Buchbesprechung

Krieg und Frieden in den Medien

von Christine Schweitzer
Hintergrund
Hintergrund

Das Unbehagen mit der Berichterstattung über Krieg und Frieden in den Medien wird wohl von allen Friedensbewegten geteilt. Die IALANA (Vereinigung für Friedensrecht – Deutsche Sektion der International Association Of Lawyers Against Nuclear Arms) hatte im Januar 2018 eine große Tagung zu dem Thema veranstaltet. Dabei war es der IALANA gelungen, eine Reihe namhafter Fachleute zusammenzubringen, von Daniela Dahn über Max Uthoff bis zu verschiedenen MedienwissenschaftlerInnen. Die Heterogenität der Perspektiven war groß, auch wenn die Mehrzahl der JournalistInnen, die sich beteiligten, eher der „kritischen Ecke“ zuzuordnen sind. Die Vorträge, Impulsreferate und eine Podiumsdiskussion wurden jetzt in einem Band veröffentlicht.

Der Band beginnt mit den Leitvorträgen von Daniela Dahn und Max Uthoff (Die Anstalt). Daran schließen sich eine Reihe von Vorträgen zu dem Thema „Krieg in den Medien: Wie wird berichtet, warum wird so berichtet?“ an. Wichtige Themen hier waren die veränderten Produktionsbedingungen bei den großen Medien (wenige Eigentümer, immer kleinere Redaktionen, wenige fest angestellte JournalistInnen) und die Strukturen der Rundfunk-und Fernsehmedien. Die daran anschließenden Beispiele für einseitige Berichterstattung (Syrien, Kosovo, Ukraine und Russland) sind die in den friedensbewegten Debatten üblichen Beispiele.

Das nächste Kapitel enthält Beiträge zum Thema „Gegenöffentlichkeit“ und die Möglichkeiten, die KonsumentInnen von Medien haben, sich zu beschweren. Außerdem erhielten drei „Alternativmedien“ die Gelegenheit, sich vorzustellen: Die NachDenkSeiten, weltnetz.tv und Rubikon.

Daran anschließen tun sich vier Beiträge aus einer Podiumsdiskussion über die Möglichkeiten von Medien und alternativen Medien mit Ute Finckh-Krämer (SPD), Reiner Braun (IALANA, TilmanWörtz (Peace Counts) und Wolfgang Buff (Ev. Kirche).
Der Band schließt mit zwei weiteren Texten zu Medienkritik, einer Botschaft von Papst Franziskus zum 52. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel und einem Anhang, der u.a. weitere Literatur enthält.

Viele der Beiträge sind interessant zu lesen und geben Einblicke in die Realitäten vor allem von Printmedien und TV, ohne digitale Medien ganz auszusparen. Es wird deutlich, dass viele pauschale Kritik an Medien („alles manipuliert“) fehl greifen, da es bei uns mehr die Strukturen als gezieltes politisches Handeln sind, die zur Aussparung von Nachrichten oder Halbinformation führen. Allerdings drängte sich der Rezensentin bei einigen Beiträgen in dem Band der Eindruck auf, dass deren AutorInnen das gleiche taten, was sie den anderen Medien vorwerfen – Realität selektiv wahrzunehmen.

Kritisch sei auch angemerkt, dass sich die Leserin gewünscht hätte, dass die HerausgeberInnen etwas mehr Arbeit und Sorgfalt in das Editieren der Beiträge gesteckt hätten. Sie sind nicht nur unterschiedlicher Qualität, sondern mindestens ein Beitrag (leider gerade der zu Wikipedia, der ein Thema anspricht, über das die meisten LeserInnen wenig wissen dürften) ist streckenweise unverständlich. Der Referent verwies auf Folien, die er zeigte, die aber weder abgebildet noch deren Inhalte beschrieben werden, so dass mehrfach nicht klar ist, wovon er spricht.

IALANA (Hrsg.) Krieg und Frieden in den Medien. Dokumentation der IALANA-Tagung Krieg und Frieden in den Medien im Januar 2018 in Kassel. Siedendolsleben:Ossietzky Verlag, 2018, 292 S., ISBN 978-3-944545-14-1, 20 Euro

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.