Komitee für Grundrechte
und Demokratie



Arbeitsberichte des Komitees


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Arbeitsberichte des Komitees

 Publikationen/Dokumente

Berichtszeitraum: November 1996 - Oktober 1998

Arbeits-Bericht 96/98

Seit der letzten Mitgliederversammlung am 26.10.1996 haben die damals neu gewählten Gremien regelmäßig getagt und die Schwerpunkte der Komitee-Arbeit beraten. Die beiden Komitee-Sekretariate in Sensbachtal und Köln haben in Kooperation mit dem Geschäftsführenden Vorstand, Roland Roth und Wolf-Dieter Narr, sowie mit Vorstands- und Arbeitsausschuß-Mitgliedern, die für jeweilige Schwerpunkte Zuständigkeiten übernommen haben, die Beschlüsse umgesetzt. Wir konzentrieren den Arbeitsbericht auf die wichtigsten Schwerpunkte der Komitee-Arbeit. Viele kleinere Aktivitäten und Engagements müssen wegen der gebotenen Kürze unerwähnt bleiben.

1. Flucht und Migration

Das tägliche Unrecht gegenüber allen Flüchtenden, das Fehlen eines Asylrechts, das diesen Namen zu Recht tragen würde, treibt uns alle seit Jahren immer wieder an. Hilfreiche und wirkungsvolle Aktionen sind jedoch schwieriger geworden.

Seit unserer Jahrestagung in Arnoldshain hat sich die Arbeitsgruppe Flucht und Migration" regelmäßig in Berlin getroffen. Diese wurde zunächst von Andreas Germershausen koordiniert, nach dessen Weggang nach Thailand von Theo Christiansen. Im Jahr 1997 hat sich die Arbeit auf die Aktivitäten zum Tag der Menschenrechte am 10.12.1997 konzentriert. Der Aufruf "Asyl ist Menschenrecht" wurde erarbeitet. Über 600 Organisationen und Einzelpersonen haben diesen Aufruf unterschrieben, der am 4.12.1997 als ganzseitige Anzeige in "DIE ZEIT" erschienen ist.

Am 10.12.1997 haben wir an vier Flughäfen - in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt - einstündige Mahnwachen gegen Abschiebungen veranstaltet. Diese sind jeweils lokal, jedoch kaum überregional von der Öffentlichkeit wahrgenommen worden.

Zum 1.7.1998, dem Tag, an dem die Änderung des Grundgesetzes fünf Jahre in Kraft war, haben wir zwei Broschüren herausgegeben. Die Broschüre "Menschenrechte ohne Asyl in Deutschland - fünf Jahre Verfassungsaushöhlung und kein Ende" setzt sich ausführlich mit den Folgen dieser faktischen Abschaffung des Asylrechts auseinander. Die BürgerInnen-Information "Das Grundrecht auf politisches Asyl fünf Jahre abgeschafft und die Folgen" sollte noch einmal einem möglichst großen Kreis von Bürgern und Bürgerinnen die Lage von Flüchtlingen in der Bundesrepublik vor Augen führen.

Mehrfach hat das Komitee darüber hinaus seine Stimme gegen die Abschiebepraxis von bosnischen Flüchtlingen erhoben sowie gegen die Verschärfungen des Ausländerrechts (schnellere Abschiebung von Straftätern) und des Asylbewerberleistungsgesetzes protestiert.

2. Demonstrationsrecht und Demonstrationsbeobachtungen

Auch in diesem Berichtszeitraum haben wir wiederum beide Demonstrationen gegen die Castortransporte von hochradioaktivem Müll in ein Zwischenlager beobachtet und ausführlich darüber berichtet. Im Frühjahr 1997 fand ein Transport von sechs Behältern nach Gorleben statt. Im Frühjahr 1998 fand der erste Castor-Transport von hochradioaktivem Müll in das erweiterte Zwischenlager in Ahaus statt. 1997 haben sich insgesamt 20 BeobachterInnen an den sechstägigen Beobachtungen beteiligt. In Ahaus haben sich trotz des vorgezogenen Transporttermins 16 BeobachterInnen kurzfristig dort einfinden können. Beide Male haben wir kurz nach dem Ende der Demonstrationen auf der Grundlage der ersten Berichte aller BeobachterInnen eine ausführliche Presseerklärung herausgegeben. Spätererschienen die ausführlicheren Dokumentationen. Jede der bisherigen Dokumentationen hat über den genauen Bericht über den Ablauf der Demonstrationen und eine Auswertung der Vorgeschichte und der Presseberichte hinaus einen inhaltlichen Schwerpunkt. 1997 haben wir uns mit der Atomtechnologiepolitik - Atomenergie oder die Kontinuität bornierter Politik" - auseinandergesetzt. 1998 lag der Schwerpunkt auf dem Demonstrationsrecht: Das Grundrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit wird regierungsamtlich, rechtsstaatlich und polizeieffizient aufgehoben".

