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06.08.2000


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Geschichte/Atombe/Hiroshima/FEA/

Vor 55 Jahren fiel die erste Atombombe auf Hiroshima - Überlebende leiden noch heute

ddp/ADN

Von ddp-Korrespondent Christian Meinl

Hiroshima (ddp). Am frühen Morgen des 6. August 1945 startet der 3-29-Bomber "Enola Gay" vom US-Luftwaffenstützpunkt auf der westpazifischen Insel Tinian in Richtung Japan. An Bord hat die Maschine die 4,5 Tonnen schwere Uranbombe "Little Boy", so genannt in Anspielung auf den ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Bei dem Sprengkörper, der zum Abwurf auf Hiroshima bestimmt ist, handelt es sich um eine 3,2 Meter lange zylindrische Flugbombe mit einem Durchmesser von 73 Zentimetern.

Um 8.15 Uhr japanischer Ortszeit wirft die "Enola Gay" in 9.000 Metern Höhe ihre atomare Fracht auf Hiroshima ab. Binnen Sekunden verwandelt eine riesige Explosions- und Hitzewelle die Hafenstadt in eine lodernde Hölle. Wo gerade noch geschäftiges Treiben herrschte, entfacht der atomare Blitz ein Inferno aus zerberstenden Steinmauern wird Hiroshima dem Erdboden gleichgemacht, ungefähr 80 Prozent der Stadt werden zerstört. Von den 350.000 Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Stadt aufhalten, sterben ungefähr 90.000. Drei tage später, am 9. August 1945, wirft die B-29 "Bock4s Car" eine weitere Atombombe über der japanischen Stadt Nagasaki ab. Beim Abwurf der Bombe "Fat Man", die nach dem britischen Premierminter Winston Churchill benannt wurde, werden 60.000 bis 70.000 Menschen getötet.

Die Erinnerung an die beiden ersten und bisher einzigen Kernwaffeneinsätze hat sich ins Gedächtnis der Japaner eingebrannt wie die Silhouette eines Menschen in ein Mauerstück, das in Hiroshima zu sehen ist. Im Friedenspark der Stadt läutet jedes Jahr zum Zeitpunkt des Bombenabwurfs die Friedensglocke. Außerdem finden am 6. August in ganz Japan Demonstrationen gegen Atombomben statt, sagt Masumi Knoblauch von der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Frankfurt. Zwar gibt es in Deutschland keine offizielle Gedenkfeier der japanischen Gemeinde, doch viele Menschen aus dem "Land der Lufgehenden Sonne" werden wohl am 6. August mit ihren Gedanken zuhause sein.

Der Abwurf der ersten Atombombe über Hiroshima wird auch weiterhin im kollektiven Andenken Nippons verhaftet bleiben, denn Generationen sind seit 1945 gezeichnet. Die hohe radioaktive Strahlenbelastung führte dazu, dass die Überlebenden nicht sicher sein konnten, dem Inferno wirklich entkommen zu sein. Viele "Hibakusha" der japanische Name für Atombombenopfer, erliegen. noch Jahrzehnte später dem schleichenden Strahlentod. Nach fünfzig Jahren wurde die Gesamtzahl der Todesopfer in Hiroshima mit über 200.000 angegeben. Auch die Kinder und Enkel der Überlebenden sind von den Folgen der Atombombe betroffen. So werden immer wieder Kinder mit Missbildungen geboren, sagt Masumi Knoblauch, die mit einem Deutschen verheiratet ist.

Die Uranspaltung durch Otto Halui und Fritz Straßmann am 19. Dezember 1938. Nachdem Albert Einstein 1939 und zwei Jahre später eine amerikanische Wissenschaftlerkonferenz US-Präsident Roosevelt empfohlen hatten, eine auf dem Prinzip der Kernspaltung beruhende Bombe zu bauen, wurden ab 1943 in den USA Großanlagen zur Urangewinnung errichtet. 1944 wurde der erste Reaktor in Betrieb genommen, der Plutonium erzeugte. Unter der Leitung von Robert Oppenheimer war ein Jahr zuvor in Los Alamos (New Mexico) ein Laboratorium aufgebaut worden, in dem im Rahmen des "Manhattan Project" die ersten Atombomben gefertigt wurden. Die erste Bombe wurde am 16. Juni 1945 in der Wüste von New Mexico (USA) gezündet.

Die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki wurden offiziell mit dem Ziel begründet, den japanischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg zu brechen. Am 14. August 1945 kapitulierte zwar das japanische Kaiserreich, doch die Notwendigkeit der Bombenabwürfe ist umstritten. Die wurden von der Forschung nicht zuletzt als eine politische Entscheidung der US-Regierung beurteilt, um militärische Stärke zu demonstrieren und um die Position der Amerikaner gegenüber der Sowjetunion bei den Verhandlungen über den Fernen Osten und Nachkriegseuropa zu stärken.

Doch das amerikanische Monopol auf die neue Waffe war nicht von Dauer. Bereits im August 1949 testeten die Sowjets erfolgreich die Atombombe, die Rüstungsspirale begann sich immer schneller zu drehen. Während der Kuba-Krise 1962 stand die Welt sogar am Abgrund einer Nuklearen Apokalypse. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts scheint die Gefahr eines Atomkrieges zunächst gebannt. "Die Signale sind auf weitere Abrüstung gestellt. Russland hat den START II-Vertrag ratifiziert und die START III-Verhandlungen sind aufgenommen worden", sagt Annette Schaper, Expertin für nukleare Abrüstung von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Die Zahl russischer und amerikanischer Kernwaffen wird zwar verringert, doch das Damoklesschwert einer nuklearen Konfrontation schwebt weiterhin über der Menschheit, wie das Beispiel der feindlichen Nachbarn Indien und Pakistan 1998 zeigte.

So scheint eine Welt ohne Atomwaffen reine Utopie. Zumindest hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag in einem Gutachten 1996 dargestellt, dass die Anwendung von Kernwaffen oder die Drohung ihres Einsatzes den Bestimmungen des Völkerrechts widerspreche. Nur in einem extremen Fall der Selbstverteidigung eines Staates könnte dies unter Umständen anders ausgelegt werden.

clm/bue

060905 Aug 00



Quelle: ddp/ADN 6.8.2000
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