden informieren und mit deren Anwälten sprechen. Außerdem könnten Fachleute von Sozialämtern in die Schulen kommen, um über das Thema Sozialhilfe zu informieren.

Die Pädagogen sollten verbreiteten Vorurteilen gegen Fremde mit Daten und Fakten, Zeitzeugen und Experten begegnen. Schulen könnten Rechtsradikalismus und Gewalt in der Gesellschaft zwar nicht aufhalten, aber platten Vorurteilen und stumpfen Stammtischparolen entgegentreten. Schlesien und Nordrhein-Westfalen wollen ihre Zusammenarbeit verstärken und dabei vor allem den Jugend- und Kulturaustausch ausbauen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) und der Marschall der Wojwodschaft im Sejmik (Landtag) in Kattowitz (Katowice) unterzeichneten am Freitag eine entsprechende Vereinbarung. Clement war auf Einladung des polnischen Regierungschefs Jerzy Buzek mit einer Gruppe von Jugendlichen nach Polen gekommen, um am 61. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen über die deutsch-polnische Zukunft zu diskutieren.

Vor allem in Baden-Württemberg wurde an den 1. September 1939 erinnert: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rief bei mehr als 20 Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer der Nazibarbarei auf. Dabei wurden auch aktuelle Themen wie die Zukunft der Bundeswehr, Zwangsarbeit und der zunehmende Rechtsextremismus angesprochen. Der DGB-Landesvorsitzende Rainer Bliesener forderte ein breites gesellschaftliches Bündnis.





Kölner Stadtanzeiger (http://www.kasta.de) (Lokalteil Bonn)

Fotoausstellung

Kinder als Frontsoldaten

Das Schicksal von Kindern, die zum Kriegsdienst herangezogen werden, dokumentiert ab Dienstag, 5. September, eine Fotoausstellung im Foyer des Stadthauses. "Kindersoldaten - Kinder an der Front" wurde von der Internationalen Koalition für die Beendigung des Einsatzes von Kindersoldaten Vereins terre des hommes zusammengestellt. Anlass sind der internationale Antikriegstag und das Bonner Partnerschaftsjahr für Unicef.

Die eindrucksvollen Fotos werden durch wenige Texttafeln ergänzt und zeigen Kinder, die sowohl in regulären Armeen wie auch in Bürgerkriegsparteien kämpfen. Der historische Überblick reicht vom zweiten Weltkrieg, über Minderjährige bei den Roten Khmer und in den britischen Streitkräften bis hin zu heute aktiven Kindersoldaten der albanischen UCK.

Die Dokumentation ist bis einschließlich 21. September montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 15 Uhr zu sehen





Main-Echo (http://www.main-echo.de) Lokalteil Hanau

DGB: 500 Milliarden für die Rüstung - und bei Arbeitslosen wird gestrichen

Gewerkschafter forderten zum Antikriegstag konsequente Abrüstung der Bundeswehr

Main-Kinzig-Kreis. Die Aufrüstung der »neuen Bundeswehr« war am Donnerstagabend Thema im vollbesetzten DGB-Jugendheim in Hanau, wo die 2. Bevollmächtigte der IG Metall Waiblingen, Anne Rieger, in der Antikriegstagsveranstaltung des DGB Main-Kinzig/Offenbach referierte. Von deutschem Boden dürfe nie wieder Krieg ausgehen, war eine der Hauptforderungen der Referentin.

Anne Rieger, die für ihre Ausführungen viel Beifall erhielt, wies auf die Bedeutung des Antikriegstages hin, der jedes Jahr an den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 und damit an den Beginn des Zweiten Weltkrieges erinnern solle. Zweimal seien die Menschen in Deutschland mit Lügen in Kriege geführt worden, die jedes Mal Millionen von Menschenleben gekostet haben. Dies dürfe sich nicht wiederholen.

Sie wandte sich in diesem Zusammenhang gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr zur Interventionsarmee. Für diese würden speziell konzipierte Kriegswaffen angeschafft. So zum Beispiel das Transportflugzeug Airbus, 73 Maschinen, Kosten 12 Milliarden Mark. Und der Eurofighter, der 30 Milliarden Mark an Steuergeldern verschlingen werde.

