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Antikriegstag 2005

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zum Antikriegstag in Hamburg am 1. September 2005

Die großen Worte sind verloren gegangen

Irmgard Busemann (in Hamburg)

Gott sei dank

Laut hetzt uns niemand in Krieg, schreit nach mehr Raum oder fordert Vergeltung für Unrecht und Benachteiligung in der Vergangenheit.

Aber der Ruf: "Die Waffen nieder!"

und: "Nie wieder Krieg von deutschem Boden aus!"

sind auch kaum noch zu hören.

Unauffällig wir die Bundeswehr umgerüstet für Auslandseinsätze, wird aufgerüstet, um innerhalb der EU ein ebenbürtiger Partner der waffenstrotzenden USA zu sein.

Die großen Worte sind verloren gegangen

Wir Frauen in Schwarz hatten noch nie die großen Worte: Schwarz gekleidet stehen wir auf der Strasse, immer wieder. In schwarzer Trauer Kleidung, schweigend trauernd über die Opfer von Krieg und Gewalt aller Seiten. Schweigend in Trauer über die Opfer von allen Seiten.

Bei Krieg und Gewalt gibt es immer zwei Seiten: die einen und die anderen, die Angreifer und die Überfallenen, Opfer und Täter. So ist das. Leicht bleibt der Blick bei den Opfern hängen und entlässt die Täter aus der Aufmerksamkeit.

Rose Ausländer wirbt um beide:

Mit winzigen Worten um Liebe und Frieden werben, bei denen die gemeinsam auf dieser einen Erde leben. Trauer über Erschossene, Verstümmelte, um ihre Würde und ihre Zukunft betrogene, das wollen wir zum Ausdruck bringen. Und wir wollen werben um die Lebenden: gebt denen die jetzt Opfer sind, eine Chance zur Heilung und zum Leben in Würde und Selbstbestimmung und Freiheit. Arbeitet dafür, dass die Produktion von Opfern beendetet wird.

Dass die Vorbereitung und Rüstung für Kriege aufhört.

Wir wollen werben um die Lebenden: lasst euch nicht anstecken oder hinziehen oder einlullen von Gewalt, von militärischer Stärke, die doch so viel Blech braucht um stark zu sein.

Welche Worte erreichen die Menschen?



die Menschen, die jetzt nicht hier sind,



die, die sich ohne Militär im Hintergrund schutzlos fühlen.



die, die von nichts etwas wissen wollen und von nichts


gewusst haben werden, wenn deutsche Soldaten in mehr und mehr Kriege verwickelt sind- und mehr und mehr Särge zurück kommen - wenn mehr und mehr Menschen irgendwo weit weg zu leiden haben unter den sogenannten robusten Friedenseinsätzen der Bundeswehr.

Welche Worte erreichen die Menschen - die, die am Geschäft mit Rüstung und Waffen verdienen und die sich weigern sich anzusehen oder auch nur vorzustellen, was zum Beispiel mit all den Heckler und Koch Kleingewehren getan und angerichtet wird.

Es heißt mit winzigen Worten werben, um Frieden und Liebe.

Oft reichen die winzigen Worte nicht, vielleicht sind die alten die deutlicheren, die alten Gebote, nicht kirchlich oder christlich sondern mosaisch, aus der Zeit als sich der Glaube an den einen Gott herausgebildet hat.

"Du sollst nicht töten", das 5. Gebot haben wir seit einigen Jahren auf unserem Banner stehen. Ich bin Christin und sage traurig und trotzig: Schade, dass die evangelische Kirche nicht deutlichere Worte gegen die zunehmende Militarisierung findet als Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein - hier ist unser Menschenwille gefragt. Panzer und Munition sind nicht Gott gemacht.

Beim Propheten Jesaja findet sich, versteckt in den schönen Texten der Weihnachtsliturgie ein brutaler und doch hoffnungsvoller Satz: Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Rüstung wird ins Feuer geworfen, also radikal abgerüstet. Kein Gleichschritt und keine Uniform, deren Träger über Leichen gehen.

