65 Jahre Hiroshima

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09.08.2010


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65 Jahre Hiroshima

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Rede anläßlich der Gedenkfeier 65 Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6. August 2010, 18 Uhr, am Beueler Rheinufer

Ich grüße heute alle, die wie ich den Frieden lieben

Horst Naaß (in Bonn)



- Es gilt das gesprochen Wort -



und deshalb hierher gekommen sind, um eines tragischen

und traurigen Tages in der Geschichte der Menschheit zu gedenken.

Und ich danke der Friedensinitiative Beuel und ihren Partnern von "Ärzte gegen den Atomkrieg" und auch der "Deutschen Friedensgesellschaft" für die Einladung, dies gemeinsam am Beueler Ufer zu tun.

Sie alle kennen die Fakten: Am 6. August 1945 warfen die Vereinigten Staaten von Amerika die erste Atombombe der Welt über der japanischen Stadt Hiroshima ab, drei Tage später eine zweite über der Stadt Nagasaki.

Der damalige US-Präsident Harry S. Truman erreichte sein politisches Ziel: die japanische Kapitulation.

Wir stehen heute hier und wissen von dem Preis dieser Kapitulation. Und wir hoffen mit aller Kraft, dass wir mit vereinten Kräften dazu beitragen können, dass Hiroshima sich niemals wiederholt.

Dass wir mit unserem Mut und unserer Leidenschaft dafür sorgen können, dass Frieden ÜBERALL Leitbild politischen Handelns wird.

Ich bin 70 Jahre alt. 65 davon durfte ich im Frieden leben. Ich wünsche mir, dass auch den kommenden Generationen so viel Glück zuteil wird.

Ich weiß, wovon ich rede, denn ich wurde 1940 geboren und erlebte die Zeit mit, als hier in Deutschland und überall in Europa Bomben fielen und Menschen starben.

Ich konnte nichts dagegen tun - und verstand auch nicht, was um mich herum passierte. Aber die Angst, die habe auch ich gefühlt.

Die kleine Japanerin Sadako Sasaki war erst zwei, als bei ihr zuhause die Bombe fiel. Eine neue Bombe, deren Ausmaß von Tod und Verheerung niemand vorher kannte.

Eine Bombe, die "little Boy" genannt wurde und Kinder wie Erwachsene tötete.

Die kleine Sadako überlebte mit zwei Jahren, wuchs heran zu einem fröhlichen, sportlichen Schulmädchen.

Zehn Jahre später holte die Bombe sie ein. Bei Sadako wurde Leukämie festgestellt.

Viele von ihnen kennen die Geschichte von Sadako und wissen von den Papierkranichen, die das Symbol ihrer Hoffnung waren.

Sadako starb nach 14monatiger schwerer Krankheit - aber ihre Kraniche wurden zum Wahrzeichen des Lebens, des Friedens und des Widerstands gegen den Atomkrieg.

Menschen aus der ganzen Welt schicken heute ihre Kraniche und Gedanken nach Hiroshima und Nagasaki.

Und seit dem 6.8.1990 gibt es auch in den Vereinigten Staaten eine Stätte, an der in besonderer Weise der Opfer gedacht wird.

Im Seattle Peace Park steht auch eine Statue der kleinen Sadako mit einem Papierkranich in der Hand. Sadako ist tot - aber sie ist lebendig in den Herzen der vielen Kinder und Erwachsenen, die ihr zum Gedenken Papierkraniche falten und damit ein Zeichen für den Frieden setzen.

Wir wissen, dass in Hiroshima und Nagasaki 92.000 Menschen sofort starben, weitere 130.000 bis zum Jahresende unter furchtbaren Qualen,

Unzählige starben in den folgenden Jahren und Jahrzehnten an ihren Verstümmelungen und an schweren Krebserkrankungen als Folge der Bombe.

Auch heute noch kommen Kinder verstümmelt oder mit genetischen Defekten zur Welt.

340.000 Hibakushas, überlebende und schwer gezeichnete Opfer der Atombomben, gibt es in Japan noch. Menschen, denen ihr Leben gestohlen wurde.

So etwas darf nie wieder passieren. Nirgendwo. Und jeder von uns kann etwas dazu beitragen. Von der Konfliktprävention im kleinen bis zum politischen Engagement im Großen.

Vom Erinnern zur Zukunftsperspektive. Frieden braucht Toleranz, gegenseitiges Verstehen und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen.

Deshalb bin ich auch froh, dass wir der 1982 vom Oberbürgermeister von Hiroshima gegründeten Vereinigung der Mayors for Peace angehören.

Die Erinnerung ist lebendig. Das ist gut so. Auch in Jahrzehnten wird es Menschen geben, die das Lied von Wishful Thinking hören und dabei vielleicht Tränen in den Augen haben. Es wird Menschen geben, die die Geschichte der kleinen Sadako hören und beginnen, Kraniche zu falten.

Es wird Menschen geben, die ihre Erinnerungen teilen und andere, die daraus lernen. Und es wird ganz bestimmt Menschen geben, die wie wir heute aufstehen und mit Blumen in der Hand für den Frieden eintreten!



Horst Naaß ist 2. Bürgermeister der Bundesstadt Bonn.

E-Mail: Horst (Punkt) Naass (at) T-Online (Punkt) de

Website: www.bonn.de
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