Die teuerste deutsche Kriegswaffe, die im Bau befindliche Fregatte »Sachsen« für 1,3 Milliarden Mark, solle der Bundesregierung die weltweite Seekriegsführung ermöglichen. Drei Stück sollen angeschafft werden. Darüber hinaus sehe das milliardenschwere Beschaffungsprogramm der Bundeswehr unter anderem den Ankauf von 134 NATO-Hubschraubern NH 90, das gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug und den Kampfhubschrauber Tiger, letzterer für 6 Milliarden Mark Steuergelder, vor.

Dies seien wichtige Beispiele der Großvorhaben der Bundeswehr, die laut Rieger nicht zur Landesverteidigung gedacht sind. Vielmehr sei die Umrüstung notwendig, um die seit 1992 geltenden verteidigungspolitischen Richtlinien umzusetzen, nach denen die »vitalen Interessen Deutschlands« und die »Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt«, wie es in den Richtlinien heiße, gesichert werden sollen.

Laut Anne Rieger umfasst das gesamte aktuelle Beschaffungsprogramm für die deutsche Militärmaschinerie 210 Milliarden Mark. Weitere 320 Milliarden seien für die Nutzung dieser Kriegsgeräte für die nächsten Jahre eingeplant.

Gleichzeitig wolle der Arbeitsminister den Bundeszuschuss für die Bundesanstalt für Arbeit in Höhe von acht Milliarden streichen und die Arbeitslosenhilfe um eine Milliarde kürzen. Über 500 Milliarden Mark für die Rüstung in den nächsten zehn Jahren seien anscheinend für die Regierung kein Problem. Bei den Arbeitslosen aber werde gestrichen.

Diesem »Wahnsinn«, so Rieger, müsse ein Ende bereitet werden. Deutschland sei nur von Freunden umgeben und brauche keine Angriffsarmee. Sie forderte, die Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland zu verbieten, den Verzicht auf die Waffenbeschaffungsprogramme und die Verwendung der Gelder für sozial nützliche Beschäftigungsprogramme, die Verkleinerung der Bundeswehr auf 100 000 Mann im ersten Schritt und die Auflösung der Interventionsstreitkräfte. Deutsche Außenpolitik müsse Friedenspolitik sein.





Frankfurter Rundschau

Wörterbuch: Gedenken

Am Antikriegstag wurde nicht nur Frieden in der Welt gefordert, er gab auch Anlass zum Gedenken an Opfer von Gewalt. In Paris wurde ein Tunnel zur Gedenkstätte, weil dort Prinzessin Diana verunglückte. In Deutschland gedenken zahllose Menschen der Opfer von Neonazis.

Gedenken ist etwas für Tote. In der Regel. Ob Kriegsopfern oder englischen Prinzessinnen - ihrer wird gedacht. Nicht "an sie". Denn jemandem oder etwas gedenken verbindet das schlichte denken mit dem erinnern, heißt es in Meyers Enzyklopädischem Lexikon. Deshalb heißt der Gedenk- auch manchmal Gedächtnisgottesdienst.

Gedenken hört sich erhabener, irgendwie würdevoller an als denken - und ein bisschen altmodisch. Das passt aber auch. Denn man kann zwar einfach mal so, beim spazieren gehen oder Geschirr spülen an jemanden denken. Gedenken aber tut man im festlichen Rahmen, bei einer Gedenkfeier zum Beispiel, einem Gottesdienst oder einer Schweigeminute.

Solche offiziellen Anlässe sind meist "bedeutenden historischen Ereignissen" oder "verdienstvollen Verstorbenen" vorbehalten (Meyers).

Provokant formulierte der Schriftsteller Wolfgang Eschker seine Kritik am Gedenken: "Viele Gedenkminuten hätten durch Denkminuten vermieden werden können." Der Naturwissenschaftler und Autor Hoimar von Ditfurth wird mit einem beinahe identischen Satz zitiert.

Dabei war das Gedenken ursprünglich durchaus angesehen. Im Wörterbuch der Brüder Grimm wird es als "verstärktes Denken" definiert, das ursprünglich gar ein "anhaltendes, lebhaftes oder inniges denken" war. Das kleine "ge" hatte die Aufgabe, das Wort denken zu verstärken.

Zwischenzeitlich wurde gedenken dann als verschnörkelter Ersatz für denken verwendet, wie Gebrüder für Brüder. Ein Überbleibsel ist die Floskel "eingedenk der Tatsache,...." Aber auch als Ersatz für beabsichtigen, etwas vorhaben wurde das Wort verwendet. Ein Beispiel der Grimms lautet: "Er gedenkt, sich an den sechs schadlos zu halten."