Die Demonstrationsbeobachtungsberichte fanden jeweils eine weite Verbreitung und treffen auf große Resonanz. Für den Bericht von 1997 haben wir u.a. speziell inKreisen der Polizeiverwaltung geworben und sind auch dort auf Interesse gestoßen.

Insbesondere Ingrid Lowin vom Komitee-Vorstand hat sich in diesem Bereich engagiert. Sie hat intensive Kontakte zu den beiden Bürgerinitiativen in Gorleben und Ahaus und zu dem wendländischen JuristInnentreffen. Sie hält ebenfalls Kontakt zu anderen Anti-AKW-Gruppen und informiert auf Veranstaltungen über unsere Demonstrationsbeobachtungen.

1997 hat die erste öffentliche Vereidigung von Soldaten in Berlin stattgefunden. Die Gegendemonstrationen haben einige Komitee-Mitglieder beobachtet, jedoch hielten wir es nicht für notwendig, hierüber einen Bericht zu veröffentlichen.

Im Jahr 1997 haben wir zum zweiten Mal ein Seminar zur Demonstrationsbeobachtung veranstaltet. Intensiv haben ca. 20 Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich ein Wochenende über die Prinzipien, die Gründe und die Ziele der Demonstrationsbeobachtungen verständigt und ihre bisherigen Erfahrungen ausgewertet.

3. Friedenspolitik

Im Anschluß an die Menschenrechtstagung des Komitees in Arnoldshain 1996 hatte sich aus der dortigen AG zu Ziviler Konfliktbearbeitung eine Arbeitsgruppe gebildet, die als Arbeitsausschuß Pazifistische Friedenspolitik" wesentliche Teile des Europäischen Friedenskongresses Pfingsten 1998 in Osnabrück vorbereitete und in diesem Kontext ein Pazifistisches Manifest formulierte.

Der Osnabrücker Kongreß mit fast 1.000 TeilnehmerInnen aus rund 30 Staaten war ein friedenspolitisch herausragendes Ereignis. Entsprechend intensiv war die Vorbereitungsarbeit. Volker Böge hat das Komitee im Vorstand des Trägerkreises des Kongresses vertreten.

Andreas Buro, der friedenspolitische Sprecher des Komitees, hat in verschiedenen Aufsätzen, Erklärungen und Pressemitteilungen immer wieder für das Komitee vor allem gegen die out-of-area-Politik der NATO Stellung bezogen. Anlässe waren u.a. der Einsatz der Bundeswehr im März 1997 in Albanien, die neuerlichen Zuspitzungen der Krise am Golf Ende 1997 und Anfang 1998 (BürgerInnen-Information), die Bombardierung von Zielen in Sudan und Afghanistan durch die USA sowie der Kosovo/a-Krieg. Außerdem übte das Komitee mehrfach Kritik ander kriegerischen Politik der Türkei gegen die Kurden im eigenen Land. Andreas Buro war hier über das Komitee hinaus vor allem im
Dialog-Kreis aktiv.

Das Engagement des Komitees im ehemaligen Jugoslawien konzentrierte sich vor allemauf die Kinderferienfreizeiten (s.u.). Von Hanne und Klaus Vack wurden darüber hinaus noch einige Komitee-Projekte und -Kooperationen mit friedenspolitisch bzw. menschenrechtsorientierten Partnergruppen vor Ort fortgeführt. Besonders Ende 1996 (Winterhilfe) und im Laufe des Jahres 1997 wurden mehrfach Hilfslieferungen vor allem für Flüchtlingsfamilien vorgenommen.

