Komitee für Grundrechte
und Demokratie



INFORMATIONEN - Rundbriefe 2002


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 Informationen 5/2002 - 23. Sept.

War Resister`s International

Elke Steven

Vom 3. - 9. August 2002 fand in Dublin die Dreijahreskonferenz von "War Resister`s International" statt. "Erzählte Geschichten und Strategien - Gewaltfreier Widerstand und sozialer Wandel" war das Thema der Konferenz. Seit 1921 arbeitet WRI für eine Welt ohne Krieg. Grundlage ist die Selbstverpflichtung: "Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit! Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und für die Beseitigung aller seiner Ursachen zu kämpfen." Während zunächst die Kriegsdienstverweigerung und der Kampf um das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein zentrales Anliegen war, rückten nach und nach gewaltfreie Aktionen zivilen Ungehorsams gegen Krieg und die Ursachen von Krieg immer mehr in das Blickfeld.

Eingeladen war ich, über die Einschränkungen der Freiheitsrechte nach dem 11. September zu berichten und die Zusammenhänge zwischen militärischen Reaktionen und der Bekämpfung von bürgerlichen Freiheitsrechten zu analysieren (eine Kopie des Vortrags kann im Komitee-Sekretariat bestellt werden). Sechs Tage diskutierten wir in Dublin über ökonomische Ursachen von Krieg, über Globalisierung, Gewalt in der Gesellschaft und gewaltfreie Formen ihrer Überwindung, über die Einschränkung von Freiheitsrechten im Namen der "Inneren Sicherheit", über das Recht auf Asyl und die Abschottung der reichen und mächtigen Staaten vor den Flüchtenden, über Kriegsdienstverweigerung und die Interessen der Staaten, Kriege zu führen.

Vielfältig waren die Zugänge und die Diskussionen in Plenum, Arbeits- und Themengruppen zu diesen und vielen weiteren Fragestellungen. Es wurden Geschichten erzählt, die in der offiziellen Geschichtsschreibung unterdrückt werden, die aber Teil der Erinnerung und der Identität von widerständigen Gruppen sind und die Mut machen zu Aktion und Widerstand. Wir analysierten und überlegten, wo heute die Ansatzpunkte für Aktionen gegen Krieg - der Krieg der USA gegen den Irak stand drohend im Raum -, gegen die Militarisierung der Gesellschaft nach innen und außen und für eine andere, gewaltfreie Gesellschaft sein können.

Berichtet wurde von Kriegen, Konflikten, Aktionen des Widerstands wie auch der Aussöhnung. Menschen aus Indien, West-Papua, Chile, Sri Lanka erzählten von ihren Erfahrungen. Von einem israelischer Kriegsdienstverweigerer (New Profile) hörten wir von der wachsenden Gruppe von Kriegsdienstverweigerern in Israel, die zumindest den gegenwärtigen Krieg gegen Palästina ablehnen, und sich nicht daran beteiligen wollen. Auch wenn sie keine grundsätzlichen Kriegsdienstverweigerer sind, so stoßen sie doch einen zen-tralen Prozeß der Auseinandersetzung um den Krieg in ihrem Land an. Und sie brauchen internationale Unterstützung, da sie vielfältigen Repressionen in ihrem Land ausgesetzt sind. Selbstverständlich war auch der Prozeß der Konfliktentstehung in Irland und seine andauernde Bearbeitung von großem Interesse. Anschaulich wurde berichtet, wie Abgrenzungen und Vorurteile, beruhend auf sozialen Privilegien, die indirekt mit der Konfession zusammenhängen, Teil des üblichen familiären Sozialisationsprozesses waren. Geschildert wurde, wie diese Grenzen individuell überwunden werden können, dies aber in einer geteilten und auf Haß und Angst beruhenden Gesellschaft kaum dauerhaft gelebt werden kann. Erzählt wurde von der langwierigen Versöhnungsarbeit in Glencree, einem Zentrum, das sich um Aufarbeitung der erlebten Gewalt und Aussöhnung zwischen Opfern und Tätern bemüht.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen - erfreulicherweise waren viele Frauen auf dieser Konferenz präsent - kamen von überall auf der Welt. Das Privileg der West-Europäer und US-Amerikaner war jedoch deutlich spürbar: 111 Menschen, die an dieser Konferenz teilnehmen wollten, erhielten kein Visum für Irland. Kriegsgegner aus Osteuropa (Russland, Ukraine Armenien, Georgien), aus Afrika (Ghana, Nigeria, Kamerun, Senegal, Sierra Leone, Burundi, Zimbabwe, Togo, Gambia und Kenia), Bangladesch und Pakistan hatten keine Chance, an der Konferenz teilzunehmen. Manche von ihnen hätten sicherlich gute Gründe gehabt, Asylzu beantragen. So wurde ihnen allen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und internationale Kooperationen aufzubauen, genommen.

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