Heute bleibt das Gedenken dem Kollektiv überlassen. Und ist - wie erwähnt - meist an die Toten gebunden. Aber nicht immer. So ist der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl eine Ausnahme. Seiner Verdienste um die Deutsche Einheit will die CDU am 1. Oktober gedenken. (ivo)





Ruhr Nachrichten (Burische Zeitung Gelsenkirchen)

Sprühen für den Frieden in der Welt

SCHULEN: Grafitti am Gymnasium

Wer in diesen Tagen am Schulhof des Grillo-Gymnasiums vorbeikommt, kann sich kaum einer 24 Quadratmeter großen Kunststoff-Wand entziehen. "Frieden" steht in riesigen, grell bunten Lettern darauf, kunstvoll mit Grafitti-Technik aufgesprüht.

Hintergrund ist ein Projekt der DGB-Jugend zum Antikriegstag am 1. September. Ein Kreativ-Team, bestehend aus Schülern des Grillo-Gymnasiums und den Dortmunder Künstlern Julia Hall und Mark Gnehling nahmen sich des Themas an und einigten sich auf einen Entwurf des 20-Jährigen Dennis Wedding. In der vergangenen Woche wurde in nachmittäglicher Arbeit die Skizze umgesetzt.

"Graffiti bietet besondere Möglichkeiten, sich darzustellen, Inhalte zu transportieren und beinhaltet oft auch einen politischen Aspekt", sagt DGB-Jugendbildungsreferent Klaus Waschulewski über die Idee zu diesem Anti-Kriegsprojekt. Der 1. September wurde in der Vergangenheit von der Gewerkschaftsjugend immer zum Anlass genommen, mit Jugendlichen die historische Bedeutung des Termins aufzuarbeiten.

Das Graffiti-Projekt war jedoch nicht die einzige Aktion zu diesem Thema: Auch in einer Veranstaltung der AUF-Gruppe im Stadtgarten wurde gestern an den Beginn des zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 erinnert. (koe)





taz

Friedenspreis ist unwichtig

Susanne Lang von der "Aktion Noteingang" will kein Feigenblatt für Rassismus sein

In Aachen war Susanne Lang vorher noch nie. Doch gestern durfte sie dort den Friedenspreis entgegennehmen. Lang ist Mitinitiatorin der "Aktion Noteingang". Der Initiative gelang es, 200 öffentlich zugängliche Räume in Brandenburg als Schutzorte für Flüchtlinge auszuweisen. Die Noteingängler haben das Preisgeld von 2.000 Mark jedoch nicht angenommen, sondern an eine Asylbewerbergruppe weitergegeben. Lang: "Wir sind kein Feigenblatt für den rassistischen Normalzustand."

In Schwedt fing vor zehn Jahren alles an. Dutzende Nazis überfielen eine Disko, in der Lang gerade tanzte. "Das ist ein prägendes Erlebnis", sagt die Frau im hippen Girlie-T-Shirt, auf dem im Coca-Cola-Design "Smash Fashism" steht. Ihr ist zwar nichts passiert - "kleine Mädchen nehmen die nicht ernst". Sie werde aber nie vergessen, wie die Rechtsradikalen auf ihre Freunde eintraten und die Polizei aus sicherer Entfernung zusah. Ein Jahr später bekam Lang ein Antifa-Flugblatt in die Hände. Die Jugendliche war sofort dabei. "Wir konnten nicht zulassen, dass die Nazis die kulturelle Hegemonie kriegen." Seitdem ist Lang in diversen Initiativen aktiv. Größte Resonanz hatte bisher die "Aktion Noteingang", die 1998 entstand. Die Idee: Geschäfte und Behörden platzieren einen Aufkleber an die Tür: "Wir bieten Schutz und Information bei rassistischen und faschistischen Übergriffen." Der Aufkleber war aber nicht das Entscheidende. "Wir wollten Diskussionen anregen." 1.000 Einrichtungen wurden in Brandenburg kontaktiert, rund 200 Sticker schließlich geklebt. Häufigste Ursache fürs Nichtkleben: Angst davor, Kunden zu verlieren oder sich im Ort zu isolieren.