Das Komitee arbeitet weiterhin in folgenden friedenspolitischen Kooperationen: Netzwerk Friedenskooperative (Bonn), Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerung (Bremen), Trägerkreis Atomwaffen abschaffen" (Dortmund), Helsinki Citizens` Assembly (Bonn), Forum Ziviler Friedensdienst (Minden). Zur Einrichtung eines Zivilen Friedensdienstes hatte es im Komitee teilweise kontroverse Diskussionen gegeben. Hieraus entstand eine eigenständige Komitee-Position, die unter dem Titel Ziviler Friedensdienst am Scheideweg?" im Juni 1997 veröffentlicht wurde. Darin wird u.a. einestrikt pazifistische Ausrichtung und die gebotene Staatsferne solcher Dienste gefordert.

Das Komitee hält Kontakt zu verschiedenen Totalverweigerer-Initiativen und verfolgt die politische Entwicklung in diesem Bereich, in dem es in letzterZeit zu verschärften Strafverfolgungen gekommen ist.

Im Anschluß an den antimilitaristischen Kongreß des Komitees in Sewekow, Oktober 1996, hat das Komitee im Dezember 1996 eine BürgerInnen-Information mit dem Titel Dem Militär den Boden entziehen - Für eine FREIe HEIDe" herausgegeben. Die Kontakte zu den dortigen BürgerInnen-Initiativen wurden aufrechterhalten, allerdings konnten bislang keine neuen Aktionsschwerpunkte von Komitee-Seite entwickelt werden. Evtl. steht dies für den Fall der Inbetriebnahme des Geländes als Bombenabwurfplatz durch die Bundeswehr demnächst an.

4. Lebenslange Freiheitsstrafe

Die Projektgruppe Wider die lebenslange Freiheitsstrafe" hat sich im Berichtszeitraum auf zwei Schwerpunkte konzentriert. Zum einen sollten die Ergebnisse der Fachanhörungen von 1993 und 1994 durch konkrete Zeugnisse betroffener Inhaftierter untermauert werden. Dies gelang, indem verschiedene zu lebenslanger Haft Verurteilte motiviert werden konnten, über ihre eigene Situation zu schreiben und zu berichten. So konnte das Komitee Anfang 1998 die Broschüre Lebenslänglich. Texte von zu lebenslanger Haft Verurteilten" herausgeben. Die Broschüre fand guten Anklang. Eine zweite Auflage mußte bereits gedruckt werden.

Zum anderen hat die Projektgruppe versucht, an der Frage der Alternativen zu Haftstrafen generell weiterzuarbeiten. In diesem Zusammenhang fand im Herbst 1997 in Iserlohn die Tagung Alternativen zu strafrechtlicher Gewalt" statt. Eine Dokumentation der Tagung ist im Juli 1998 veröffentlicht worden. Im Anschluß an die Tagung wurde das Thema in den Komitee-Gremien vertieft. Aus den Diskussionen entstand dann das über den großen Komitee-Verteiler im Juli 1998 verbreitete Heft Strafrechtliche Gewalt überwinden! Indem Opfern geholfen, Konflikte ausgeglichen und Schäden, soweit irgend möglich, behoben werden."

Die Projektgruppe erarbeitete aus aktuellem Anlaß eine ausführlichere Stellungnahme zur Problematik der Strafverschärfungen für Sexualstraftäter. Diese Stellungnahme wurde in mehreren Fachzeitschriften im Wortlaut und in gekürzter Form als Dokumentation in der Frankfurter Rundschau am 27.2.97 veröffentlicht.

Das Komitee steht außerdem mit vielen Gefangenen in Briefkontakt. In Einzelfällen wurden auch Gefangenenbesuche vorgenommen. Die Gefangenenbetreuung liegt nach wie vor in den Händen von Sonja Vack, die hierzu eigens beauftragt ist und gesondertüber diesen Arbeitsbereich berichtet. Die Aktion Bücher in den Knast", über die die Gefangenen einmalig Literatur ihrer Wahl im Wert bis zu je 40,- DM anfordern können, erledigt bisher das Büro Sensbachtal bei in aller Regel politisch, literarisch und rechtlich anspruchsvollen Wünschen der Gefangenen.

