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vom:
11.10.2001

update:
31.10.2001


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Die Gewaltspirale durchbrechen - Aktuelles

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Offener Brief an den Bundeskanzler

Eisenhüttenstädter Friedensinitiative, Mechthild Tes

Gerhard Schröder
Bundeskanzler der BRD
Bundeskanzleramt Berlin



Offener Brief
im Namen der Eisenhüttenstädter Friedensinitiative: 11.10.01

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Es erfüllt uns mit Entsetzen, was vor wenigen Wochen in New York und Washington geschah, und unser tiefes Mitgefühl gilt den Tausenden Opfern des mörderischen Anschlags am 11. September, gilt den Hinterbliebenen, die trauern um ihre Väter und Mütter, ihre Söhne und Töchter, ihre Freunde. Es ist für uns keine Frage, die Tat muß gesühnt, die Verbrecher müssen bestraft werden, damit die Menschheit vor ihnen geschützt ist. Das erfordert auch das Gebot der Gerechtigkeit.

Unsere Solidarität gilt den Opfern. Unser Zorn trifft die Schuldigen und die Täter. Wir fordern die gerechte Bestrafung der Schuldigen.

Werter Herr Bundeskanzler,

insofern gehen wir mit Ihnen. So weit waren Sie befugt, in unserem Namen in den USA vorzusprechen. So weit.

Wer aber hat Sie befugt, im Namen des deutschen Volkes einen Bombenkrieg gegen Afghanistan gutzuheißen und uneingeschränkte Unterstützung anzubieten. Einen Bombenkrieg gegen das hungernde afghanische Volk, einen Bombenkrieg, der ökonomisch und militärisch an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten ist.

Denn wie sollen Bomben auf Afghanistan die Täter treffen. Die Täter sind tot. Die Drahtzieher leben verstreut in den verschiedensten Ländern der Erde. Sie leben in Afghanistan, leben in den USA, sie leben auch in der Bundesrepublik Deutschland. Wie sollen Bomben über Afghanistan die Terroristen bei uns oder in den USA treffen? Oder anderswo.

Die Namensliste der Drahtzieher ist ungenau, und deren Schuld ist nicht erwiesen. Dazu müßten sie vor Gericht. Wie sollen Bomben über Afghanistan ein Gericht gegen Einzeltäter aus aller Welt ersetzen.

Wie also soll mit Bomben der Terrorismus besiegt werden, das frage ich Sie, Herr Kanzler. Oder ist Bin Laden nur ein Vorwand. Womit sonst wäre der Einsatz gegen einen einzelnen Mann (oder zwei) militärisch begründet.

Und wie begründen Sie den Tod der vielen unschuldigen Menschen? Mit Gerechtigkeit?

Die Bomben verstärken den Zulauf für die Drahtzieher im Hintergrund. Not ist die Quelle für terroristische Taten. Die Not wird durch Bomben verstärkt.

Welcher junge Mensch gibt freiwillig sein Leben?

Wie schmerzhaft muß die Armut sein, daß der Tod willkommen ist im guten Glauben, die Quelle des Elends damit zu vernichten.

Wir können nicht ermessen, zu welchen Taten gequälte Menschen fähig sind. Die Armut ist nicht vorstellbar. Die Schmerzen des Hungers kennen wir nicht. Da haben falsche Prediger und Heilsverkünder leichtes Spiel. Der Tod aus den Flugzeugen arbeitet ihnen zu.

Man muß nicht Christ oder Sozialist oder Pazifist sein, um die Gefahr zu erkennen, die uns aus den militärischen Aktionen der USA droht.

Statt den Terroristen die Argumente zu nehmen, verstärken wir mittels Bomben den Zulauf zu ihnen.

Terrorismus bekämpfen heißt, die Armut besiegen, heißt Finanzströme stoppen. Heißt Verbote von Rüstungsexport durchzusetzen. Dem Terrorismus die geistige und materielle Grundlage entziehen. Das heißt: Kampf dem Terror.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Sie sind befugt, unsere Solidarität mit den Opfern auszudrücken und den Wunsch nach gerechter Bestrafung. Sie sind nicht befugt, den Bombenkrieg gegen Afghanistan gutzuheißen.

Sorgen Sie für politische Lösungen bei der Terrorbekämpfung, damit nicht aus einem gerechten Anliegen ein Verbrechen gegen Unschuldige wird, damit nicht der Pfeil auf uns zurückspringt und der Zorn der Gequälten sich gegen uns richtet.

Haben Sie vergessen, was Krieg bedeutet?

Gegen den Terror, der aus der Not erwächst, sind wir machtlos, wie das Beispiel in den USA lehrt. Die Not der gequälten Völker muß beseitigt werden, damit sie nicht Grund haben zum Widerstand.

Sie als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland halten den Schlüssel dazu in der Hand. Sie haben die Pflicht, Frieden zu sichern für die Bürger, die Sie gewählt haben.

Ansonsten können Sie die Vertrauensfrage stellen.

Nicht im Bundestag, sondern in der Bevölkerung.

Ich erwarte von Ihnen, Herr Bundeskanzler, eine klare Stellungnahme gegen den Krieg. Im Umgang mit Vertretern der USA und überall sonst auf der Welt.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag der Eisenhütterstädter Friedensinitiative
Mechthild Tschlerschky

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