Mittlerweile gibt es Nachahmer. Die Brandenburger haben sich jedoch anderes orientiert. Lang: "Es reicht nicht, für Zivilcourage im Alltag einzutreten, wenn Staat und Gesellschaft Nichtdeutsche zu Menschen zweiter und dritter Klasse stempeln." Die eloquente, manchmal etwas schüchterne Studentin ist deshalb Sprecherin des diesjährigen Sommer-Grenzcamps in Forst an der Oder geworden. Dort haben Initiativen aus der ganzen Republik auf die Folgen der Asylpolitik aufmerksam gemacht. Folgen, wie sie sich etwa für die Asylbewerbergruppe aus dem brandenburgischen Rathenow ergeben, der Lang gestern die 2.000 Mark-Dotierung des Friedenspreises überreichte. Obwohl die Gruppe inzwischen bundesweit bekannt ist, nachdem sie die Ausländerfeindlichkeit in Rathenow angeprangert hat, darf die Gruppe die Stadt nicht verlassen - noch nicht einmal zu einem Erfahrungsaustausch mit anderen Flüchtlingen. Richard Rother





taz (http://www.taz.de)

Portrait: Susanne Lang, engagiert und ausgezeichnet

Die 24-Jährige lebt in Bernau bei Berlin und studiert Psychologie an der Humboldt-Universität. Die Mitinitiatorin der "Aktion Noteingang" nahm gestern den Friedenspreis entgegen, den die "Bürgerinitiative Aachener Friedenspreis" zum Antikriegstag am 1. September vergibt. Zweite Preisträgerin war die Organisation Reconstruindo a Experanca, die sich in Mosambik der Wiedereingliederung von traumatisierten Kindersoldaten widmet.





Frankfurter Rundschau

Aktion gegen Fremdenhass geehrt

Aachener Friedenspreis für Jugendinitiative "Noteingang"

AACHEN, 1. September (dpa). Die brandenburgische Jugendaktion "Noteingang", die sich gegen Fremdenfeindlichkeit wendet, ist mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Die unabhängige Aktion fordert Geschäftsleute und öffentliche Einrichtungen auf, bedrohten Ausländern mit einem schwarz-gelben "Noteingang"-Aufkleber an Türen und Fenstern ihre Hilfsbereitschaft zu signalisieren. Die Bewegung ist nach eigenen Angaben knapp zwei Jahre nach ihrer Gründung in mittlerweile mehr als 20 ostdeutschen Städten vertreten.

"Noteingang" wolle die Menschen für Geschehnisse vor ihrer Haustür in die Verantwortung nehmen, erklärte ihr Sprecher Knut-Sören Steinkopf am Freitag vor der Verleihung des mit 2000 Mark dotierten Preises. Die Arbeit sei sehr schwierig, da die Mitglieder als Störenfriede abgestempelt würden, weil sie den Städten eine "schlechte Presse" brächten.

Internationaler Preisträger des Friedenspreises ist die mosambikanische Organisation "Rebuilding Hope" (Wiederaufbau der Hoffnung). Die Nicht-Regierungsorganisation erhält die Auszeichnug, die ebenfalls mit 2000 Mark dotiert ist, für ihre Arbeit mit ehemaligen Kindersoldaten. Ziel ist es, traumatisierte Jungen und Mädchen, die im Bürgerkrieg als Soldaten zwangsrekrutiert wurden, wieder in das Familien- und Dorfleben einzugliedern.

Mit dem Aachener Friedenspreis werden jedes Jahr Menschen und Organisationen ausgezeichnet, die mit Risiko und Mut zur Verständigung der Menschen und Völker "von unten" beitragen. Dem gleichnamigen Verein gehören unter anderem Vertreter aus Politik, Kirche, Gewerkschaft und Friedensinitiativen an.





Berliner Zeitung (hhtp://www.berlinonline.de)

Friedenspreis

Zivilcourage zum Aufkleben

von Jan Thomsen

Wie setzt man ein Zeichen? Auch wer schon weiß, wofür oder wogegen, weiß noch lange nicht, wie. Vor zwei Jahren hat Susanne Lang diese Frage mit ein paar Freunden diskutiert. In einem Jugendklub in Bernau, im Nordosten von Berlin, saßen sie zusammen und sprachen über ein wirkungsvolles Zeichen gegen die rechtsradikale Gewalt in ihrer Stadt. "Kurz zuvor", sagt die 24-jährige Psychologiestudentin, "waren ein paar junge Neonazis bei uns durch die Straßen gezogen und hatten auf so ziemlich jeden eingeprügelt, der nicht deutsch aussah." Dass die Polizei erst nach zwei Stunden eingriff, weil offenbar niemand sie gerufen hatte, war den Zeitungen am nächsten Tag nur ein paar Zeilen wert. "Da dachten wir: Wenn sich bei so einem Vorfall keiner mehr empört, dann stimmt hier etwas nicht. Dann haben wir uns schon an viel zu viel gewöhnt."

