Antikriegs-
Tag 2011

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29.08.2011


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Antikriegstag 2011

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für die Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag am 1. September 2011 in Witmarschen / Emsland

Sehr geehrte Damen und Herren!

Marianne Schnelle (in Witmarschen)

Marianne Schnelle (in Witmarschen)



- Sperrfrist: 1. September, Redebeginn: 10 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort! -



Wir sind heute am Antikriegstag hier zusammengekommen um der Opfer zu gedenken, die aus ihrer Heimat verschleppt wurden, vorwiegend aus der Sowjetunion, Polen und anderen Ländern.

Ein besonderes Kapitel ist das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen.

Bis Februar 1942, also nach 8 Monaten des Einmarsches in die Sowjetunion waren schon 2 Millionen, die in deutscher Hand gefallen waren, tot.

In Viehwaggons gestopft, 10 Tage und mehr, so reisten sie gen Westen und erreichten die Grafschaft, halbverhungert.

Als Kind wurde ich Zeuge einer erregten Diskussion zwischen meinem Vater und einem Nachbarn. Dieser war beschäftigt bei der Bentheimer Eisenbahn und in seiner SA-Uniform und redete von Untermenschen und dass die Kriegsgefangenen wie Tiere in die Felder fielen über die Steckrüben und Runkelrüben.

Die Züge fuhren bis Hoogstede und die Häftlinge mussten von daher zumeist zum Sammellager Bathorn laufen und anschließend im Moor, in der Textilindustrie, Landwirtschaft und anderswo schuften und sterben.

Dazu ist mir das Gedicht eingefallen von Hans von Oeyen:



Sagt der eine: Arbeitslosigkeit

sagt der andere: Die Russen kommen!



Sagt der eine: Berufsverbot

sagt der andere: Die Russen kommen!



Sagt der eine: Aufrüstung

sagt der andere: Jaaa, weil die Russen kommen!



Ich habe die Russen gesehen:

sie liegen schon lang in unserem Land

verscharrt in den Massengräbern

erschlagen von meinen Vätern

namenlos unter namenlosen Stein.

(sind halbe Kinder darunter)



Dieses Gedicht wurde in Zeiten des Kalten Krieges geschrieben.

Die Feindbilder haben sich verändert.

Heute muss die westliche Demokratie am Hindukusch verteidigt werden.

Dabei wissen auch die Autoren der Verteidigungspolitischen Richtlinien, dass der so genannte Verteidigungsfall unverändert unwahrscheinlich ist.

Doch dann würde sich unsere Bundeswehr überflüssig machen.

Stattdessen haben wir jetzt Auslandseinsätze, verfassungsrechtlich umstritten, politisch immer fragwürdiger und werden von der Bevölkerung weitgehend abgelehnt, deshalb muss eine drei-millionenschwere Werbung her in Schulen, Medien, Sportvereinen, Freiwilligen Feuerwehren, technischem Hilfswerk und Kulturämtern. Eine flotte Majorin lässt aufspielen, die ansonsten bei Gelöbnissen und Totenfeiern ihre Auftritte hat und viele kommen und merken nicht mal, dass ihnen durch flotte Musik, das Soldatendasein schmackhaft gemacht werden soll. Schritt für Schritt wurden wir an Zustände gewöhnt, die man umgangssprachlich Krieg nennt.

Die militärische Spirale der Gewalt dreht sich immer höher und schneller.

Wir haben jetzt eine Armee im Einsatz, eine Freiwilligenarmee eine Interventionsarmee. Dabei dürfen immer mehr private Sicherheitsfirmen helfen, im Volksmund einfach Söldner genannt. Diese schaffen einen rechtsfreien Raum, haben einen Vorteil, etwaige Tote erscheinen in keiner Statistik, auf keinem Ehrenmal, deren finanzielle Zuwendungen können leicht verschleiert werden und wichtig : bringen keine Unruhe in die Bevölkerung.

Für die neuen Weltordnungskriege mussten 2009 für 3 Jahre noch 3 Drohnen von Israel für 100 Millionen Euro geleast werden, heute ist Deutschland nach den USA führend bei den Waffen der Zukunft. Unbemannte Luftfahrzeuge, so genannte Drohnen deren Piloten tausende von Kilometern entfernt vor einem Monitor sitzen, lösen ihre tödliche Fracht mit einem Joystick aus.

Drohnen können vorher stundenlang auf der Lauer liegen bis zu 500 Pfund Sprengstoff oder bis zu 14 Luft-Boden-Raketen bereithalten, können arbeitsteilig mit bemannten Kampfflugzeugen arbeiten und fordern kaum Opfer unter den eigenen Soldaten.

Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus über die unerhörten Erfindungen der Gewalt. Wahrscheinlich wird diese Art der Kriege auch bei uns auf dem Bombenabwurfplatz Nordhon-Range geübt.

Trotzdem erleben wir täglich Dinge, die man nicht zu denken gewagt hätte.

Es ist gelungen das Bombodrom bei Wittstock zu verhindern.

Auch bei uns muss Schluss sein" mit dem Kriegsvorbereitungsplatz Nordhorn-Range. Es darf keine Gewöhnung an den Krieg geben, ächtet endlich den Krieg.

Den Frieden müssen wir uns erarbeiten.

Leben braucht Frieden.



Marianne Schnell ist aktiv beim AK Frieden, Nordhorn.

E-Mail: marianneschnelle (at) nwn (Punkt) de
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