Ein Kind wird ankündigt als Hoffnungsträger.

Das heißt ganz konkret heute:



Geld für Schulen und Kindergärten und Schwimmhallen statt für Fregatten, Kriegsmuseum, Bundeswehreinsätze im Hindukusch oder Somalia.



Erziehungsgeld für jedes Kind, damit es behütet und umsorgt aufwachsen kann



Aufbauhilfen und ehrliche Entwicklungshilfe für Afghanistan und Afrika, damit alle Kinder in eine friedliche Zukunft blicken könnten......... .schön wäre es.


Aber - wir haben die Chance, unsere Abgeordneten nach solchen Kriterien zu wählen für den neuen Bundestag.

Es heißt mit winzigen Worten werben

Um Frieden und Liebe.

Liebe gibt es nur geschenkt

Aber Frieden ist nicht geschenkt und billig zu haben:

Er kostet Demokratie und Pluralität: also Zeit und Aufwand für Verhandlungen, Bedenken, Kompromisse

Überzeugungsarbeit, ......

Aber all das ist billiger als Krieg

Der kostet das Leben

Und viel Geld: Schon allein die Kriegsbereitschaft, die unsere Regierung in unserem Staat aufrecht hält, kostet Milliarden..

Frieden ist nicht billig zu haben, er verlangt gerechtes teilen und gerechte Teilhabe an dem, was an Ressourcen vorhanden ist Verzicht auf Ausbeutung, Verzicht auf schnelle Gewinne aus ethisch unsauberen Geschäften.

Aber Frieden ist billiger als Krieg

Wenn die Ausgegrenzten sich wehren und um sich schlagen oder sich selber in die Luft jagen, um die anderen - uns- in Angst und Schrecken zu versetzen, um wenigsten einmal im Leben am längeren Hebel zu sein, auch wenn es der letzte ist, dann kostet es Leben und hält die Gewalt Spirale in Bewegung.

Frieden ist nicht billig zu haben, er kostet Vorbereitung und Ausbildung für Friedensfachkräfte, Streitschlichter an Schulen, hochqualifizierte Menschen die in Konflikten zwischen Ethnien, Religionsgruppen und anderen, die sich scheinbar unversöhnlich gegenüberstehen das explosive Feuer wandeln in ein Herdfeuer.

Aber Frieden ist billiger als Krieg. Geld genug ist da, wenn die Bundeswehr verkleinert und am besten aufgegeben wird



Welche Worte finden, gegen:
Krieg ist etwas was die alten erlebt haben
Man kann`s nicht mehr hören.
Dann sage ich: Frieden ist nichts, was man den jüngeren oder älteren überlassen soll:
Gemeinsam, solidarisch geht`s
Krieg ist im Fernsehen, einfach abschalten,
Dann sag ich: So einfach ist der Krieg in Afghanistan, im Irak nicht ab zu schalten, die amerikanische Regierung findet diesen Knopf nicht und sucht sie nicht schon nach dem neuen Knopf für Krieg gegen den Iran?
Krieg ist in der Zeitung, einfach zum Altpapier
Dann sag ich:
Kriegsparteien und Soldaten lassen sich nicht entsorgen wie Altpapier und die kriegs-traumarisierten Menschen möchten leben und nicht weggeworfen und abgewickelt werden.
Krieg ist meistens weit weg
Ich sage:
rieden beginnt immer ganz nah
Es heißt mit winzigen Worten werben
Um Frieden und Liebe
Im Namen der Religionen
Im Namen der Ermordeten
Im Namen der Lebenden
Die leben wollen
Im Gold und Grün unsere Erde


Rose Ausländer 1967



Irmgard Busemann ist Koordinatorin der "Frauen in Schwarz" in Deutschland

E-Mail: friedenfis@web.de

Website: www.friedensfrauen.de
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