5. Bioethik

Auf unserer Jahrestagung in Arnoldshain im September 1996 hat eine Arbeitsgruppe "Bioethik" erneut die Arbeit aufgenommen. Diese Gruppe hat sich ein weiteres Mal in Berlin getroffen und auf dieser Grundlage im schriftlichen Austausch das Memorandum "Die Menschenrechte werden gespalten, die Menschen werden sortiert" erstellt. Rainer Hohlfeld hat diese Arbeitsgruppe koordiniert. Mit verschiedenen anderen Gruppen, die sich mit der Bioethik-Konvention beschäftigen, stehen wir im Austausch. Die überfraktionelle Arbeitsgruppe des Bundestags, die sich gegen die Unterzeichnung der Konvention gebildet hat, hat unser Memorandum erhalten. An verschiedenen Tagungen haben sich Mitglieder der Arbeitsgruppe beteiligt und über unsere Arbeit informiert.

6. Arbeitsgruppe Bildung

Die Arbeitsgruppe Bildung ist Menschenrecht" hatte sich in Anschluß an die Arnoldshainer Menschenrechtstagung des Komitees gebildet. Vom Komitee-Vorstand, bzw. Arbeitsausschuß sind Ursula Ganßauge, Albert Scherr und Edgar Weick an der Gruppe beteiligt. Die Gruppe hat sich mehrfach - meist in Darmstadt - getroffen und zuletzt auf einer erweitertenTagung die Falkensteiner Erklärung" zum Menschenrecht auf Bildung erarbeitet, die u.a. in der Frankfurter Rundschau auszugsweise veröffentlicht worden ist.

7. Arbeitsgruppe Soziale Menschenrechte

Die AG Soziale Menschenrechte hatte sich nach der letzten Mitgliederversammlung des Komitees im Januar 1997 neu konstituiert und mehrfach in Berlin getagt. Ein geplantes Grundsatzpapier, das die Demokratiegefährdung durch Sozialabbau herausarbeiten sollte, konnte bislang noch nicht erstellt werden. Um die Lehrstellensituation Jugendlicher zu problematisieren, wurde am Beispiel Berlins ein alternativer Lehrstellenbericht erarbeitet und eine Aktion Bukett und Boykott für mehr Ausbildungsplätze" gestartet. Die Aktion führte allerdings nicht zum gewünschten Erfolg, da vor allem die beteiligten Jugendlichen von den Studenten- und Schülerstreikaktionen erschöpft waren. Im Bereich Arbeitszwang für Arbeitslose und SozialhilfeempängerInnen soll weiterhin in Kooperation mit dem Frankfurter Arbeitslosenzentrum (FALZ) über konkrete Fälle recherchiert werden und ggf. eine Veröffentlichung erstellt werden.

8. Ferienfreizeiten des Komitees für Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien

Im Sommer 1997 konnten elf Ferienfreizeiten für insgesamt 2.600 Kinder, die vom Krieg betroffen waren, durch Patenschaften finanziert werden. Es war seit 1994 die vierte Ferienpatenschaften-Aktion, die von Hanne und Klaus Vack koordiniert worden ist. Im Anschluß an die 97er-Ferienfreizeiten erschien die 48seitige bunt bebilderte Broschüre Kleiner Einblick - Kinderfreizeiten in Ex-Jugoslawien: Ferien vom Krieg ", in der die Erfahrungen dieser Freizeiten anschaulich werden.

Erneut wurden im Sommer 1998 Kinderferienfreizeiten für 1.190 Kinder veranstaltet. Diese wurden mit Unterstützung weiterer Helferinnen und Helfer aus den einheimischen Partnerorgansiationen, von uns u.a. von Helga Dieter, Hubertus Janssen, Albert Scherr, Vilim Mergl und Wilfried Kerntke koordiniert. Das Projekt kam in den fünf Jahren 1994 bis 1998 insgesamt über 8.000 Kindern zugute.

9. Prozeßbeobachtungen

Das Komitee hat die Prozesse gegen Birgit Hogefeld und gegen Monika Haas in Frankfurt/M. intensiv beobachtet und mehrfach kommentierend Stellung bezogen. Die Beobachtungen wurden vor allem von Hubertus Janssen und Helga Dieter vorgenommen. Am 5.11.96 wurde Birgit Hogefeld zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. DasKomitee protestierte mit einer Presseerklärung vom 6.11.96 gegen das Urteil. Zum Monika-Haas-Prozeß veröffentlichte das Komitee nach der bereits im Oktober 1996 herausgegebenen Broschüre Der Prozeß gegen Monika Haas" mehrfach Pressemitteilungen und Hintergrund-Prozeßberichte von Helga Dieter, zuletzt einen ausführlichen Gesamtbericht (Oktober 1998), der im Kölner Sekretariat angefordert werden kann.

