Kriegsdienstverweigerung in Südafrika

von Franz Nadler

Nach der Niederlage der südafrikanischen Wehrmacht in Angola nahm in Südafrika selbst die Diskussion über Kriegsdienstverweigerung erneut zu.

Erstmals wurde auch nach längerer Zeit wieder ein Kriegsdienstverweige¬rer verurteilt - der 35-jährige Arzt Ivan Toms zu 21 Monaten Gefängnis. Kurz darauf, im Juli 88, der 25-jährige Stu¬dent David Bruce zu 6 Jahren Gefängnis. Das Regierungskonzept der Abschreckung ging nicht auf - just zum Einberufungstermin im August verkündeten 143 Wehrpflichtige öffentlich ihre Verweigerung. Daraufhin setzte die Regierung zum Rundumschlag an, sie verbot die Berichterstattung dar¬über und die "Kampagne gegen die Wehrpflicht", die sie zum Drahtzieher stempelte.
Auf Einladung der Arbeitsgruppe Südliches Afrika in der DFG-VK berichteten im Februar 89 drei Aktive aus Südafrika in über 30 Orten der BRD. Es wurden inzwischen weitere Kriegsdienstverweigerer zu Haftstrafen verurteilt, darunter Charles Bester, ein 18jähriger Student, zu 6 Jahren. Weitere Prozesse stehen an. Die Kriegsdienstverweigerer-Unterstützungs- und Beratungsgruppen werden im Moment reaktiviert und zum Einberufungstermin im Februar 89 protestierte überall im Land eine neue Gruppe gegen die Wehrpflicht mit inzwischen tausend Angehörigen, "Frauen gegen Krieg". Ebenso bekannt wurde, daß in Südafrika 100.000 Deutsche leben und über 30.000 davon der dortigen Wehrpflicht unterliegen. Die Bundesregierung will dagegen nicht einschreiten. Gleichzeitig verweigert sie, entgegen einer Empfehlung der Vereinten Nationen, südafrikanischen Kriegsdienstverweigerern Asyl.
Die Solidaritätsarbeit nahm durch die Rundreise einen enormen Aufschwung und wird zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, der alljährlich Mitte Mal stattfindet, einen erneuten Höhepunkt annehmen. An mehreren Orten sind bereits lokale und regionale Aktionen an südafrikanischen Einrichtungen und anderes vorgesehen. Als gemeinsame Aktion aus der BRD werden bis Mitte April Unterschriften und Finanzierungsbeiträge von Einzelpersonen wie Organisationen für eine Anzeige in einer südafrikanischen Zeitung mit den Fordrungen "Freilassung der inhaftierten Kriegsdienstverweigerer" und "Aufhebung des Verbots der Kampagne gegen die Wehrpflicht" gesammelt.

Ausführliche weitere Informationen sind in der gerade erschienenen Broschüre "Apartheid ist Krieg" zu finden. (sie kostet 4,- DM plus Porto). Kontaktanschrift: Franz Nadler; Querstraße 23, 6050 Offenbach, Tel 069-815128.

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