Gegen diese Gewöhnung ersannen Susanne Lang und ihre Mitstreiter die "Aktion Noteingang". Dafür wurde ihnen am Freitag - zusammen mit einer mosambikanischen Initiative gegen die Rekrutierung von Kinder-Soldaten - der "Aachener Friedenspreis" verliehen. Die Auszeichnung vergibt ein Verein aus der Stadt alljährlich in bewusster Ergänzung zum bekannten Karlspreis. Der Friedenspreis, dessen Gründer aus der westdeutschen Friedensbewegung stammen, soll ziviles Engagement würdigen, das sich "von unten" - so bestimmt es die Gründungserklärung von 1988 - gegen Hass und Feindbilder, gegen Krieg und Unrecht richtet.

Genau dies ist der Grundgedanke der "Aktion Noteingang": Wenn aggressive Rechtsradikale die Atmosphäre ganzer Innenstädte prägen, dann müssen andere ebenso deutlich wie öffentlich widersprechen. Wenn die Polizei fast immer zu spät kommt, dann müssen andere schon vorher Schutz bieten. Und wenn die Rechten am liebsten alle Ausländer raus haben wollen, dann müssen andere die Ausländer eben rein lassen. Und zwar in ihre Häuser, in ihre Geschäfte, in ihre Büros.

Daher, so dachten sich die Bernauer um Susanne Lang, sollte an möglichst vielen Häusern immer schon draußen dran stehen, dass es drinnen Hilfe gibt. Sie ließen einen simplen gelbschwarzen Aufkleber mit dem Slogan "Aktion Noteingang" drucken, groß wie ein Handteller, und verteilten ihn an Läden und Geschäfte in der Bernauer Innenstadt, vom Buchhändler über den Fleischer bis zum nächsten Imbiss. Der Satz "Wir bieten Schutz und Informationen bei rassistischen und faschistischen Übergriffen!" steht darauf, auf Deutsch, Englisch, Polnisch, Französisch und Russisch. "Damit wollten wir zwei Dinge erreichen", sagt Susanne Lang. "Erstens ein Sicherheitsgefühl für Gefährdete, zweitens ein Signal an potenzielle Täter: Hier ist man nicht eurer Meinung!"

Die Sache mit dem Aufkleber fand viel Resonanz, auch wenn es manchmal nur daran gelegen haben mag, dass es plötzlich so einfach war, Zivilcourage zu zeigen. Immer mehr Städte in Brandenburg schlossen sich, meist auf Initiative linker Jugendgruppen, der Initiative an und organisierten eigene Noteingangs-Aktionen: Strausberg, Angermünde, Schwedt, Eberswalde, Neuruppin, alles Orte, die bislang eher durch rechtsradikale Aufmärsche aufgefallen waren und nicht durch den Widerstand dagegen. Demnächst kommen Halle und Leipzig dazu, auch aus Lübeck hat sich schon jemand gemeldet. Da ist es schon bemerkenswert, dass ausgerechnet in Bernau fast alle Aufkleber wieder aus den Eingängen verschwunden sind, wie Susanne Lang erzählt. Das liegt daran, dass der Bürgermeister von der CDU gegen die Aktion ist. Ihm gefällt der Text nicht und er fürchtet, dass alle, die nicht mitmachen, gleich als Ausländerfeinde gelten.

Auch bei der Verleihungszeremonie haben die Leute vom Noteingang ein Zeichen gesetzt. Sie spendeten ihr Preisgeld von 2 000 Mark den Asylbewerbern aus dem brandenburgischen Rathenow, die sich seit einigen Monaten selbst um die Verbesserung ihrer Situation bemühen, vom Schutz vor Übergriffen bis zur Arbeitserlaubnis. "Zeichen setzen ist ja schön", sagt Susanne Lang. "Aber das reicht nicht. Man muss schon etwas mehr tun."





Aachner Nachrichten

Aachener Friedenspreis wurde verliehen

Zwei ausgezeichnete Initiativen

Aachen (an-o). Aus vier Städten Brandenburgs waren sie nach Aachen, "ans andere Ende Deutschlands" gereist - die jungen Mitstreiter der "Aktion Noteingang". Sie bekamen in Aachen den Friedenspreis.

