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13.07.2000


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Hiroshimatag 2014

 Hintergrundinformationen

Entwicklung und Einsatz der Atomwaffen

Verein für Friedenspädagogik

»This is the greatest thing in history.«

US-Präsident Harry 5. Truman nach dem Abwurf der Bombe über Hiroshima

»Es gibt nichts, wofür ich mich schämen müsste. Ich habe keine einzige Nacht schlecht geschlafen.«

Paul Tibbets, Pilot des Hiroshima-Bombers Enola Gay

Der Abwurf der Atombomben auf
Hiroshima und Nagasaki


Am 6. August 1945 wurde über Hiroshima die erste Atombombe abgeworfen. 130.000 Menschen waren sofort tot. Ungefähr dieselbe Anzahl starb in den darauffolgenden sechs Monaten an Verbrennungen und Strahlenschäden. Am 9. August erfolgte ein weiterer Abwurf auf Nagasaki. Auch dieser Angriff forderte zahlreiche Menschenleben. Die Anzahl der Langzeitopfer ist bis heute nicht abschätzbar. Noch immer werden Kinder mit Mißbildungen geboren.

Sumiteru Taniguchi, Augenzeuge des Bombenabwurfs auf Nagasaki: »Drei Tage nachdem die Atombombe auf Hiroshima abgeworfen wurde, erlebte ich einen weißen Blitz über Nagasaki - damals sechzehnjährig. In diesem Moment traf mich etwas Schmerzhaftes, mein Körper und das Fahrrad wurden durch einen heftigen Druck umgeworfen.(...) Ich sah Kinder wie Papierfetzen durch die Luft fliegen. Auf dem Boden spürte ich die Erde beben und dachte, nahe bei mir müsste eine Bombe eingeschlagen sein. (...) Einige Minuten nach dem Beben versuchte ich aufzustehen und mein Fahrrad zu suchen, doch es war völlig zerbrochen und von der Hitze geschmolzen. Die Haut meines linken Armes war von den Schultern bis zu den Fingern schwer verbrannt, so daß sie herabhing wie eine geschälte Banane.«

Weshalb kam es zum Atomwaffeneinsatz gegen Hiroshima und Nagasaki?

»Wenn sie (die Kapitulationserklärung, d.V.) Dinge zugesichert hätte, die wir den Japanern nach Kriegsende ohnehin eingestanden haben? Das hätte die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki wahrscheinlich überflüssig gemacht.« John Mc Cloy, stellvertretender US-Kriegsminister von 1941 bis 1945

»Ich glaube, daß die Wissenschaftler und andere diesen `Test` unbedingt haben wollten, nicht nur wegen der riesigen Menge an Geld, welches das Forschungsprojekt verschlungen hatte.» Admiral William D. Leahy, Chef des Beraterstabes der US-Präsidenten Roosevelt und Truman

»Das was am 6. August in Hiroshima passiert ist, das ist ein Vorgang, der nicht nur die beiden damals kriegführenden Nationen, die Japaner und die Nordamerikaner, angeht, sondern uns alle. Hiroshima dokumentiert, daß die Menschheit fähig ist, sich selber auszutilgen und zu vernichten. Das ist die Aussage von Hiroshima, die über das, was andere Schlachtfelder aussagen vermögen, weit hinausgeht.» Gustav W. Heinemann, am 10.5.1970 in Hiroshima

Nach der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 galt es für die USA, Japan, bis dato Verbündeter Nazi-Deutschlands, zu besiegen. Die Sowjetunion hatte angekündigt, die USA bei einer Invasion Japans zu unterstützen. US-Präsident Truman befürchtete jedoch, Rußland könnte sich nach einer gemeinsamen Invasion, ähnlich wie in Osteuropa, auch in Asien festsetzen. Auch andere Befürchtungen wurden geäußert:

Truman in seinen Memoiren »Memoirs: Yearof Decisions«: »General Marshall sagte mir, daß eine Invasion mit Marine, Luft- und Bodentruppen eine halbe Million Tote unter den amerikanischen Soldaten fordern würde.«

Zudem war nach offizieller Darstellung die Zeitdauer, in der eine Invasion erfolgreich hätte abgeschlossen werden können, schwer abschätzbar gewesen. Der Einsatz der Atombombe, so wurde argumentiert, werde dem Krieg in Japan ein schnelles Ende bereiten und die Gefahr einer russischen Expansion in Ostasien minimieren. Jedoch gab es auch Stimmen, die Zweifel am Sinn des Einsatzes der Atombombe hegten: Henry L. Stimson, US-Kriegsminister von 1941 bis 1945: »Japan war im Juli 1945 durch unsere zunehmend starken Attacken ernsthaft geschwächt ..., trotzdem hatte es weiterhin große militärische Reserven, falls es sich entschließen sollte weiterzukämpfen.«

General Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa: »Ich äußerte ihm (Kriegsminister Stimson) schwerwiegende Bedenken. Erstens glaubte ich, Japan wäre bereits besiegt, so daß der Atomwaffeneinsatz völlig unnötig wäre, und zweitens, weil ich der Meinung war, unser Land sollte es vermeiden, die Weltöffentlichkeit dadurch zu schockieren. Das Argument, der Atombombenabwurf würde vielen amerikanischen Soldaten das Leben retten, halte ich nicht für legitim.«

Am 26. Juli 1945 forderten die USA Japan zur bedingungslosen Kapitulation auf. Diese Forderung wurde von Tokyo allerdings abgelehnt, da in ihr eine für Japan wichtige Zusage fehlte: den japanischen Kaiser, den Tenno, unbehelligt im Amt belassen zu können. Für die USA wäre diese Zusage ohne jegliche machtpolitische Relevanz gewesen, Japan hätte es die Möglichkeit geboten, trotz der Kapitulation sein Gesicht zu wahren.

Warum die USA diesbezüglich nicht einlenkten, ist bis heute umstritten. Eine These lautet, daß die USA die Atomwaffe zum Einsatz bringen wollten und an einer kampflosen Kapitulation Japans - zumindest kurzfristig - kein Interesse hatten. Anhaltspunkte, die für diese These sprechen, gibt es durchaus:



Vor dem Hintergrund des sich anbahnenden Ost-West-Konflikts würden die USA mit der Demonstration eines A-Bombeneinsatzes einen wichtigen machtpolitischen Vorsprung für sich verbuchen können.



In die A-Bombenentwicklung wurden immense Summen investiert. Deshalb, aber auch, weil man sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse erhoffte, bestand ein großes Interesse daran, die Wirkungsweise dieser Waffe in einem »Feldversuch« zu testen.


Die Entwicklung der ersten Atomwaffen

Weil befürchtet wurde, das Deutsche Reich arbeite an der Entwicklung von Atomwaffen, gab US-Präsident Roosevelt die Entwicklung einer US-Atombombe in Auftrag. Gemeinsam mit Großbritannien wurde das »Manhattan District Project« ins Leben gerufen. Das Projekt verfügte über einen Etat von 2 Milliarden US- Dollar, der Hälfte des gesamten Forschungsetats der USA, und beschäftigte 150.000 Mitarbeiter.

In Deutschland wurde zu dieser Zeit tatsächlich an einer Atombombe gearbeitet, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es in den USA angenommen wurde. 1939 war der Physiker Werner Heisenberg mit einem entsprechenden Projekt beauftragt worden. Aufgrund mangelnder Kooperation unter deutschen Wissenschaftlern und betont langsamer Arbeitsweise - Heisenberg fürchtete den Mißbrauch der Atombombe durch das Hitler-Regime und versuchte daher, die Arbeit hinauszuzögern - kam das Projekt nur langsam voran. Gleichzeitig versuchte Heisenberg auf internationaler Ebene auf ein Atomforschungsmoratorium hinzuwirken - allerdings mit genau entgegengesetzter Wirkung. Die Atomforschung in den USA wurde forciert, da angenommen wurde, Heisenberg wolle Deutschland mit diesem Schachzug nur einen Vorsprung verschaffen.

Robert Oppenheimer leitete in den USA das Labor, das mit der praktischen Ausführung des Atombombenbaus befaßt war. Unter seiner Regie wurden zwischen 1942 und 1944 zwei Bombentypen entwickelt: Die erste war eine Uranbombe - eine solche detonierte später über Hiroshima -, in der anderen Bombe kam Plutonium 239 als Sprengstoff zur Anwendung. Eine Bombe dieses Typs wurde in Nagasaki eingesetzt.

In Deutschland verzögerten sich die Forschungsarbeiten durch alliierte Luftangriffe zusätzlich. Die Labors wurden in den süddeutschen Raum ausgelagert und dort nach dem Einmarsch der Alliierten offengelegt. (Im Schloßkeller in Haigerloch bei Hechingen wurde vor einigen Jahren ein Museum eingerichtet, das die damaligen Forschungsarbeiten dokumentiert.)

In den USA liefen währenddessen die Vorbereitungen für den ersten Atomwaffentest auf Hochtouren - ebenso die Planung für einen militärischen Einsatz. Entgegen der ursprünglichen Planung war nun nicht mehr Deutschland, sondern Japan das Ziel.



aus:(K)ein Leben mit der Bombe. Zur Problematik der Atomwaffen im 20. Jahrhundert. Hrsg.: Verein für Friedenspädagogik, Tübingen 1995.

E-Mail: f-paed (at) gaia (Punkt) de

Website: www.friedenspaedagogik.de
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