60 Jahre
Hiroshima


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Hiroshima- und Nagasaki-Tag 2005

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Gedenkveranstaltung und 60. Jahrestag des Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki, 6. August 2005, 19.30 Uhr, Kiel, Hiroshimapark

Grußwort aus Anlass der Lotusblütenaktion am Kleinen Kiel

Rainer Tschorn (in Kiel)

- Sperrfrist: Redebeginn, 06. August 2005, 19.30 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Meine Damen und Herren, liebe Kinder und Jugendliche,
sehr geehrte Frau Wagner-Kolb,

ich begrüße Sie herzlich zur Lotusblütenzeremonie des Arbeitskreises Städtesolidarität hier im Hiroshimapark. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen an diesem Tag und dafür, dass Sie an diesem Abend der Atombombenopfer von Hiroshima und Nagasaki gedenken.

Kofi Annan, der Generalsekretär der Vereinten Nationen redete im Mai dieses Jahres den Verhandlungsführern der 188 beteiligten Staaten ins Gewissen: Sie sollten alles tun, um die Menschheit von der atomaren Bedrohung zu befreien. Leider verhallten Kofi Annans Worte ungehört:

Die Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages ging ergebnislos zu Ende.

Es gibt viele Gründe für das Scheitern der Verhandlungen, die uns heute, am Jahrestag des Abwurfes der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, beschäftigen, meine Damen und Herren.

Da sind zum einen die USA. Sie weigern sich im Zuge der veränderten Sicherheitslage nach dem 11. September, die Verbreitung und Nutzung von Kernwaffen gänzlich auszuschließen.

Und ein gewissermaßen ungeschriebenes Gesetz des Vertrags ist weggefallen: Die früheren Supermächte hatten eine Art Gewähr dafür übernommen, dass in ihrem Einflussbereich keine neuen Nuklearmächte entstehen sollten. Inzwischen sind die Einflussbereiche aufgelöst und Nuklearwaffen sind zu einer politischen Waffe geworden. Länder wie Nordkorea oder der Iran stehen unter Verdacht, nuklearwaffenfähig zu sein. Und sie drohen mehr oder weniger offen damit, diese Waffen auch einzusetzen.

Um so mehr müssen wir interessiert sein an Verhandlungen, wie sie mit Nordkorea und mit dem Iran geführt werden mit dem Ziel, eine Atomwaffenproduktion dort zu verhindern.

In Hiroshima und Nagasaki verloren am 06. und 09. August 1945 über 200.000 Menschen durch zwei Atombomben ihr Leben. Mehrere 100.000 Männer, Frauen und Kinder starben in den folgenden Jahrzehnten qualvoll an den Spätfolgen der atomaren Verseuchung oder leiden noch heute darunter. In Kiel und in vielen anderen Städten finden daher heute, am 6. August, Gedenkveranstaltungen für die Opfer statt.

Auf diese tödliche Erfahrung, meine Damen und Herren, geht auch die Mitgliedschaft Kiels in der Initiative "Städtesolidarität für den Frieden und atomare Abrüstung" zurück. Sie wurde 1982 von den Bürgermeistern von Hiroshima und Nagasaki auf der Weltkonferenz der "Bürgermeister für den Frieden" (Mayors for Peace) ins Leben gerufen. Mehr als 1.000 Bürgermeister in über 100 Ländern setzen sich heute dafür ein, dass Atomwaffen in aller Welt abgeschafft werden. Seit 1987 kümmert sich der "Arbeitskreis Städtesolidarität Kiel" darum, die Initiative mit Leben zu füllen.

Mit Veranstaltungen wie der jährlichen Lotosblütenzeremonie, mit Ausstellungen, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen erneuern wir Kielerinnen und Kieler jedes Jahr aufs Neue unser Bekenntnis zum Frieden. Diesen Zweck verfolgt auch der Aufsatz-Wettbewerb, an dem Kieler Schülerinnen und Schüler im Jahr 60 nach Hiroshima und Nagasaki teilgenommen haben.

Ich begrüße daher namentlich Friederike Dronka und Steven Longfei Yan vom Gymnasium Wellingdorf und Lilith Bizer von der Ellerbeker Schule und Oliver Herrmann von der Matthias-Claudius-Schule Elmschenhagen und freue mich, dass wir alle gleich Eure Gedanken zu einer friedlichen Welt hören dürfen.

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auch noch auf eine Ausstellung der Organisation der "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" im Kieler Rathaus lenken, die dort bis zum 18. August zu sehen ist. Sie zeigt in z.T. beklemmenden Bildern und Texten sehr beeindruckend die Folgen des Atombombenabwurfes auf die beiden Städte Hiroshima und Nagasaki.

Meine Damen und Herren, liebe Gäste, noch heute gibt es Überlebende oder Kinder von Überlebenden, die darunter leiden, dass sie den atomaren Strahlen direkt oder indirekt ausgesetzt waren.

Ich erinnere an den Besuch von Herrn Takahashi, dem ehemaligen Direktor des Atombombenmuseums in Hiroshima im vergangenen September hier in Kiel. Er ist einer derjenigen, die den Angriff - damals war er vierzehn Jahre alt - überlebt haben, wenn auch mit großen gesundheitlichen Schäden. Herr Takahashi hat in einem beeindruckenden Vortrag, unterlegt mit gezeichneten Bildern, im Kieler Rathaus und im Legienhof über das Inferno von vor 60 Jahren berichtet.

Meine Damen und Herren,

Hiroshimas heutiger Bürgermeister Akiba wird wie auch seine Vorgänger nicht müde, an alle Staaten der Welt zu appellieren, sich für die Ächtung von Atomwaffen einzu-setzen und alle Bestrebungen einzustellen, atomare Waffensysteme zu modernisieren. Auch hier in Kiel werden wir uns - soweit es in den Möglichkeiten einer Kommune liegt - immer wieder für die nukleare Abrüstung stark machen.

Wir nehmen den 60. Jahrestag des Atombombenabwurfes auch zum Anlass, hier im Hiroshima-Park im Rahmen der Interkulturellen Wochen am 25. September einen neuen Friedenspfahl zu pflanzen, nachdem der bisherige leider dem Vandalismus zum Opfer gefallen ist. Es werden darauf in dänischer, russischer, japanischer und deutscher Sprache die Worte zu lesen sein: "Möge Friede auf Erden sein".

In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihr Kommen und wünsche uns und unseren Kindern eine friedliche und eines Tages hoffentlich auch atomwaffenfreie Welt.



Rainer Tschorn ist Stadtpräsident der Landeshauptstadt Kiel.

E-Mail: monika.dietrich@kiel.de

Website: www.kiel.de/Aemter_01_bis_20/05/Politik/stadtpraesident.htm
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