Und was sie hier im äußersten Westen der Republik über das gesellschaftlich-politische Klima daheim berichteten, das erweckte bei manchem Zuhörer den Eindruck, als kämen sie aus einem fremden Land - und nicht die beiden Vertreter des zweiten Preisträgers, der Hilfsorganisation für ehemalige Kindersoldaten in Mosambik.

Doch die Organisatoren hatten bei der Pressevorstellung der beiden Gruppen am Vormittag wohl bewusst darauf verzichtet, neben einer Karte des afrikanischen Kontinents auch eine der neuen deutschen Bundesländer aufzuhängen.

Anlass zur Hoffnung

"Der Aachener Friedenspreis hat etwas Vorbildliches, er ist eine jener Initiativen, die weit über seine Reichweite hinaus Anlass zur Hoffnung geben", unterstrich Bruno Schoch von der hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in seiner Laudatio. Gerhard Diefenbach, Vorsitzender des Trägervereins, und seine Vorstandskollegen hörten es mit Genugtuung, war der 1988 aus Protest gegen die Verleihung des Karlspreises an Henry Kssinger ins Leben gerufene Auszeichnung doch wiederholt Gegenstand heftiger lokalpolitischer Kontroversen. So zuletzt im vergangenen Jahr, als die neue CDU/FDP-Ratsmehrheit die Mitgliedschaft der Stadt Aachen aufkündigte.

Dies hinderte Oberbürgermeister Jürgen Linden nicht daran, die Preisträger am Nachmittag im Rathaus zu empfangen. Und dass Bürgermeisterin Astrid Ströbele (SPD) entgegen ihrer Gewohnheit diesmal dem abendlichen Festakt in der Aula Carolina fernblieb und es bei einem schriftlichen Grußwort beließ, lag nur daran, dass sie zusammen mit einem Teil ihrer Ratsfraktion nach Berlin gereist war.

Hilfe für Kindersoldaten

Für die Hilfsorganisation "Reconstruindo a Esperanca" (Wiederhertsellung der Hoffnung) aus Mosambik nahmen Linba InglŠs und Boia Efraime jr. Preis und Glückwünsche entgegen. Die 1996 gegründete Hilfsorganisatiuon kümmert sich mit bescheidenen finanziellen Mitteln um die Resozialsierung der zig-tausend ehemaligen Kindersoldaten, die im mosambikanischen Bürgerkrieg von beiden Seiten als "Killer-Roboter" eingestzt werden. Hans-Dieter Klein







Weltfriedenstag: Eisenacher für »Vielfalt statt Einfalt«

Aktionstag gegen Nazigewalt / Gedenken des DGB

Berlin (dpa/ND). Mit einem Aktionstag unter dem Motto »Vielfalt statt Einfalt« haben am Freitag dem Weltfriedenstag 2000, mehrere tausend Einwohner von Eisenach ihre Ablehnung rechter Gewalt bekräftigt. Drei Wochen nach dem Bombenanschlag auf einen türkischen Imbiss im Stadtteil Nord gestalteten mehr als 40 Vereine und Initiativen bis Mitternacht ein Programm mit Musik, Aktionen und Diskussionen auf dem historischen Marktplatz mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kirche. Einbezogen in die ganztägige Veranstaltungsfolge, die von mehr als 400 Eisenachern vorbereitet und organisiert wurde, war auch ein Friedensgebet am Nachmittag in der Georgenkirche.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund rief bei mehr als 20 Veranstaltungen in Baden-Württemberg zum Gedenken an die

Opfer der Nazibarbarei auf. Der DGB-Landesvorsitzende Rainer Bliesener forderte ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen den Rechtsextremismus.

Unter dem Motto »Im Alltag den Nazis die Stirn bieten« startete die PDS am Weltfriedenstag eine bundesweite Flugblattaktion. Nach All gaben der Partei sollen in den nächsten Tagen rund 150 000 Flugblätter bei Demonstrationen, Mahnwachen und Kundgebungen verteilt werden. Mit der Aktion solle Zivilcourage im Kampf gegen Rechtsextremismus unterstützt und gleichzeitig verdeutlicht werden, dass das geforderte Engagement von Bürgern gegen rechte Gewalt nur erfolgreich sei, wenn auch die Politik endlich ihre Verantwortung wahrnehme, hieß es in einer Mitteilung.



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org
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