10. Wagenburgen

Am 5.5.1997 wurde die Wagenburg in Ostfildern geräumt. DieMenschen wurden aufgrund dieser ordnungspolitischen und polizeilichen Aktion ihrer Wagen und damit ihrer Unterkünfte beraubt. Mit einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Ostfildern hatten wir noch kurz vor der Räumung für weitere Gespräche und eine kooperative Zusammenarbeit geworben - leider vergeblich. Vorstandsmitglied Hubertus Janssen hatte zu dieser Gruppe von WagenburgbewohnerInnen Kontakt, besuchte sie, trug Informationen zusammen und unterstützte sie im Rahmen unserer Möglichkeiten. Diese Vorgänge haben wir zum Anlaß für eine auch grundsätzlichere Auseinandersetzung mit der Situation von Wagenburgen in der Bundesrepublik Deutschland genommen. So entstand die Broschüre Auf zur grundrechtlichen Verteidigung der Wagenburgen - Gegen den Mißbrauch von Recht und Polizei zugunsten herrschender Ordnungsvorstellungen".

11. Tagungen

Im September 1998 fand die Jahrestagung mit dem Thema Soziale Ausgrenzung, Solidarität und Sicherheit" in Arnoldshain statt. Ca. 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, Referenten und Referentinnen beteiligten sich an den Diskussionen. Viel Zeit hatten wir uns für die fünf Arbeitsgruppen genommen: Kriminalität und Armut", Vom Welfare zum Workfare State", Räumliche Ausgrenzungen", Ausgrenzen und Einsperren - Zur Verknastung der Gesellschaft" und Asylsuchende, Flüchtlinge, AusländerInnen - Legitimationsressource und Experimentierfeld für die repressive Verkürzung von Bürger- und Menschenrechten". Diese Tagung wird Anstoß sein, uns noch intensiver mit den Themen Innere Sicherheit, Vertreibung von unliebsamen Gruppen aus den Innenstädten, Gefahrenabwehrverordnungen etc. zu beschäftigen.

Die ausführliche Dokumentation der Menschenrechtstagung des Komitees von September 1996 in Arnoldshain ist im Juli 1997 erschienen.

12. Zusammenarbeit mit anderen Bürgerrechtsgruppen und weitere Kooperationen

Das Komitee steht in regelmäßigem Austausch mit verschiedenen anderen Bürgerrechts-, Asylrechts- und Friedensgruppen und -organisationen. Mit der Humanistische Union und der Gustav-Heinemann-Initiative geben wir nach wie vor die Zeitschrift vorgänge" heraus. Mit diesen beiden Organisationen und dem Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen geben wir seit 1997 den jährlich erscheinenden Grundrechtereport (Rowohlt-Verlag) heraus.

Jedoch mußten wir in der Vergangenheit auch feststellen, daß sich solche Kooperationen manchmal schwierig gestalten. Dann, wenn wir nicht intensiv und regelmäßig an den Vorbereitungen und Besprechungen teilnehmen konnten, entsprachen die Ergebnisse teilweise nicht unseren Erwartungen und Vorstellungen. Wir mußten erkennen, daß unser radikaldemokratisches Verständnis von Politik auch in diesen Gruppen nicht von allen geteilt wird. Unsere Mitarbeit im Forum Menschenrechte haben wir deshalb aufgekündigt. Aus dem Projekt aus Anlaß der 750jährigen Feier der badischen Revolution haben wir uns zurückgezogen, weil wir es weder geschafft haben, intensiv an der Erklärung mitzuwirken, noch konnten und wollten wir den Text, wie er erarbeitet worden war, mittragen. Andererseits hat die intensive Mitarbeit des Komitees bei derVorbereitung des Kongresses zum Westfälischen Frieden es ermöglicht, unsere grundlegenden pazifistischen Auffassungen dort einzubringen und die Veröffentlichungen zumindest auch in unserem Sinne zu beeinflussen.

Regelmäßig und gut arbeitenwir mit dem Netzwerk Friedenskooperative zusammen und sind an der redaktionellen Bearbeitung des Friedensforums beteiligt.

