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vom:
20.04.2003


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Rede beim Ostermarsch in Saarbrücken, 19. April 2003

Andreas Hämer

Liebe FriedensfreundInnen!

Gut, dass ihr auch heute wieder gekommen seid. Wir müssen dranbleiben! Ich werde jetzt keine lange Rede halten. Irgendwann wiederholt es sich. Ich will jetzt nur zwei Dinge ansprechen, die mir in den letzten Tagen wichtig geworden sind.

Das erste: Der Krieg ist nicht aus! Er ist jetzt so wenig aus, wie er vor ein paar Wochen, am 20.3., angefangen hat. Darum gibt es keinen Grund, wieder zur alten Tagesordnung überzugehen. Der Krieg geht weiter: der Krieg der Reichen und Superreichen gegen die Armen.

Dass wir den Krieg nicht verhindern konnten, dass haben wir wohl geahnt. Noch ist es so, wie der Volksmund sagt: Die da oben machen, was sie wollen - die amerikanische und die britische Regierung direkt mit ihrem völkerrechtswidrigen Krieg und unsere Regierung indirekt mit ihrem halbherzigen Jein. Trotzdem gibt es keinen Grund zur Resignation, besser: kein Recht zur Resignation. im Gegenteil. Rund um den Erdball ist es in einer riesigen Friedensbewegung gelungen, eine Verschleierung des Völkerrechtsbruchs und eine Rechtfertigung des Krieges bloßzustellen. Das ist immerhin ein politischer Erfolg, Wir werden uns auf dem Erfolg nicht ausruhen, sondern weitermachen. Nicht unbedingt mit den wöchentlichen Montags-Demos. Das könnte bald ausleiern und auch unsere Kräfte überstrapazieren. Wir brauchen auch Zeit zur Besinnung, zur Reflexion. Wir haben allen Grund, wachsam zu sein. Die Drohungen gegen die nächsten Kandidaten auf der vermeintlichen Achse des Bösen sind nicht zu überhören - und ebenso wenig die absurde Konsequenz unseres Verteidigungsministers Struck, der jetzt eine tüchtige Aufstockung des Rüstungshaushaltes fordert.

Wir setzen dem entgegen die Forderung nach einem Frieden, der auf Gerechtigkeit aufgebaut ist und den die Beteiligten selbst aushandeln. Wer das Völkerrecht so kaltschnäuzig und arrogant bricht wie unsere angeblichen Freunde, der gehört vor ein internationales Gericht.

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Das zweite, was ich sagen möchte, betrifft genau diese vielbeschworene Freundschaft.

Wer oder was definiert eigentlich Freundschaft oder Feindschaft? Offensichtlich die politischen Interessenslage. Aber wo Freundschaft so definiert wird, da wird immer zugleich auch ein Feindbild aufgebaut. Aus dem Grunde sind wir in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder verdächtigt worden, den Anti-Amerikanismus zu schüren. Merkwürdigerweise sogar aus den Reihen der Friedensbewegung selbst wurden solche Vorwürfe laut. Ich finde diesen Vorwurf einfach dumm - ebenso dumm wie alle Versuche, sich auf einzelne Personen wie Bush oder Rumsfeld einzuschießen. Für all unsre Einwände gegen diese Kriegspolitik der amerikanischen und britischen Regierung können wir uns gerade auf wichtige amerikanische Stimmen berufen. Überall wo von Scheiß-Amis die Rede ist, bringe ich diese Stimmen zu Gehör.

Mir ist die deutsch-amerikanische Freundschaft zu eng. Für mich gibt es ebenso eine deutsch irakische Freundschaft, eine deutsch syrische und eine deutsch-nordkoreanische Freundschaft, natürlich auch eine deutsch-israelische Freundschaft - und weil das zu lang wird, sprechen wir einfach von Völkerfreundschaft. Einer Freundschaft, die Interessensgegensätze und Anderssein aushält und nicht die dunkle Folie von Hass und Feindschaft braucht.

Ich trage jetzt seit einigen Wochen ein Button auf der Jacke: "Ich hab Familie im Irak!" Darauf werde ich immer wieder angesprochen. "Wirklich?" - "Ja, wirklich!" Manchmal muss ich das dann erst ausführlicher erklären. Euch hier sicher nicht. Denn genau dafür demonstrieren wir ja letztlich: Für Völkerfreundschaft und Frieden.


Andreas Hämer ist Pfarrer der des Ev. Versönungskirche in Völklingen.

E-Mail:   a.haemer@web.de
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