Häufig erhalten wir Anfragen, ob Mitglieder des Komitees zu verschiedenen Themen und über die Arbeitsschwerpunkte des Komitees referieren können. Vorstands- und Arbeitsausschußmitglieder übernehmen im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten solche Aufgaben. Vom Kölner Sekretariat können wir dies in begrenztem Umfang auch leisten. Zum Demonstrationsrecht und unseren Demonstrationsbeobachtungen, zum Asylrecht, zu Friedensfragen (insbesondere zum Balkankonflikt/krieg) und zum Thema Innere Sicherheit haben wir verschiedentlich Vorträge gehalten und Arbeitsgruppen gestaltet und damit auch unsereKooperationen mit anderen Bürgerrechtsgruppen intensiviert.

13. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Komitees stehen in Zusammenhang mit den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten und machen einen wichtigen Teil der Arbeit aus. Kontinuierlich haben wir Presseerklärungen zu aktuellen Fragen und den uns schwerpunktmäßig beschäftigenden Fragen herausgegeben. Des öfteren verschicken wir auch in unserem "Artikeldienst" Aufsätze von Vorstands- und Arbeitsausschußmitgliedern. Diese werden nicht selten von kleinen Zeitschriften abgedruckt; in die großen Zeitungen gelangen solche Texte jedoch nur in Ausnahmefällen.

Regelmäßig schreiben uns Bürger und Bürgerinnen, die in Konflikten und Schwierigkeiten Hilfe suchen oder die Informationen zu Bürgerrechtsfragen benötigen. Diese Anfragen beantworten wir grundsätzlich alle. Bei Hilfeersuchen können wir nur relativ selten selber tätig werden. Jedoch können wir häufig Vorschläge machen, auf Literatur verweisen und Kontakte vermitteln zu anderen Gruppen, Organisationen etc., die sich z.B. auf den entsprechenden Bereich spezialisiert haben. Oft unterstützen wir Personen und Gruppen in ihren Anliegen, beispielsweise indem wir uns in Briefen für ihr Anliegen verwenden, Petitionen unterstützen o.ä.

14. Publikationen

Neben den bereits erwähnten thematisch zugeordneten Publikationen haben wir die beiden Jahrbücher (1996/97 und 1997/98) zu den Schwerpunkten Soziale Menschen- und Bürgerrechte" und Demokratie und Menschenrechte in Europa" herausgegeben.

Alle Publikationen wurden vom Kölner Sekretariat inhaltlich und organisatorisch betreut. Der Versand erfolgte über das Sensbachtaler Sekretariat.

Die INFORMATIONEN, die jährlich ca. sechsmal erschienen, wurden ebenfalls im Kölner Sekretariat redaktionell betreut. Dort wurden auch die Druckvorlagen erstellt. An den ca. 7.000 Personen umfassenden Verteiler wurden sie vom Sensbachtaler Sekretariat verschickt.

15. Ausblick

Die bereits 1993 begonnene Umstrukturierung der Sekretariatsarbeit des Komitees steht nun kurz vor dem Abschluß. Das Sensbachtaler Sekretariat wird zum Jahresende schließen und dann nur nochden finanziellen Jahresabschluß für 1998 vornehmen. Das Kölner Sekretariat ist im Mai 1998 in größere Räumlichkeiten umgezogen. Ebenfalls im Mai ist Dirk Vogelskamp zu Elke Steven und Martin Singe als dritter Mitarbeiter des Sekretariats hinzugekommen. Die Sekretariate arbeiten in diesem Jahr intensiv an der Übergabe der z.Zt. noch in Sensbachtal verbliebenen Arbeitsbereiche. Durch die schrittweise vorgenommene und weitsichtig angegangene Übergabe der verschiedenen Komitee-Arbeitsbereiche durch Hanne und Klaus Vack aus Sensbachtal an die MitarbeiterInnen des neuen Sekretariats in Köln konnte die Kontinuität der politischen Arbeitsweise des Komitees gewährleistet werden. Die MitarbeiterInnen des Kölner Sekretariats, das nun ab 1.1.1999 einziges Komitee-Sekretariat sein wird, hoffen, daß die Mitglieder und FörderInnen des Komitees das bislang Hanne und Klaus Vack gegenüber gezeigte Vertrauen auch dem Kölner Büro gegenüber aufrechterhalten und dadurch weiterhin eine solide Komitee-Arbeit ermöglichen.

In diesem Sinne ein Dankeschön an alle FörderInnen und Mitglieder für die bisherige Unterstützung!

Köln, 21. Oktober 1998
gez. Dirk Vogelskamp / Elke Steven / Martin Singe




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